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„Jeder wusste, um was es geht“

Finn-Niklas Klaus spricht über den ersten Saisonsieg und sein erstes Jahr beim FC Hagen/Uthlede

Herr Klaus, schauen Sie inzwischen eigentlich wieder auf die Tabelle?
Finn-Niklas Klaus: Es ist alles noch eine Momentaufnahme, wir stehen ja auch noch am Anfang der Saison, und da ist immer alles sehr eng beisammen. Ehrlich gesagt, habe ich bisher noch nicht so viel auf die Tabelle geschaut, weil wir uns auch erst einmal auf uns selbst konzentrieren müssen. Außerdem ist durch die Konstellation, dass wir nur in einer Zehner-Staffel spielen, viel möglich. Es lohnt sich erst später, ab dem zehnten Spieltag, auf die Tabelle zu schauen.

Aber das 3:1 bei Eintracht Celle unter der Woche war schon wichtig. Es waren die ersten drei Punkte der Saison. Und es war die Revanche für das verlorene Halbfinale im Niedersachsenpokal. So sehr das Aus vor vier Wochen schmerzte: War der Sieg in der Liga nicht fast wichtiger?
Grundsätzlich kann man das schwer miteinander vergleichen, weil zu der Zeit noch alles auf den Pokal ausgelegt war und wir diese große Chance nutzen wollten. Aber natürlich hatte auch das Liga-Spiel eine immense Bedeutung, weil wir nach dem verlorenen Halbfinale so ein bisschen die Leichtigkeit verloren haben. Das hat sich in den Testspielen und in den beiden Niederlagen zum Auftakt widergespiegelt. Deswegen war das Celle-Spiel auch so brutal wichtig, auch im Hinblick darauf, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen kann, wer sich weiter oben ansiedelt und wer nicht. Da muss man in jedes Spiel so gehen als wäre es das entscheidende.

In einer Saison mit weniger Spieltagen und dem Ziel, unter die besten Fünf zu kommen, um so die Abstiegsrunde zu vermeiden, stand die Mannschaft in Celle schon sehr unter Druck, oder? Zumal die vorherige Leistung beim 0:4 gegen den Heeslinger SC so enttäuschend war.
Auf jeden Fall war der Druck da. Im Hinblick darauf, dass wir auch gegen Heeslingen wieder kein Tor erzielt haben und insgesamt sehr harmlos waren, war der Druck schon groß. Aber ich finde, das hat uns auch schon in der vergangenen Saison ausgemacht, dass wir in solchen Spielen relativ stark auftreten. Es ist dann auch relativ egal, wer spielt, weil wir in solchen Momenten geschlossen auftreten. Jeder wusste, um was es geht. Die Botschaft vom Trainer, dass es so wie vorher nicht weitergehen kann, ist angekommen. Wenn wir nicht alles reinwerfen, wird es für uns schwer in der Liga.

Bis zum Pokal-Halbfinale hat die Mannschaft eine gute Vorbereitung gespielt. Nach dem Aus folgten sechs Niederlagen, vier in Testspielen und zwei in der Liga, in Folge. Steckte das verpasste Finale noch zu sehr in den Köpfen?
Das kann man schwer sagen. Gut, die Testspiele vor dem Pokalspiel verliefen erfolgreich, aber man muss auch sehen, gegen wen wir nach dem Pokalspiel gespielt haben. Gegen Drochtersen beispielsweise, und auch Bornreihe war zu dem Zeitpunkt sehr gut drauf. Aber natürlich waren wir nach dem Pokal-Aus enttäuscht und haben es nicht mehr so gut hingekriegt, den Schalter umzulegen. Dann hatten wir auch noch den einen oder anderen verletzungsbedingten Ausfall. Aber grundsätzlich kann es in den Testspielen gut oder schlecht laufen, im Endeffekt zählen die Ligaspiele. Da klappte es in den ersten beiden Spielen nicht so gut. Und ja, der Sieg in Celle war wichtig, aber auch nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir unsere Punkte holen werden, wenn wir daran anknüpfen.

