Die Kraft zur dritten Aufholjagd fehlt
FC Hagen/Uthlede verliert im Pokal-Halbfinale unglücklich mit 2:3 in Celle – Umstrittener Platzverweis – Traumtor von Klaus
Als seine Mannschaft gegen Ende der fünfminütigen Nachspielzeit einen Freistoß zugesprochen bekam, mutierte Carsten Werde zum Rumpelstilzchen. Wild gestikulierend beorderte der Trainer des FC Hagen/Uthlede all seine Kicker nach vorne, auch Torwart Yannick Becker zog es in den Strafraum des MTV Eintracht Celle. Die Grün-Schwarzen holten sogar noch einen Eckstoß heraus, doch zum erneuten Ausgleich reichte es für die Gäste nicht mehr. Das 2:3 (1:2) im Duell der Oberligisten bereitete Hagens Traum vom Einzug in den DFB-Pokal ein jähes Ende.
Von den mitgereisten Hagener Fans wurde die Mannschaft zu Recht für eine herausragende kämpferische Leistung bei „richtig schlimmen Temperaturen“ (O-Ton Werde) gefeiert. Dennoch überwog nach dem Aus im Halbfinale des Niedersachsenpokals die Enttäuschung. „Natürlich können wir ganz viel Positives aus diesem Spiel ziehen. Wir können uns auf die Saison freuen, wir haben eine super Moral gezeigt, wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Aber davon können wir uns am Ende nichts kaufen“, trauerte der FC-Coach dem verpassten Endspiel hinterher, in dem sich am kommenden Sonnabend in Hannover die Celler und der MTV Gifhorn gegenüberstehen werden.
Dass der Fußball-Gott ein grün-schwarzes Trikot trägt, ließ sich am Sonnabend im Günther-Volker-Stadion nicht behaupten. Vieles war aus Sicht der Gäste unglücklich. Angefangen damit, dass sich mit AJ France ein erfahrener Spieler am Freitag beim Abschlusstraining eine Zerrung zugezogen hatte und nicht spielen konnte. Als ob das noch nicht gereicht hätte, lag das Werde-Team nach nicht einmal zwei Minuten zurück. Adrian Zöfelt köpfte die Eintracht nach Freistoß-Flanke von Yannick Ehlers freistehend mit 1:0 in Führung (2.).
Doch die Hagener blieben positiv und wurden für diese Einstellung früh belohnt. Nachdem Celles Malte Marquardt den Ball vertändelt hatte, erzielte Kilian-Lasse Tienken den 1:1-Ausgleich (6.). Und es ging turbulent weiter. Zwölf Minuten später brachte Jean-Luca van Eupen die Gastgeber wieder mit 2:1 in Führung (18.). Der Eintracht-Stürmer profitierte davon, dass Finn-Niklas Klaus den Celler Serhat Yazgan nicht am Flanken hindern konnte. In der Mitte rutschte Fabio Hausmann weg, so dass van Eupen keine Mühe hatte, FC-Torhüter Becker zu überwinden.
„Es war schwierig, als wir 20 Minuten in Unterzahl waren. Eintracht hat da gut den Ball laufen lassen und uns damit kaputtgemacht.“ Moritz Hannemann, FC Hagen/Uthlede
Richtig bitter wurde es in der 21. Minute. Schiedsrichter Markus Büsing bewertete einen Trikotzupfer von Mika Lasse Kroschel an van Eupen als Notbremse – eine diskussionswürdige Entscheidung. „Der Ball geht ziemlich weit nach außen und der Celler Spieler legt ihn sich bei seinem ersten Kontakt so weit vor, dass er gar nicht mehr rangekommen wäre. Und ich war unmittelbar in der Nähe und hätte noch eingreifen können. Diese Rote Karte fand ich sehr übertrieben“, sagte Klaus, der danach von der Abwehr in die Spitze vorrückte.
Obwohl auch die Celler nach einer Tätlichkeit von Daniel Ruchatz an Kai Diesing einen Spieler verloren (45.), sahen viele Hagener in der Roten Karte gegen Kroschel eine Schlüsselszene dieses Halbfinales. „Es war schwierig, als wir 20 Minuten in Unterzahl waren. Eintracht hat da gut den Ball laufen lassen und uns damit kaputtgemacht. Dadurch hat bei vielen hinten heraus die Kraft gefehlt“, analysierte Mittelfeldspieler Moritz Hannemann.
Im zweiten Durchgang zeigte Finn-Niklas Klaus, dass er ein gelernter Stürmer ist. Den 2:2-Ausgleich besorgte der lange Schlaks, der seine zweite Saison an der Blumenstraße spielt, mit einem Traumtor. Von der rechten Strafraumecke haute der 23-Jährige die Kugel links oben in den Winkel des Eintracht-Kastens – ein Treffer wie gemalt.
Dennoch kippte das Momentum wieder zugunsten Celles. Der eingewechselte Felix Krüger traf mit seinem ersten Ballkontakt zum 3:2 für das Heimteam (72.). Vorausgegangen war ein Ballverlust von Diesing im Mittelfeld. Das Werde-Team versuchte noch einmal alles, doch diesmal ohne Erfolg. „Schade, dass wir es nicht ins Elfmeterschießen geschafft haben. Mit unserem Torwart hätten wir da sehr gute Chancen gehabt“, sagte Abteilungsleiter Wilfried Roes. Auf dem Weg ins Halbfinale war H/U zweimal nach Elfmeterschießen weitergekommen. Hannemann richtete den Blick nach vorne: „Wenn wir immer so mutig wie in der zweiten Halbzeit auftreten, werden wir eine gute Saison spielen.“
MTV Eintracht Celle: Klindworth – Marquardt, Yazgan, Van Eupen (70. Philip Köhler), Zöfelt, Kaplan (63. Laube), Ruchatz, Borchert (70. Krüger), Trautmann, Ehlers, Struwe
FC Hagen/Uthlede: Becker – Kroschel, Elmali (26. Wohltmann), Diesing (80. Denkgelen), Stüßel (70. Wegner), Franke, Tienken, Hannemann, Hausmann, Taha, Klaus
Tore: 1:0 Adrian Zöfelt (2.), 1:1 Kilian-Lasse Tienken (6.), 2:1 Jean-Luca van Eupen (18.), 2:2 Finn-Niklas Klaus (52.), 3:2 Felix Krüger (72.)
Besondere Vorkommnisse: Mika Kroschel sieht nach einem Foulspiel die Rote Karte (21.); Daniel Ruchatz sieht nach einer Tätlichkeit die Rote Karte (45.)
Quelle: Nordsee-Zeitung vom 17.08.2020 verfasst von Dietmar Rose