Oberliga in Hagen? Läuft!
Der Saisonrückblick: Die Erfolgsstory des FC geht auch in der höchsten niedersächsischen Spielklasse weiter
Dass der FC Hagen/Uthlede eine herausragende Saison gespielt hat, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Als Aufsteiger und großer Außenseiter war die Mannschaft von Trainer Carsten Werde in ihre erste Saison in der höchsten niedersächsischen Amateurklasse gestartet. Am Ende schaffte der Klub aus dem Landkreis Cuxhaven den Klassenerhalt bereits einige Spieltage vor Saisonende. Wie hoch die Leistung der Grün-Schwarzen allerdings wirklich zu bewerten ist, zeigt ein Blick auf die Fieberkurve der Saison 2018/2019.
Jene Trendkurve, die anzeigt, wie sich ein Verein über die Saison gesehen geschlagen hat, hätte bei den Hagenern nämlich bei Tabellenplatz neun enden können. Mit Platz acht ging es am ersten Spieltag, nach dem 2:2 vor mehr als 1500 Zuschauern im Heimspiel gegen Atlas Delmenhorst los, auf Rang neun liefen die Mannen von der Blumenstraße schließlich ein. Dazwischen gab es alles in der Bandbreite zwischen Platz zwei und Platz sieben – aber eben kein einziges Mal schlechter als Platz neun. „Diese Konstanz war tatsächlich unsere größte Stärke“, sagt Carsten Werde mit einer gehörigen Portion Stolz.
Denn: Immer wenn der FC liefern musste, dann lieferte er auch. Und das, „egal wie die Voraussetzungen auch waren“, erinnert sich Werde. Exempel fallen ihm einige ein. Da war beispielsweise das eminent wichtige Heimspiel Anfang November gegen den TB Uphusen (2:1), als die Hagener zuvor viermal in Folge sieglos geblieben waren. Oder aber das letzte Spiel vor der Winterpause, daheim gegen Arminia Hannover (3:0). Vor dieser Partie hatte die Werde-Elf sogar drei Niederlagen am Stück kassiert. Ebenso wichtig war für den FC-Coach die erste Partie nach der Winterpause. Zehn Ausfälle hatten die Hagener im Heimspiel gegen den MTV Gifhorn zu beklagen, trotzdem rangen sie den Gegner völlig verdient mit 3:1 nieder und legten so die Grundlage für sechs ungeschlagene Spiele am Stück.
Wir haben sehr oft Fußball gespielt, auf den wir wirklich stolz sein können.“ Carsten Werde
So schaffte der FC Hagen/Uthlede am Ende das, was ihm vor der Saison nur die wenigsten zugetraut hatten. Eine komplette Saison fernab der gefährlichen Tabellenregionen. Und dabei spielten die Grün-Schwarzen keinesfalls einen Angsthasenfußball, der darauf ausgelegt war, sich nach und nach die benötigten Punkte zu ermauern. „Die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, hat im Umfeld eine riesige Begeisterung entfacht“, sagt Werde. Und das im Prinzip vom ersten Spieltag an. Die Skepsis, die auch der Hagener Coach im Vorfeld der Saison durchaus gespürt hatte, wich spätestens nach der begeisternden Aufholjagd im ersten Heimspiel gegen Delmenhorst der puren Euphorie. „Wir haben sehr oft Fußball gespielt, auf den wir wirklich stolz sein können.“
Doch auch jetzt, nach einer neuerlichen Bestmarke in der Vereinshistorie, tritt Carsten Werde als Mahner auf: „Es war nicht immer nur alles eitel Sonnenschein. Es ist ganz wichtig, dass sich das Team weiterentwickelt und das ab dem ersten Tag der Vorbereitung wieder alle zeigen, dass sie Oberliga spielen wollen.“ Denn besonders nach dem geschafften Klassenerhalt, der für Werde praktisch mit dem 4:1-Auswärtssieg Ende März beim VfL Oythe bereits am 24. Spieltag feststand, fiel die Mannschaft in ein kleines Motivationsloch. Und das müsse jetzt schnellstens wieder verlassen werden. „Da müssen bei jedem einzelnen jetzt wieder ein paar Prozentpunkte mehr kommen“, fordert der FC-Coach. Einer, der hingegen immer am Limit gespielt hat in den vergangenen zehn Monaten, war Yannick Becker.
„Es war nicht immer nur alles eitel Sonnenschein.“ Carsten Werde
Würde es in der Oberliga Niedersachsen eine offizielle Wahl zum „Torwart der Saison“ geben, der 29-Jährige hätte beste Chancen auf einen Spitzenplatz. Mehrfach rettete Becker seinem Team einen oder gleich mehrere Punkte. „Ich kann mich eigentlich nur an ein Spiel erinnern, wo Yannick mal mit einem Fehler ein Tor verschuldet hat. Aber mir fallen etliche Szenen ein, in denen er uns gerettet hat“, sagt Carsten Werde. Ähnlich wichtig für das Hagener Kollektiv waren die Defensivexperten um Abwehrchef Nils Göcke, oder die Sechser Thomas Wischhusen und Kapitän Marlo Burdorf, der im letzten Heimspiel für 250 Einsätze für die ersten Herren geehrt wurde.
Doch meistens wurde über die Offensive gesprochen, aus der Toptorschütze Justin Dähnenkamp mit seinen 17 Saisontreffern herausragte. Dähnenkamp wechselt nun zu Regionallgist VfB Oldenburg und soll durch Finn-Niklas Klaus ersetzt werden. Weitere Neuzugänge (siehe unten stehender Text) sollen den Konkurrenzkampf weiter anfeuern, damit auch in einem Jahr das aktuelle Saisonfazit Gültigkeit hat: Oberliga in Hagen funktioniert! Wer hätte das vor zehn Monaten in dieser Deutlichkeit gedacht? Oder gar vor zehn Jahren? Ende Mai 2009 spielte der FC Hagen/Uthlede sein letztes Spiel als Kreisligist. Beim 4:2 gegen den 1. FC Schiffdorf wurde ein gewisser Carsten Werde in der 68. Minute beim Vizemeister und späteren Bezirksliga-Aufsteiger ausgewechselt.
Zehn Jahre später ist der Verein von der Blumenstraße nicht nur ein von der Konkurrenz vollumfänglich akzeptierter Oberligist – man benötigt derzeit keine allzu große Fantasie, um sich vorstellen zu können, dass die Hagener dieses Attribut auch in den kommenden Spielzeiten behalten werden.
Quelle: Weser-Kurier vom 07.06.2019 verfasst von Tobias Dohr