Ein „Gehfehler“, ein Handspiel, eine Rote Karte
Hagen/Uthlede hadert nach dem 1:5 in Hedendorf mit dem Schiedsrichter und sich selbst
Vor der Partie beim VSV Hedendorf/Neukloster ging es beim Fußball-Landesligisten FC Hagen/Uthlede vor allem um die Besetzung des Sturms. Dieses Thema spielte nach der Partie jedoch keine Rolle mehr. Denn die Hagener 1:5 (1:3)-Niederlage war nicht auf die vielen Verletzungen im Angriff zurückzuführen, sondern hatte andere Gründe. Vor allem ein paar Momente am Ende der ersten Halbzeit erhitzten die Gemüter – spielten sich in ihnen doch gleich zwei entscheidende Szenen ab.
In der ersten steckte eigentlich gar kein Aufregerpotenzial mehr, denn Benjamin Duell hatte einen langen Ball eigentlich schon abgelaufen, bekam dann laut Trainer Tjark Seidenberg aber von Jan-Hendrik Scheppeit einen sogenannten „Gehfehler“ verpasst, eine kleine Berührung, die den Gegenspieler außer Tritt und zu Fall bringt. So wie nun auch Duell, der sich im Fallen allerdings auch den Ball mit den Händen schnappte – was ihm einen Platzverweis einbrachte. Denn Schiedsrichter Felix Pellnath entschied nicht auf Foul an den Hagener, sondern auf Handspiel des Innenverteidigers (45.). Und da der der letzte Mann gewesen war, zückte er Rot. Die Gäste konnten es nicht fassen – und es kam noch schlimmer für sie: Den folgenden Freistoß verwandelte Felix Arlt zum Hedendorfer 3:1 (45.+2). Die zweite entscheidende Szene, der zweite Nackenschlag für Hagen.
„Brutal“, nannte Seidenberg hinterher diese Augenblicke. Mit der Roten Karte war er überhaupt nicht einverstanden, suchte noch in der Pause das Gespräch mit Pellnath. Der habe ihm gesagt, ein Gehfehler reiche nicht aus für ein Foul. „Das sehe ich komplett anders“, widersprach Seidenberg, der aus der Aussage des Schiedsrichters schloss, dass dieser den Kontakt sehr wohl wahrgenommen habe. Das verstimmte Hagens Coach noch mehr. Gleichwohl musste er auch festhalten: „Benni darf den Ball in dieser Situation nicht in die Hand nehmen.“ Das geschah wohl im sicheren Gefühl, jeden Moment einen Freistoßpfiff für sich zu erhalten. Auch Duell hatte ein Foul an sich ausgemacht.
Mit der Roten Karte und dem 3:1 wurde der Hagener Schwung komplett ausgebremst. Eigentlich hatte Seidenberg sein Team gerade auf dem Weg zum 2:2 gewähnt, nachdem es ganz schwach begonnen und verdient 0:2 hinten gelegen hatte. „Die ersten 25 Minuten waren unterirdisch“, legte Hagens Trainer den Finger in die Wunde. „Wir wollten einfach spielen, auf zweite Bälle gehen. Stattdessen haben wir klein-klein gespielt und Hedendorf regelmäßig zu Kontern eingeladen. Wir haben es dann einfach richtig schlecht verteidigt.“ Auch das gehörte zur Wahrheit: Bei allem Ärger über den Schiedsrichter hatten sich die Gäste, die durch das schnelle 1:4 nach der Pause endgültig geschlagen waren und durch Timo Dressler später dann auch noch einen Elfmeter verschossen, die Niederlage selbst zuzuschreiben. Das wusste auch Seidenberg: „5:1 darfst du hier niemals verlieren.“
VSV Hedendorf/Neukloster: Menzel – Gews, Tobaben, Holst, Arlt, Scheppeit, Hüttmann, Aygör, Inacio, Kröger, Schliecker
FC Hagen/Uthlede: Koch – Schoppenhauer, Franke, Deppe, Stürcken, Lehmkuhl, Tienken, Duell, Hausmann, Rös, Dosse
Tore: 1:0 Sven Holst (12.), 2:0 Jan-Hendrik Scheppeit (18.), 2:1 Kilian Tienken (34.), 3:1 Felix Arlt (45.+2), 4:1 Jerome Kröger (55.), 5:1 Sören Hüttmann (88.)
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Hagens Benjamin Duell wegen Handspiels (45.), Hagens Timo Dressler scheitert mit einem Foulelfmeter am Pfosten (72.)
Quelle: Weser-Kurier vom 06.03.2023 verfasst von Thorin Mentrup