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Hagen/Uthlede droht bitterer Abstieg

Schwierige Suche nach einer gerechten Wertung der Saison im Amateurfußball – Quotientenregel trifft den Oberligisten

Wie wird die Fußballsaison in den Amateurklassen angesichts der Corona-Krise zu Ende gebracht? Im Land Bremen gibt es ein deutliches Meinungsbild unter den Vereinen: Saisonabbruch, die Tabelle wird per Quotient ermittelt und es gibt Aufsteiger, aber keine Absteiger. Diese Variante ist auch eine von vieren, die in Niedersachsen zur Abstimmung steht.

In einer Videokonferenz hätten sich 89,5 Prozent der Vereine für den Abbruch ausgesprochen, teilte der Bremer Fußball-Verband
(BFV) mit. Es gibt Aufsteiger, aber keine Absteiger. Gewertet werden soll nicht die aktuelle Tabelle, sondern es soll ein Quotient aus den Punkten und der Anzahl der Spiele gebildet werden, damit Mannschaften, die weniger Spiele ausgetragen haben, nicht benachteiligt werden.

In Niedersachsen haben die Vereine bis Sonnabend Zeit, ihre Meinung zu vier Varianten abzugeben. Eine davon ist die, die auch im BFV bevorzugt wird. Zudem gibt es die Varianten Saisonabbruch mit Auf- und Absteigern nach Quotientenregelung, eine Annullierung der kompletten Saison und eine Fortführung der laufenden Saison zu einem späteren Zeitpunkt.

Der gleiche Quotient

Besonders betroffen von der Frage sind die Mannschaften, für die es um Auf- oder Abstieg geht. Dazu gehört der FC Hagen/Uthlede. Der Oberligist könne ein großer Verlierer sein, sollte die Variante der Saisonwertung nach Quotientenregel mit Auf- und Abstieg gewählt werden. Derzeit steht Hagen/Uthlede gerade noch über dem „roten Strich“, mit 22 Punkten aus 22 Spielen. Auf dem ersten Abstiegsplatz steht TB Uphusen mit 21 Punkten aus 21 Spielen. Beide haben also den gleichen Quotienten 1,0. In diesem Fall müsste entweder das Torverhältnis oder der direkte Vergleich entscheiden – und beides spricht gegen die Hagener. „Es wäre unfassbar bitter, wenn unser Abenteuer Oberliga so endet“, sagt Abteilungsleiter Wilfried Roes. Sportlich fair wäre das aus seiner Sicht nicht. „Wir zum Beispiel haben in der Rückrunde gegen zwei Top-Clubs schon gespielt, gegen Mannschaften von unten noch nicht. Es ist also kein gerechtes Tabellenbild. Wenn, dann müsste man die Mannschaften auf den Aufstiegsplätzen aufsteigen lassen, aber keine Absteiger ermitteln.“

Sein Club bevorzugt allerdings die vierte Variante: die Saison zu unterbrechen und beim jetzigen Stand fortzusetzen, sobald der Spielbetrieb wieder möglich ist. „Wir wissen ja gar nicht, ob man ab September wieder spielen kann, es könnten also neue Probleme mit der neuen Saison geben. Mit dieser Variante könnte man einfach weiterspielen, sobald es möglich ist – selbst wenn das erst im nächsten Jahr ist.“

Riesige Ligen drohen

Stephan Niemeyer, Abteilungsleiter beim MTV Bokel, ist bewusst: „Es gibt keine Regelung, die alle zufriedenstellt.“ Für seinen Verein wäre es das Beste, wenn die Saison annulliert wird – dann
nämlich bliebe der abgeschlagene Tabellenletzte der Bezirksliga Lüneburg in der Liga. Im Falle einer Regelung mit Auf- und Abstieg müsste Bokel in die Kreisliga. „Wir wären gerettet, wenn die Variante ohne Absteiger gewählt würde.“ Aber Niemeyer, der auch im NFV Cuxhaven aktiv ist, hält den Spielbetrieb in der kommenden Saison dann für schwer durchführbar. „Die Landesliga
hätte 22 Mannschaften, die Bezirksliga 20 – wie soll das gehen? Zumal wir nicht wissen, ab wann wir überhaupt wieder Fußball spielen können.“

Viele offene Fragen

Niels Bardenhagen, Fußballfachwart der SG Frelsdorf/Appeln/Wollingst, befürwortet eine der beiden ersten Varianten. „Wenn man oben steht, will man natürlich auch aufsteigen. Eine
Annullierung der Saison würden wir deshalb nicht gut finden und eine Fortsetzung der jetzigen Saison ab September, wenn eigentlich schon das neue Spieljahr angefangen hat, halte ich für schwer umsetzbar.“ Für den Kreisliga-Tabellenführer hat die geplante Quotientenregel allerdings Folgen. FAW würde auf Platz zwei rutschen, der TSV Stotel wäre erster und direkter Aufsteiger. Für FAW gäbe es zwei weitere Chancen: Der Tabellenzweite bestreitet eigentlich ein Relegationsspiel gegen den Zweiten der Kreisliga Stade – aber nun wird es kompliziert. „Das Spiel darf ja nicht ausgetragen werden, und eine Regelung, wie der Aufstieg dann entschieden wird, haben wir nicht gefunden“, sagt Bardenhagen. Hier müsste der Verband also nachschärfen.

Sollte der NFV sich für die Variante mit Auf- und Abstieg entscheiden, wären die Frelsdorfer fein raus. Dann müsste VSV Hedendorf/Neukloster aus der Landesliga Lüneburg in die Bezirksliga absteigen und die zweite Mannschaft – Tabellenzweiter in der Kreisliga Stade – dürfte nicht in die Bezirksliga aufsteigen, weil dort nicht zwei Mannschaften des gleichen Vereins spielen dürfen.

Der andere Kreisliga-Verein mit Aufstiegshoffnungen, der TSV Stotel, bevorzugt ebenfalls eine der ersten beiden Varianten. „Wir sind für die Quotientenregelung, egal ob mit oder ohne Auf- und Abstieg“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Frank Jürgens. Er betont allerdings, dass der Club auch jede andere Entscheidung des Verbandes akzeptieren würde. Dass seine Mannschaft Profiteur der Quotientenregelung wäre, sei zwar einerseits glücklich, andererseits aber nur fair. Mit 42 Punkten aus 18 Spielen kommt FAW auf einen Quotienten von 2,33, Stotel ist mit 38 Punkten aus 15 Spielen und einem Quotienten von 2,38 minimal besser.

Gewissheit haben die Clubs aus dem Landkreis Cuxhaven erst am 27. Juni. Dann findet auf dem außerordentlichen Verbandstag
des NFV die endgültige Abstimmung statt. Der Verbandstag des Bremer Fußballverbandes ist bereits für den 4. Juni vorgesehen.


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 15.05.2020 verfasst von Lars Brockbalz