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Rückkehr oder Schluss?

Hagens verletzter Top-Stürmer Tim Grundmann ist unentschlossen – Verein plant erst mal ohne ihn

Wenn Fußballer sich schwer verletzten, steht einige Wochen später gewöhnlich immer die gleiche Meldung in der Zeitung: „XY kämpft um sein Comeback.“ Meist wird die Meldung dann noch mit einer Prognose versehen: „Geplante Rückkehr in x Wochen“. Im Fall von Tim Grundmann allerdings, dem Stürmer des FC Hagen/Uthlede, stehen die Aktien etwas anders.

Grundmann hat sich vor nicht allzu langer Zeit schwer verletzt, in seinem Fall muss man dazu sagen: schon wieder. Im Februar, als er gerade erst von einem Knorpelschaden im Knie genesen war, passierte das nächste Unglück: Riss der rechten Achillessehne in einem Vorbereitungsspiel. Und damit: Saison-Aus. „Das ist der Wahnsinn gewesen“, sagt der 32-Jährige.

Inzwischen geht es Grundmann wieder besser. Nach seiner OP, für die er bei einem Spezialisten in Hamburg war, musste er zwei Wochen an Krücken gehen, danach trug er einen Spezialschuh. Jetzt macht er regelmäßig Krankengymnastik und schaut, wenn Zeit ist, bei Spielen der Hagener vorbei. Für sein Comeback schuftet er offiziell aber nicht, denn momentan hält er sich offen, ob er überhaupt noch einmal auf den Platz zurückkehrt. „Ich möchte abwarten, wie die Heilung verläuft. Ich will mir da absolut keinen Druck machen“, sagt Grundmann. Sein Motto lautet: „Alles kann, nichts muss.“ Heißt: Eine Rückkehr ist möglich, aber nicht um jeden Preis.

Eine komplette Saison raus

Dass sich Grundmann, der 2017 von Bremenligist ESC Geestemünde an die Blumenstraße kam, eine Rückkehr offenlässt, kann man angesichts seiner Krankenakte verstehen. Schon das Finale der letztjährigen Aufstiegssaison konnte er verletzungsbedingt nur noch als Zuschauer verfolgen. Dabei hatte der Torjäger mit 19 Treffern großen Anteil daran, dass der FC endlich den erhofften Sprung in die Oberliga schaffte. Damals kam ihm ein Knorpelriss im Knie in die Quere. Die Folge: eine OP – und eine lange Pause. Grundmann kennt solche Leidenszeiten. Zwei Kreuzbandrisse und ein Meniskusriss, all das hatte der ehemalige Regionalliga-Kicker (Wilhelmshaven, Victoria Hamburg) in seiner Laufbahn zuvor schon schlucken müssen. „Wenn Teamkollegen dich nach deinen Arzt-Kontakten fragen, dann weißt du, dass du ganz schön oft verletzt bist“, sagt Grundmann und muss dabei selbst lachen. Kontakte zu Ärzten, davon hat er in der Tat einige.

Im letzten Sommer war aber ans Aufhören nicht zu denken. Grundmann gab Gas. Während die Teamkollegen in das Abenteuer Oberliga starteten, ackerte der Offensivmann für sein Comeback – mit Erfolg. „Im Winter war ich so fit wie lange nicht“, erinnert sich der Stürmer. Er hatte richtig Bock, startete mit großem Eifer in die Rückrundenvorbereitung. Im ersten Testspiel gegen den Bremer SV lief alles glatt, doch dann kam der 9. Februar 2019 und der zweite Test gegen Regionalligist Oldenburg. Mitte der zweiten Halbzeit setzte Grundmann zu einem Sprint an, „da hat es plötzlich geknallt im Fuß“. Grundmanns erster Gedanke: „Wer ist mir denn da hinten reingerauscht.“ Doch dann drehte er sich um und erschrak: „Da war gar keiner.“ Schon in dem Moment war ihm klar, dass da viel kaputt gegangen sein muss. Später, im Klinikum Oldenburg, folgte die bittere Bestätigung. Achillessehnenriss. Das erhoffte Comeback – futsch.

Das Üble an einem Achillessehnenriss ist: Er gehört nicht nur zu den schmerzhaftesten Sportverletzungen, sondern auch zu jenen, die eine äußerst lange Pause bedeuten. Man frage nur mal bei Werder-Profi Fin Bartels nach. Der Flügelflitzer musste mit der gleichen Verletzung über ein Jahr pausieren.

„Wenn Teamkollegen dich nach deinen ArztKontakten fragen, dann weißt du, dass du ganz schön oft verletzt bist“ FC-Stümer Tim Grundmann

Grundmann gibt zu, nach dem Verletzungsschock erst mal in ein kleines Loch gefallen zu sein. Nur Tochter Halina (3) freute sich, dass der Papa jetzt häufiger zu Hause war.

Und nun? Schluss? Oder weitermachen? Grundmann nennt es ein „schwieriges Thema“. Ohne Fußball gehe nicht, aber er müsse auch an seine junge Familie denken und an den Sportshop, den er in Bremerhaven betreibt.

Der nächste Schritt für Grundmann ist Radfahren. Dann laufen. Dann ein MRT. Und dann schauen, wie die Achillessehne mitmacht. Grundmann ist auch im Besitz der B-Lizenz. Doch noch sieht er die Zeit als Trainer nicht gekommen. „Vom Kopf her bin ich noch Fußballer.“

Hagen plant vorerst ohne Grundmann, darum hatte sie der Angreifer auch gebeten. Als Ersatz wurde bereits Marc Holler geholt. Und fest steht auch: Am 18. Mai, beim letzten Saisonspiel gegen HSC Hannover, wird Grundmann verabschiedet. Ein Hintertürchen gibt es aber: „Wir werden für Tim einen Platz freihalten. Wenn er will, kann er zurückkommen“, sagt Hagens Fußball-Chef Wilfried Roes. Ob er es macht? Abwarten. Oder, um es mit Grundmanns Worten zu sagen: Alles kann, nichts muss.


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 09.05.2019 verfasst von Christian Heinig