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Die neue Taktik geht nach hinten los

FC Hagen/Uthlede hilft auch eine deutliche Leistungssteigerung nach der Pause beim 2:3 gegen Neetze nicht mehr

Der FC Hagen/Uthlede wollte etwas anders machen im Heimspiel gegen den TuS Neetze. Das hatten die Mannschaft und Trainer Tjark Seidenberg unter der Woche besprochen. Eine neue taktische Marschroute hatte sich die Elf von der Blumenstraße überlegt: Hagen wollte nicht mehr so hoch pressen wie in den ersten Spielen und stattdessen etwas tiefer stehen. Diese Idee entpuppte sich allerdings als Reinfall. Als die Gastgeber sie über Bord warfen, stand es bereits 0:2. Eine Hypothek, die zu hoch war, auch wenn die Grün-Schwarzen mit der alten Ausrichtung die Partie dominierten. Am Ende mussten sie sich dem Landesliga-Aufsteiger mit 2:3 (0:2) geschlagen geben. Durch die zweite Niederlage in Folge rutschte der Oberliga-Absteiger auf den fünften Tabellenplatz ab.

„Leidenschaftslos“ nannte Seidenberg den Auftritt seiner Mannschaft im ersten Durchgang. „Das ist letztendlich der richtige Begriff, weil wir keine Zweikämpfe geführt haben, keine Laufbereitschaft an den Tag gelegt haben und weil wir unfassbar lethargisch waren“, sagte er. Hagen stand nicht nur etwas tiefer, sondern verlor dabei auch seine Aggressivität gegen den Ball. Seidenberg blieb nur eine Schlussfolgerung zur neuen Taktik: „Das ist krachend nach hinten losgegangen.“

Schon früh reagierte er deshalb, brachte nach noch nicht einmal einer halben Stunde Rouven Stürcken für Luca Dosse. Über Dosses linke Seite war die frühe Führung für die Gäste durch Phillip-Oliver Gruhn gefallen (4.). Ein Treffer, der die Hagener allerdings nicht wachrüttelte. Und auch wenn Stürcken das Spiel der Gastgeber deutlich belebte, lief doch recht wenig zusammen bei der Seidenberg-Elf. Stattdessen schlugen die gut organisierten und abgezockten Gäste ein zweites Mal zu: Nach einer Ecke war Lukas Pägelow mit dem Kopf zur Stelle (39.). „Mit dieser ersten Halbzeit kann ich mich überhaupt nicht identifizieren, und die Mannschaft kann das auch nicht“, wollte Seidenberg nach der Partie nur noch eins: diesen ersten Durchgang schnellstmöglich abhaken.

Mit dem, was er nach dem Seitenwechsel sah, konnte er sich derweil sehr wohl identifizieren. Der Trainer brachte für die zweiten 45 Minuten sowohl Jan Hasselmann als auch Mirko Franke in die Partie – und mit ihnen kehrten die Gastgeber zum Angriffspressing zurück. Und nun bekamen die Zuschauer an der Blumenstraße eine ganz andere Hagener Elf zu sehen: eine, die viel investierte, die die Zweikämpfe annahm und nun deutlich häufiger gewann und die alles dafür tat, die Partie noch zu drehen. Vor allem Franke macht ordentlich Betrieb über die linke Seite. Seine Flanke ging dem Anschlusstreffer von Finn-Niklas Klaus voraus (49.). Einen schnellen Treffer wie diesen hatten sich die Hagener erhofft. Jetzt waren auch die Zuschauer wieder mit im Boot. Nur kurze Zeit später hatten sie ein weiteres Mal den Torschrei auf den Lippen, doch Jeremy Lehmkuhl verpasste den Ausgleich per Kopf denkbar knapp.

Hagen lief jetzt unermüdlich an. Doch die robusten Neetzer wehrten sich und setzten mit einem Konter den vermeintlich entscheidenden Nadelstich. Die Gastgeber hatten keine gute Absicherung, das nutzte David Mehl zum 1:3 (76.). Doch quasi im Gegenzug brachte Marcel Meyer die Grün-Schwarzen wieder heran (78.). „Und dann brannte es die letzten Minuten im Neetzer Strafraum“, hatte Seidenberg einen Sturmlauf seiner Elf gesehen. Der allerdings blieb unbelohnt, weil Jerome Albritton kurz vor Schluss einen Kopfball nicht unterbringen konnte (90.+3). So war die zweite Niederlage besiegelt. Eine, die sich angedeutet hatte: „Wir haben die letzten Spiele immer fünf Prozent weniger gemacht“, sagte Seidenberg. „Gegen eine Mannschaft wie Neetze reicht es dann nicht.“ Erst recht nicht, wenn die neue Taktik nach hinten losgeht.

FC Hagen/Uthlede: Rode; Schoppenhauer (46. Franke), Duell, France, Hinte (66. Rös), Dressler, Deppe (46. Hasselmann), Dosse (25. Stürcken), Lehmkuhl (80. Albritton), Meyer, Klaus

TuS Neetze: Pagels; Mancini (69. Gerlach), Wyremba, Kathmann (84. Rudloff), Mehl, Borges, Thinius, Alak, Pägelow, Gruhn, Gierke

Tore: 0:1 Phillip-Oliver Gruhn (4.), 0:2 Lukas Pägelow (39.), 1:2 Finn-Niklas Klaus (49.), 1:3 David Mehl (76.), 2:3 Marcel Meyer (77.)


Quelle: Weser-Kurier vom 26.09.2022 verfasst von Thorin Mentrup