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Am Ende geht gar nichts mehr

FC Hagen/Uthlede präsentiert sich beim 0:3 gegen Spelle-Venhaus von einer erschreckend schwachen Seite

Es war eine Szene mit Symbolcharakter: Da war endlich mal ein schöner Diagonalpass bei Kai Diesing angekommen und der Hagener Flügelstürmer alleine auf dem Weg Richtung Grundlinie, als er beim Versuch den Ball in die Mitte zu passen ohne Fremdeinwirkung und wie aus heiterem Himmel wegrutschte. Nicht nur Diesing und seine Mitspieler, sondern auch der Großteil der rund 250 Zuschauer wusste in diesem Moment in der 71. Minute: Heute geht einfach gar nichts. Und so stand rund 20 Minuten später eine völlig verdiente und ernüchternde 0:3 (0:1)-Niederlage von Oberligist FC Hagen/Uthlede gegen den SC Spelle-Venhaus zu Buche.

Weit schwerer als das Missgeschick von Kai Diesing wog aber die Erkenntnis, dass gegen diesen SC Spelle-Venhaus durchaus etwas möglich gewesen wäre. Denn die Emsländer waren keineswegs dominant oder spielerisch überzeugend aufgetreten – zumindest mit Blick auf die ersten 45 Minuten. Da hatten sogar die Hausherren die erste dicke Chance auf ihrer Seite gehabt. In der zwölften Minute visierte Kai Diesing die lange Ecke an, Spelles Torwart Bernd Düker konnte den Ball so gerade eben noch an die Latte lenken.

Beide Teams fehlerhaft

Nach dieser Szene entwickelte sich eine ziemlich zerfahrene Oberliga-Partie, in der beiden Teams anzusehen war, dass sie zuletzt ein paar Nackenschläge zu verdauen gehabt hatten. Spielerisch ging auf beiden Seiten so gut wie gar nichts, meist wurde mit langen Diagonalbällen agiert und auf die zweiten Bälle gepresst. Doch auch das gelang beiden Teams viel zu selten, wodurch der Ballbesitz sehr oft die Seiten wechselte.

„Sie spielen genauso, wie wir sie erwartet haben“, rief Hagens Coach Benjamin Duray ein ums andere Mal und erläuterte nach Schlusspfiff: „Wir hatten einen ganz klaren Plan für die Spielweise des Gegners.“ Alleine umsetzen konnten es die Hagener beinahe zu keiner Minute. Spelle-Venhaus entwickelte ab der 20. Minute ein leichtes Übergewicht, ohne wirklich zwingend zu werden. Einmal parierte Hagens Keeper Yannick Becker stark gegen Sascha Wald, viel mehr passierte nicht. Als viele schon mit einem 0:0 zur Pause rechneten, schlugen die Gäste doch noch zu.

Wie eine Schülermannschaft

Patrick Siemer wurde am Sechzehner nicht richtig attackiert, der Schuss von Sascha Wald wurde abgefälscht und fiel Steffen Wranik vor die Füße, der flach ins lange Eck vollstreckte. Auch die erste dicke Chance der zweiten Hälfte gehörte dann zunächst den Hagenern. Diesmal war es Luca Mittelstädt, der aus zentraler Position aus zehn Metern genau Bernd Düker anvisierte. Besser machte es auf der Gegenseite Philipp Elfert, der am Sechzehnereck viel zu zögerlich attackiert wurde und den Ball wunderschön in die lange Ecke zirkelte (58.).

Noch schöner – zumindest aus Sicht der Gäste – war dann das 3:0. Über insgesamt sieben Stationen kombinierten sich die Speller teilweise direkt durch die Hagener Hälfte und spielten so Torschütze Wranik wunderbar frei. Aus Hagener Sicht deckte dieser Gegentreffer die Defizite einer ganz schwachen zweiten Hälfte schonungslos auf. Die FC-Spieler liefen nur nebenher, verpassten mehrfach die Möglichkeit, energisch dazwischen zu gehen, und sahen am Ende wie eine Schülermannschaft aus.

Auch ein Dreifach-Wechsel brachte keine Belebung mehr ins Hagener Spiel. Stattdessen klärte Yannick Becker zweimal in höchster Not und verhinderte so eine noch höhere Niederlage, ein weiterer Treffer des SC Spelle-Venhaus wurde wegen Abseits nicht anerkannt. Und dann stand noch einmal Kai Diesing im Mittelpunkt. Als er zu einem Schuss ansetzte spitzelte Adrian Lenz ihm den Ball vom Fuß, woraufhin Diesing nur das Bein des Gegenspielers traf. Der alles in allem gut pfeifende Schiedsrichter Felix Bahr entschied sofort auf Strafstoß, nahm diesen aber nach kurzer Rücksprache mit seinem Assistenten zurück – was durchaus angemessen war, denn der Klärungsversuch von Lenz ging ganz klar Richtung Ball.

Das wussten am Ende auch Kai Diesing und der Rest der Hagener Truppe, der gar nicht mehr groß protestierte. Erstens stand es zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon 0:3, zweitens war allen in diesem Moment längst klar: Hier geht heute gar nichts mehr.


Quelle: Weser-Kurier vom 06.09.2021 verfasst von Tobias Dohr