Zu den angesprochenen sechs Niederlagen in Folge kam noch hinzu, dass die Mannschaft nicht einmal ein Tor erzielen konnte. Sie als Stürmer wissen doch bestimmt, woran es gelegen hat?
(lacht) Woran hat’s gelegen? Das ist tatsächlich eine gute Frage. Das Problem war, dass wir im Spiel nach vorne zu wenig Durchschlagskraft hatten, die Abstände zwischen Mittelfeld und Sturm nicht so gut waren und wir einfach nicht in die Situationen gekommen sind, in denen es hätte gefährlich werden können. Natürlich ist Fußball auch Kopfsache. Und wenn etwas nicht funktioniert, was man sich vorgenommen hat, dann spielt der Kopf auch eine Rolle. Gegen Celle haben wir, weil sich jeder voll reingehängt hat, diese Situationen erzwungen.

Ihr Tor zum zwischenzeitlichen 2:2 im Pokal war bis zum Celle-Spiel das letzte des FC Hagen/Uthlede. Da haben Sie Ihre Torjägerqualitäten einmal mehr unter Beweis gestellt. Dabei haben Sie zunächst in der Abwehr gespielt. Wie kam das?
Ich habe nach meinem Wechsel von FC Hambergen nach Hagen vor einem Jahr grundsätzlich offensiv gespielt. Zu Beginn der Vorbereitung habe ich auch deshalb Innenverteidiger gespielt, weil wir einige Verletzte hatten. Da wollte Carsten (Trainer Carsten Werde, Anm. d. Red.) etwas Neues ausprobieren. Grundsätzlich sehe ich, und das haben wir danach auch beide erkannt, meine Position eigentlich weiter vorne. Und das ist, egal ob Zehner oder Stürmer, die Position, wo ich mich am wohlsten fühle und ich meine Qualitäten einbringen kann.

Sie hätten bereits viel früher höherklassig wechseln können, die Anfragen lagen vor. Letztlich haben Sie vor einem Jahr den Schritt vom FC Hambergen in der Bezirksliga in die Oberliga gewagt. Welches Fazit ziehen Sie?
Auf jeden Fall ein positives. Es ist eine Liga, wo ich mithalten kann. Gut, ich hatte einen denkbar schlechten Start, weil ich die ersten vier Wochen verletzt war. Aber im Oktober, als ich dann wieder regelmäßig trainieren konnte und schon einige Spiele mitgemacht hatte, fühlte ich mich schon angekommen. Ich habe jetzt ein Jahr Erfahrung mitgenommen und mir von dem einen oder anderen Spieler etwas abgeschaut und würde schon sagen, dass ich eine wichtige Rolle in der Mannschaft übernehmen kann, obwohl ich erst ein Jahr in Hagen und mit 23 Jahren auch noch recht jung bin.

Woran lässt sich der Unterschied zwischen Bezirks- und Oberliga am besten festmachen?
Der größte Unterschied ist die Intensität. Das habe ich auch direkt im Training gemerkt. Das Spiel in Hagen ist auch sehr laufintensiv, weil wir viel aktiv verteidigen. Es ist auch schwerer, sich durchzusetzen, weil man in der Breite auf viel bessere Spieler trifft. In der Bezirksliga war auch mal ein Gegenspieler dabei, der einen nicht so gefordert hat. Und das war auch ein Grund für mich zu wechseln, weil ich mich selbst fordern wollte.

Wieso fiel Ihre Wahl auf den FC Hagen/Uthlede?
Grundsätzlich spiele ich gerne da, wo ich mich wohlfühle. Hagen hat sich schon nach meinem ersten Herren-Jahr in Hambergen intensiv um mich bemüht, und es hat von den Leuten, die ich nach und nach kennengelernt habe, einfach gepasst. Für mich war es der logische Schritt, weil ich gute Gespräche hatte und es vom Fahrweg her sehr gut passt. Ich bereue den Schritt auf keinen Fall.

Welches Ziel verfolgen Sie? Was ist drin in dieser Saison für Sie und die Mannschaft?
Für uns geht es darum, mit der jungen Truppe die Klasse zu halten. Das hat Priorität. Nach oben ist immer Luft. Durch die Aufteilung der Oberliga in zwei Staffeln ist es auch sehr spannend, es kann in alle Richtungen gehen. Jedes Spiel ist da ein Endspiel, und wir müssen versuchen, die Intensität hochzuhalten. Und mein Ziel ist es mehr als die fünf Tore zu schießen, die ich in der letzten Saison erzielt habe. Damals habe ich einige Chancen liegengelassen.

Das Interview führte Dennis Schott.


Quelle: Weser-Kurier vom 26.09.2020 verfasst von Dennis Schott