Ein Punkt für alle
Warum der SV Blau-Weiß Bornreihe und der FC Hagen/Uthlede mit dem 1:1 gut leben können
Es fühlte sich zumindest nicht schlecht an, das erste Unentschieden der Saison. „Am Ende ist es ein Punkt mehr, den wir gerne mitnehmen“, sagte Nils Gresens, der Trainer des SV Blau-Weiß Bornreihe, nach dem 1:1 (0:0) gegen den FC Hagen/Uthlede. Und am Ende war es ein Punkt mehr, den der Tabellenführer der Fußball-Landesliga Lüneburg auf seinen Verfolger TuS Harsefeld gutgemacht hatte. Die Harsefelder verloren parallel nämlich gegen den FC Verden 04. Als Profiteure betrachteten sich Nils Gresens und sein Trainerkollege Frank Meyer jedoch nicht. „Wir dürfen Verden nicht außer Acht lassen. Die haben noch ein Nachholspiel und können den Rückstand verkürzen“, mahnte Meyer an. Bei einem Sieg der Verdener hätten die „Moorteufel“ auf den neuen, ersten Verfolger also sogar zwei Zähler eingebüßt.
Grundsätzlich zeigte sich das Bornreiher Trainerduo aber einverstanden mit dem, was seine Mannschaft auf den Platz gezeigt hatte. Ein entscheidender Aspekt jedoch fehlte. „Es hat uns heute etwas das Spielglück gefehlt“, bezog sich Nils Gresens vor allem auf die Schlussphase der Partie, in der die Bornreiher die Gäste aus Hagen stark unter Druck setzten und Philip Bähr und Justin Dähnenkamp nur den Pfosten trafen. Bereits unmittelbar nach dem Wiederbeginn war Kai Diesing mit einem Schuss von der Strafraumkante am Aluminium gescheitert. Es sollte irgendwie nicht sein, obwohl die Bornreiher in dieser Saison durch drei Siege in der Nachspielzeit wertvolle Punkte gesammelt haben. „Aber wenn wir noch den Siegtreffer gemacht hätten, dann hätte das nichts mit Glück zu tun gehabt“, stellte Frank Meyer klar. Sondern sei letztlich Ausdruck der Kräfteverhältnisse auf dem Platz gewesen.
Hagens Trainer Tjark Seidenberg wollte das klare Chancenplus der Bornreiher gar nicht in Abrede stellen. „Ich finde aber, dass der Punktgewinn von uns nicht unverdient war“, so Seidenberg. Er haderte hinterher ein wenig mit dem schnellen Gegentor zum 1:1 durch Justin Dähnenkamp. „Mit dem Tor haben wir gemerkt: Wir haben etwas zu verlieren. Dabei haben wir es doch vorher sehr gut verteidigt“, meinte Hagens Coach. Sein Team hatte nach zwei abgeblockten Schüssen unmittelbar nach Beginn im ersten Spielabschnitt nur eine echte Torchance zugelassen. Dabei leistete Hagens Abwehrchef Timo Dressler per Querschläger unfreiwillige Vorarbeit für Justin Dähnenkamp, der aus kurzer Distanz aber selbst wohl zu überrascht war und den Ball neben das Tor setzte (33.).
In der zweiten Hälfte provozierten die „Moorteufel“ bis auf den Schuss von Kai Diesing zu Beginn nichts wirklich Zwingendes mehr, ehe auf der Gegenseite jener Timo Dressler die Tür zur Überraschung ein Stück öffnete, als er knapp 20 Minuten vor dem Ende zu einem echten Kunstschuss ausholte. Die im Spielaufbau befindlichen Bornreiher verloren das Leder, und der Hagener sah, dass Keeper Henner Lohmann noch weit vor seinem Tor stand – und traf den Ball so perfekt, dass er aus 40 Metern direkt im Bornreiher Torwinkel landete (72.). „Das kann er“, meinte Seidenberg zu seinem Schützling, der für seine gute Schusstechnik bekannt ist.
Die Reaktion auf diesen unverhofften Nackenschlag – der FC Hagen/Uthlede hatte zuvor lediglich sporadische Angriffsbemühungen vorzuweisen – gefiel dem Bornreiher Trainerduo jedoch. „Wir haben nicht die Köpfe hängen lassen, sondern eine schnelle Antwort gegeben. Das war gut und wichtig“, meinte Nils Gresens zum Ausgleich von Dähnenkamp, der in eine halbhohe Flanke von Hendrik Lütjen grätschte (75.). Natürlich wollten die Hausherren vor gut 450 Zuschauern nun mehr. „Und bei uns ratterte es im Kopf“, bemerkte Seidenberg, der gerade in der Schlussphase sehr viel von außen auf seine Mannschaft einredete, Anweisungen gab, ihr Mut zusprach, um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie im Hinspiel. Zur Erinnerung: Das 1:2 seinerzeit war der erste von drei Bornreiher Last-Minute-Siegen in dieser Saison. „Wir haben eine gute Auswärtsleistung gezeigt. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir fußballerisch nach vorne mehr Lösungen finden, nicht so viele Bälle verlieren. Das können wir besser. Es stimmt, dass wir auch heute sehr viel über Geschlossenheit gekommen sind. Aber ich will uns nicht darauf reduzieren und ich will mit den Jungs auch daran weiter arbeiten“, so Seidenberg.
SV Bornreihe: Lohmann – Sperling, van Koll, Müller, Linne, Marafona da Costa (74. Bähr), Lütjen, Diesing, da Rocha Nunes, Menger, Dähnenkamp
FC Hagen/Uthlede: Koch – Schoppenhauer, Franke, Dressler, Deppe, Tienken, Duell, Hinte (81. Lehmkuhl), Hausmann, Klaus (63. Meyer), Hasselmann
Tore: 0:1 Timo Dressler (72.), 1:1 Justin Dähnenkamp (75.)
Quelle: Weser-Kurier vom 05.12.2022 verfasst von Dennis Schott