Kaum Geheimnisse
SV Bornreihe weiß über den FC Hagen/Uthlede bestens Bescheid – und umgekehrt
Die Frage ruft bei Frank Meyer ein kleines Schmunzeln hervor. Wie gut sich der von ihm und Nils Gresens trainierte SV Blau-Weiß Bornreihe und der kommende Gegner, der FC Hagen/Uthlede, kennen? „Hagens Trainer schaut sich ja gefühlt jedes Spiel von uns an“, sagt Meyer über seinen Trainerkollegen Tjark Seidenberg. Demzufolge sollte der FC Hagen/Uthlede den SV Bornreihe schon einmal ganz gut kennen. Und umgekehrt? Standen die Hagener mit Sicherheit nicht so oft unter Beobachtung wie die Bornreiher, trotzdem sind die Blau-Weißen aus dem Teufelsmoor bestens im Bilde über die Grün-Schwarzen von der Blumenstraße. Mit Jeremy da Rocha Nunes, Jascha Stern, Christoph Müller, Justin Dähnenkamp und Kai Diesing trugen gleich fünf Bornreiher schon einmal das Trikot der Hagener.
Man kennt sich also. Und schätzt sich. Jedenfalls will Frank Meyer von einer übermäßigen Rivalität vor dem direkten Aufeinandertreffen an diesem Sonnabend in Bornreihe (16 Uhr) nichts wissen. Die Rivalität, wenn man denn von einer solchen sprechen kann, sei vorwiegend sportlich geprägt, so Bornreihes Coach. Er begründet es damit, dass „dafür schon zu viele Leute bei beiden Vereinen gespielt“ hätten. Andere wiederum könnten genau dies als Argument nehmen, um von einer besonderen Brisanz zu sprechen.
Das Hinspiel zumindest war besonders. Drei Platzverweise und ein Siegtor in der Schlussminute – Loris Menger stellte für den SV Bornreihe den umjubelten 2:1-Erfolg sicher – prägten das Eröffnungsspiel der Fußball-Landesliga Lüneburg seinerzeit. Es war ohne jeden Zweifel ein mitreißendes Spiel, das beide Mannschaften boten. „Wobei die drei Platzverweise maßlos übertrieben waren“, erinnert sich Hagens Coach Tjark Seidenberg an ein intensives, aber nicht überhartes Hinrundenspiel. So ähnlich wird es auch diesmal ablaufen, glaubt Seidenberg. Er spricht in diesem Zusammenhang aber von einer gesunden Rivalität. „Wir können alle gut miteinander umgehen“, erklärt der FCH-Trainer.
„Locker fünf Mal“ habe Tjark Seidenberg die Bornreiher bereits gesehen. „Ich kenne Bornreihe wahrscheinlich besser als sie Hagen“, feixt er. Die Häufigkeit seiner Besuche beruht allerdings nicht ausschließlich auf Gegnerbeobachtung. „Ich gucke mir in meiner Freizeit gerne andere Spiele an“, so Seidenberg. Aufgrund der Nähe zu Bornreihe bot es sich an, sich etwa das Top-Spiel gegen den TuS Harsefeld anzuschauen. Auch erlebte Seidenberg Bornreihes Niederlage in Etelsen live mit. „Irgendwie erinnert mich Bornreihe an unsere Aufstiegssaison 2017“, sagt der FCH-Coach. „Auch da haben wir oft sehr spät getroffen. Ich will nicht in Abrede stellen, was Bornreihe bereits in dieser Saison erreicht hat. Die stehen absolut verdient da oben. Aber du brauchst auch dieses Matchglück, um später Meister zu werden“, meint Seidenberg. Seiner Meinung nach ist die Meisterschaft aber noch lange nicht entschieden. Und trotzdem: „Bornreihe hat vorne eine unfassbare Qualität“, zollt er dem Gegner Respekt. „Und sie gewinnen halt auch gegen die Gegner, gegen die sich Verfolger Harsefeld schwergetan hat. Das ist eine Qualität“, so Seidenberg weiter.
Apropos Ausrutscher: Von einem solchen könnte der SV Bornreihe erneut profitieren. Denn mit dem TuS Harsefeld und dem FC Verden 04 treffen am selben Tag zwei direkte Verfolger aufeinander. Sollte Harsefeld verlieren und der SV Bornreihe gewinnen, könnten sich die „Moorteufel“ auf vorerst neun Punkte an der Tabellenspitze absetzen. Gedankenspiele, die weit weg erscheinen. „Damit beschäftigen wir uns aber überhaupt nicht, denn wir müssen unsere Hausaufgaben erst einmal machen“, sagt Bornreihes Coach Frank Meyer. Hausaufgaben sind in diesem Fall gleichbedeutend mit drei Punkten gegen den FC Hagen/Uthlede. Was kein Selbstläufer sei, so Meyer. Was den kommenden Gegner so stark mache? „Seine Geschlossenheit und seine Mentalität“, sagt Bornreihes Coach Frank Meyer sofort. Man kennt sich eben.
Quelle: Weser-Kurier vom 03.12.2022 verfasst von Dennis Schott