Besondere Vorzeichen
Der FC Hagen/Uthlede erinnert sich vor dem direkten Aufeinandertreffen gerne an Atlas Delmenhorst zurück
Der FC St. Pauli kam einst auf die Idee, sich als Besieger eines Pokalsiegers zu bezeichnen. Weltpokalsiegerbesieger nannte sich der Verein, nachdem er im Februar 2002 völlig unerwartet den großen FC Bayern München bezwungen hatte. Davon ist der FC Hagen/Uthlede zwar weit entfernt, aber der Fußball-Oberligist könnte sich an diesem Freitagabend (19.30 Uhr) immerhin zum Niedersachsenpokalsiegerbesieger aufschwingen, schließlich gastiert mit dem SV Atlas Delmenhorst der amtierende Titelträger. Eine Bezeichnung, die bei Trainer Carsten Werde allerdings wenig Begeisterung auslöst. „Sechs Punkte nach dem dritten Spieltag – diese Überschrift würde mir viel besser gefallen“, sagt er.
Wenn man in diesen Tagen über den SV Atlas Delmenhorst spricht, dann kommt man allerdings nicht am Thema „Pokal“ vorbei. Der Sieg im Niedersachsenpokal war für die Delmestädter nämlich gleichbedeutend mit der Teilnahme an der Hauptrunde des DFB-Pokals, in der die Blau-Gelben das Traumlos schlechthin erwischten: den SV Werder Bremen. Im Weserstadion. Vor ausverkauftem Haus. Mehr geht für einen ambitionierten Amateurklub nicht. Wenige Tage ist das jetzt her, und der FC Hagen/Uthlede ist für Atlas Delmenhorst der erste Gegner nach diesem Spiel der Spiele. „Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich über die Ansetzung nicht froh gewesen wäre“, meint Carsten Werde. Hagens Coach weiß um die Herausforderung, sich nun wieder auf den Ligaalltag konzentrieren zu müssen. Seiner Mannschaft ist genau dies eben nicht gelungen, wenngleich der DFB-Pokal freilich eine ganz andere Nummer ist als der Niedersachsenpokal. Aber die ansprechenden Leistungen, die zum Einzug ins Viertelfinale führten, konnten die Grün-Schwarzen nicht in die Oberliga übertragen. In der Auftaktpartie gegen Blau-Weiß Tündern (0:4) enttäuschte die Mannschaft über alle Maßen. Die Wiedergutmachung indes folgte beim jüngsten 2:0 gegen den MTV Gifhorn. Gegen Atlas geht es nun in das erste Heimspiel der Saison.
Atlas Delmenhorst – bei dem Namen kommen ganz besondere Erinnerungen hoch. Gegen die Blau-Gelben bestritt der FC Hagen/Uthlede vor einem Jahr seine Oberligapremiere. Vor mehr als 1400 Zuschauern. Die meisten kamen aus Delmenhorst, die Sportanlage an der Blumenstraße platzte aus allen Nähten. Ein unvergesslicher Abend, zumal die Partie mit ihren dramaturgischen Elementen dazu beitrug. „Wir haben die erste halbe Stunde total verschlafen“, erinnert sich Trainer Carsten Werde an den schnellen 0:2-Rückstand. Keiner hätte gedacht, dass der damalige Liganeuling in die Partie zurückfinden würde. Aber er tat es und kam am Ende noch zu einem 2:2. „Es war ein Fußballfest“, betont Hagens Trainer noch heute.
Diese Partie muss jedoch auch den Delmenhorstern nachhaltig in Erinnerung geblieben sein. Schließlich gaben sie sich gegen Hagen danach keine Blöße, und fuhren zwei deutliche Siege ein. „Es wird deswegen Zeit, dass wir uns auch mal gegen Atlas durchsetzen“, findet Carsten Werde. Die Gäste selbst werden jedoch auch alles daran setzen, den ersten Sieg der Saison einzufahren. Nach dem Aus im Niedersachsenpokal gegen den stark einzuschätzenden SC Spelle-Venhaus rangen sie dem Regionalliga-Absteiger VfL Oldenburg ein 0:0 ab und mussten sich Bundesligist Werder mit 1:6 geschlagen geben. „Das Spiel gegen Werder können wir aber ruhig zur Seite schieben“, findet Carsten Werde, für den die beiden übrigen Pflichtspiele, auch wenn es nur zwei waren, genügend Aussagekraft besitzen. „Ein Unentschieden gegen einen Absteiger ist schon einmal nicht schlecht, und gegen Spelle-Venhaus sind sie erst nach Elfmeterschießen ausgeschieden“, sagt der Hagener Coach. Außerdem weiß er, dass sich die Mannschaft gut verstärkt und gestiegene Ansprüche hat. „Der eine Punkt, den Atlas eingefahren hat, wird den Verein nicht zufriedenstimmen“, weiß Werde. Er geht davon aus, dass die Gäste mit aller Macht den ersten Sieg anstreben. „Wichtig wird aber sein, was wir abliefern werden. Wir tun sehr gut daran, uns auf uns zu konzentrieren. Das hat gegen Gifhorn schon ganz gut geklappt, daran wollen wir auch gegen Atlas anknüpfen“, erklärt er.
Quelle: Weser-Kurier vom 16.08.2019 verfasst Dennis Schott