Sechs Treffer an der falschen Wand
Hagens Kai Diesing erlebt bei seinem Auftritt im ZDF-Sportstudio unvergessliche Momente
Es gibt da diese Legende vom Konfettiregen, den noch nie jemand gesehen hat. Eines Tages soll er herunter regnen, in einem Fernsehstudio in Mainz. Im aktuellen Sportstudio des ZDF soll es jenen besagten Konfettiregen geben, sobald ein Schütze an der berühmtesten Torwand des Landes sechs Mal getroffen hat. Gelungen ist das bisher noch niemandem. Seit 1964 wartet die Nation nun schon auf drei Treffer unten und drei Treffer oben. Auch Kai Diesing ist dieses Kunststück nicht geglückt.
Dabei war der Mittelfeldspieler vom FC Hagen/Uthlede ganz nah dran. Im Prinzip war es ein klassischer Fall von „falsche Zeit, falscher Ort“. Denn im Vorlauf zur Sendung hatte sich Diesing schon mal an einer „Probe-Torwand“ warmschießen dürfen. Er tat dies – wie später in der Sendung auch – mit ziemlich viel Power und einer eher selten gesehenen Technik. Kurz zuvor hatte Diesing die Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein kennengelernt, und die riet ihm wohl noch dazu, lieber eine etwas weichere Schusstechnik anzuwenden. Diesing verneinte – und zimmerte kurzerhand sechs Schüsse hintereinander punktgenau ins Ziel.
Tagessieg an Breitenreiter
Diese Quote konnte der 25-Jährige später in der Sendung nicht bestätigen. Immerhin einmal traf der Hagener, genau wie Hannovers Manager Horst Heldt. 96-Coach Andre Breitenreiter versenkte das Leder allerdings zweimal. Mit dem Tagessieg an der Torwand wurde es also nichts für Diesing, dennoch wird dieser Samstagabend auf ewig unvergessen bleiben für den Filigrantechniker. Gemeinsam mit seinem guten Kumpel Nicklas Grundmann, Bruder von Mitspieler Tim Grundmann, machte sich Diesing am Samstagmittag auf den Weg nach Mainz.
Im Studio angekommen, ging es nach einer kurzen Führung in den VIP-Bereich, wo es Getränke satt sowie ein reichhaltiges Buffet gab. Nach den bereits erwähnten Probeschüssen ging es für Diesing dann in die Maske, wo der Hagener professionell geschminkt wurde. Kurz vor dem Auftritt traf Diesing dann zum ersten Mal auf Horst Heldt und Andre Breitenreiter. Den beiden Hannoveranern, die immerhin als aktueller Bundesliga-Tabellenführer im Sportstudio zu Gast waren, musste der Hagener dann erst einmal erklären, wie er sich für die Torwand qualifiziert hatte.
Ein direkt verwandelter Freistoß in den Torwinkel aus gut und gerne 25 Metern war die Eintrittskarte für Diesing auf die große Showbühne gewesen. Bei der Bornreiher Sportwoche hatte der Mittelfeldmann diesen herrlichen Treffer im Finalspiel gegen den FC Hambergen erzielt. Bei einer Internet-Abstimmung setzte sich Diesing dann gegen andere sehenswerte Treffer durch.
Im Sportstudio musste er sich dem Profi geschlagen geben. „Ich hätte gerne gewonnen, aber da muss man auch Glück haben“, sagte Diesing nach seinem aufregenden Auftritt, der dann doch kurzzeitig für erhöhten Pulsschlag gesorgt hatte. Kein Wunder, immerhin sahen ihm 2,26 Millionen Menschen an den Fernsehschirmen bei seinem Torwand-Abenteuer zu. „Es waren alle super nett. Frau Müller-Hohenstein ist unwahrscheinlich professionell. Das war einfach ein tolles Erlebnis“, zog Diesing ein rundum zufriedenes Fazit.
Übrigens: Ganz knapp dran am Konfettiregen waren bisher erst acht Fußballer: Günter Netzer erzielte am 18. Mai 1974 erstmals fünf Treffer. Dies gelang in den 43 Jahren danach nur noch Rudi Völler, Reinhard Saftig, Matthias Becker, Rolf Fringer, Frank Pagelsdorf, Frank Rost – sowie dem langjährigen Trainer des VSK Osterholz-Scharmbeck und damaligen Werder-Profi Günter Hermann.
Quelle: Weser-Kurier vom 21.09.2017 verfasst von Tobias Dohr