Kommentar: Pures Gift
Man sollte an dieser Stelle gar nicht mehr allzu viel über die Causa Sauermilch reden, zu unschön ist dieser Fall. Nur eines muss einfach noch gesagt werden: Es kann nie im Sinne eines jungen Fußballers sein, sich ein halbes Jahr in Untätigkeit zu üben. Schon gar nicht, wenn man solch ehrgeizige Ziele verfolgt. Noch wichtiger ist aber eigentlich ein anderer Aspekt: Denn es kann auch niemals im Sinne eines jungen Menschen sein, jemand anderen für sich auftreten, jemand anderen Konflikte austragen oder Probleme besprechen zu lassen.
Auch wenn das im Profifußball üblich ist – für die Charakterentwicklung und Selbstständigkeit eines jungen Fußballers ist es Gift. Pures Gift. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass wir hier eben nicht im Profifußball unterwegs sind, sondern in der Oberliga, erhält die ganze Thematik einen richtig unschönen Beigeschmack. Sauermilch hätte beim FC Hagen/Uthlede ein Gesicht der neuen Generation werden können. Dass er sich dagegen entschieden hat, muss man akzeptieren. Die Art und Weise ist allerdings höchst fragwürdig. Dass sich ein Spieler mit an den Verhandlungstisch setzt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Egal ob in der Bundesliga, oder in der Oberliga. Umso mehr muss man dem Verein Respekt dafür zollen, dieses Spiel nicht mitzuspielen.
Die Hagener verzichten nun auf alles. Auf eine durchaus mögliche Ablösesumme, aber vor allem auch auf den Spieler selbst. Und Sauermilch war immerhin Stammspieler, lief in 18 von 20 Saisonpartien auf, spielte dabei 14 Mal durch. Das sportliche Standing kann also so schlecht nicht gewesen sein. Die klare Kante, die der FC Hagen/Uthlede nun fährt, ist einfach nur erfrischend. In Hagen hat man noch nicht vergessen, wo man herkommt – und was sich gehört. Und man steht zu dieser Überzeugung und versucht nicht, irgendwelchen Luftschlössern nachzujagen. Von vielen Spielern (oder sollte man sagen: Möchtegern-Profis?) kann man das heutzutage leider nicht mehr behaupten.
Quelle: Weser-Kurier vom 15.02.2020 verfasst von Tobias Dohr