Die Zeit ist reif für Historisches
Der FC Hagen/Uthlede will über Pfingsten die Landesliga-Meisterschaft perfekt machen
Ob die Meister-Shirts wohl schon gedruckt sind? Schon möglich. Und ob die große Meistersause bereits geplant ist? Vielleicht. Als Außenstehender könnte man sich beim FC Hagen/Uthlede derzeit mit vielen reizvollen Themen beschäftigen. Doch all diese Gedanken versucht Carsten Werde von seinem Team fernzuhalten. An diesem Sonnabend tritt sein Team beim SV Emmendorf an (Anpfiff 16 Uhr), am Montag folgt die Heimpartie gegen den VfL Westercelle (Beginn 15 Uhr).
Einen Sieg benötigt der Tabellenführer noch aus den drei verbleibenden Saisonspielen, um die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga Lüneburg – und somit auch den Aufstieg in die Oberliga Niedersachsen – endgültig unter Dach und Fach zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit ist also verdammt hoch, dass das Pfingstwochenende 2018 zu einem für die Hagener Klubhistorie historischen Wochenende wird. Und da würde es doch nur naheliegen, wenn man als Spieler oder Trainer auch schon mal ein paar Gedanken an andere Themen verschwendet.
Doch genau das will Werde auf keinen Fall zulassen. „Wir wissen nur zu gut, dass die volle Konzentration da sein muss für die anstehenden Spiele“, sagt der FC-Coach. Entsprechend ruhig sei die Stimmung auch auf der Busheimfahrt vom Auswärtsspiel in Uelzen am Mittwochabend gewesen. Na klar, kurz nach dem 1:0-Siegtreffer von Michel Klimmek in der vierten Minute der Nachspielzeit seien die Emotionen bei allen Hagenern komplett übergekocht. „Aber auf der Rückfahrt waren wir einfach nur kaputt und fokussiert auf das Emmendorf-Spiel“, verrät Werde.
Nun kann und soll beim Tabellendritten, diesem unglaublich starken Aufsteiger aus Emmendorf, der letzte Schritt getan werden. Und das Drehbuch könnte eigentlich passender nicht sein: Viermal in Folge ist der kleine Verein aus der Nähe von Uelzen Meister der Bezirksliga 1 geworden. Erst in diesem Jahr durfte Emmendorf aber aufsteigen. „Die haben also Übung im Feiern von Meisterschaften und wollen ja vielleicht auch dieses Jahr nicht ganz auf eine Sause verzichten“, gibt Werde schmunzelnd zu Protokoll. Natürlich weiß der Hagener Trainer: Kampflos wird sich der SV Emmendorf ganz gewiss nicht geschlagen geben.
„Sie stehen absolut zu Recht auf diesem dritten Platz, haben eine großartige Saison gespielt“, so Werde. Gleiches trifft aber natürlich in noch größerem Ausmaß auf sein eigenes Team zu. Mit begeisterndem Offensivfußball haben die Hagener in dieser Spielzeit der Landesliga ihren Stempel aufgedrückt. Und von dieser Marschroute will Werde auch am Sonnabend nicht abrücken: „Diese Ausrichtung hat uns stark gemacht, wir werden auch in Emmendorf versuchen, unser Spiel durchzubringen.“ Ausgerechnet der Torschütze vom Mittwochabend wird dabei aber nicht helfen können.
Michel Klimmek sah in Uelzen seine fünfte Gelbe Karte und wird das vielleicht schon entscheidende Spiel verpassen. Auch die drei Dauerverletzten Tim Grundmann, Kai Diesing und Lars Janssen werden nicht einsatzbereit sein. Ansonsten stehen aber alle Akteure Gewehr bei Fuß. Auch Hannes Frerichs übrigens. Der Torwart, der erst in der Winterpause vom Blumenthaler SV zum FC Hagen/Uthlede gewechselt war, wird aber nur noch zweimal mit den Grün-Schwarzen auf Reisen gehen. Diesen Sonnabend und am letzten Spieltag nach Meckelfeld. Dann ist das Kapitel Hagen/Uthlede für den 23-Jährigen schon wieder beendet.
Frerichs wird im Sommer zum ambitionierten Bremen-Ligisten FC Oberneuland wechseln. „Natürlich hatten wir das anders erhofft“, gibt Werde zu, dass er Frerichs eigentlich und vor allem auch mit Blick auf den möglichen Oberliga-Aufstieg geholt hatte. „Aber ein Hannes Frerichs gehört nun mal eigentlich nicht auf die Ersatzbank. Und er hat sich hier absolut einwandfrei verhalten das halbe Jahr über“, ergänzt der FC-Coach, der sich bekanntlich nach der Wintervorbereitung auf Yannick Becker als alte und neue Nummer eins festgelegt hatte.
All das spielt an diesem Sonnabend aber keine Rolle. Der FC Hagen/Uthlede will Historisches schaffen. Der Oberliga-Aufstieg wäre der Höhepunkt der noch jungen Vereinsgeschichte. Und auch wenn offiziell keine Feier geplant ist – für den Fall der Fälle ist Carsten Werde ziemlich optimistisch: „Wenn es wirklich klappt, dann ist die Busfahrt ja zum Glück lang genug. Da können sich die Jungs dann ja noch spontan was überlegen.“
Quelle: Weser-Kurier vom 19.05.2018 verfasst von Tobias Dohr