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Zocken für das Teamgefühl

Beim Esport-Nordcup treten Firmen gegen Profiteams wie die Bremerhaven Seahawks an – Beide profitieren davon

Die Zeit des Einspielens ist für die Teilnehmer des Esport-Nordcups vorbei. Seit Mittwoch wird in der Zwischenrunde ausgesiebt, um aus 17 Mannschaften die acht Teams für die Playoffs herauszufiltern. „Jetzt geht es ans Eingemachte. In der Vorrunde konnte man ja nicht rausfliegen. Trotzdem geht es uns weiter vor allem um Spaß“, sagt Malte Rust über das Konsolen-Turnier, das im November als Pilotprojekt gestartet ist.

Rust arbeitet für das Bremer Unternehmen Merentis, das in der IT-Branche tätig ist. Aus der ursprünglichen Idee, ein firmeninternes Turnier für die eigenen Mitarbeiter aufzulegen, sei der Esport-Nordcup entstanden. Unter dem Motto „Der Norden zockt!“ konnten die Initiatoren von Merentis schnell weitere Mitstreiter gewinnen. Dazu zählen die AOK Bremen/Bremerhaven, die Volksbank Bremerhaven-Cuxland und die SG Stern, der Betriebssportverein des Bremer Mercedes-Werks.

Das Besondere am EsportNordcup ist, dass sich Firmenmannschaften mit Teams aus dem Profi- und Leistungssport an der Konsole messen können. So sind neben den Basketballern der Eisbären Bremerhaven unter anderem auch die Footballer der Bremerhaven Seahawks, die Fußballerinnen des FC Geestland und die Kicker des FC Hagen/Uthlede sowie die Tischtennis-Cracks des TSV Lunestedt dabei. „Der Anreiz liegt nicht beim Gewinnen. Aber dass diese Profiteams mitmachen, hat bei vielen Teilnehmern die Motivation noch mal erhöht. Wann hat man schon mal die Chance, gegen die Eisbären Bremerhaven zu spielen?“, erklärt Rust das Turnierkonzept.

„Wann hat man schon mal die Chance gegen die Eisbären Bremerhaven zu spielen?“ Malte Rust, Mitbegründer des Esport-Nordcups

Auch die Sportler sehen den Esport-Nordcup als gute Gelegenheit–nicht, um fit zu bleiben, denn das dürfte beim Joggen besser klappen als beim Zocken von „Fifa 2020“. Aber da der Trainings- und Spielbetrieb bei vielen Mannschaften zurzeit coronabedingt ruht, sind Alternativen zum normalen Sportgeschehen gerne gesehen. „Man kann ein bisschen auf sich aufmerksam machen, damit man nicht ganz von der Bildfläche verschwindet“, betont Fabian Fuß, Sportdirektor der Seahawks, und ergänzt: „Wir hatten jedenfalls keine Probleme, bei uns im Team Spieler zu finden, die da mitmachen wollten.“

Dazu zählt auch Dennis Hinz, der die OSC-Footballer an der Konsole vertritt: „Das ist auf jeden Fall eine coole Sache.“ Der angehende Abiturient der Kaufmännischen Lehranstalten (KLA) in Bremerhaven sieht es auch nicht unbedingt als Nachteil, dass „Fifa 2020“ gezockt wird und nicht die Football-Simulation „Madden“ – was den Seahawks sicher in die Karten gespielt hätte. „Vom Verständnis her ist Fifa einfacher, aber das tut sich nicht viel“, sagt Hinz.

Kein Ersatz für echten Sport

Eins steht für den Tight End bei allem Spaß aber fest – die virtuelle kann mit der richtigen Welt  nicht mithalten. „Das Geile ist, die Bälle zu fangen und mit dem Team zu feiern, wenn man einen Touchdown scort“, schwärmt das Seahawks-Eigengewächs, das zur Offensivabteilung des Regionalligisten gehört. Hinz sehnt den Tag herbei, an dem er seinen Sport wieder ohne  Einschränkungen betreiben kann: „Ein bisschen Zuversicht ist dieses Jahr dabei.“

Den Initiatoren des Esport-Nordcups geht es auch nicht darum, den Spaß an der Bewegung im Freien oder in der Sporthalle zu ersetzen. Esport könne für Unternehmen aber eine sinnvolle Ergänzung zu sein, um Mitarbeiter an sich zu binden und den Teamgeist in der Belegschaft zu stärken, findet Rust: „Es macht Sinn, neben dem klassischen Betriebssport auch Esport anzubieten. Das Teamgefühl wird dadurch massiv gestärkt und es kommt der Zusammenarbeit zugute, wenn sich alle gut verstehen und mehr  voneinander wissen.“ Aus einem Unternehmen sei ihm berichtet worden, dass ein Abteilungsleiter und ein Azubi gemeinsam als Zweier-Team angetreten wären. „Vielleicht wäre diese Kommunikation sonst nicht zustande gekommen“, sagt Rust.

Esport-Nordcup im Livestream

  • Für den Esport-Nordcup ist unter http://e-fun.eu eigens eine eigene Plattform programmiert worden, auf der die Spiele auch als Livestream zu sehen sind.
  • In der Hauptrunde sollen einzelne Begegnungen sogar von einem Kommentator begleitet werden. In die Rolle des Fachmanns wird Malte Rust schlüpfen: „Mir wurde gesagt, dass meine Stimme dazu passt und ich auch das richtige Mundwerk habe.“
  • Aufgrund der Corona-Bedingungen kommen die Teams natürlich nicht physisch zusammen, sondern kämpfen online um den Sieg.
  • Nach der Hauptrunde, die am 3. Februar beendet sein soll, geht das Turnier mit dem Playoff-Viertelfinale weiter.

Quelle: Nordsee-Zeitung vom 14.01.2021 verfasst von Dietmar Rose