AJ France tippt heute auf Heimsieg
Hagens Pechvogel kämpft sich langsam zurück – Saisonauftakt in der Landesliga mit Heimspiel gegen Blau-Weiß Bornreihe
Wenn der FC Hagen/Uthlede heute gegen Blau-Weiß Bornreihe in die Landesliga-Saison startet (19.30 Uhr, Blumenstraße), ist Axel France noch nicht wieder dabei. Der 31-Jährige kämpft beim Oberliga-Absteiger um sein Comeback.
„AJ“, wie der offensive Mittelfeldspieler von Teamgefährten und Freunden gerufen wird, wird heute Abend öfter mal auf sein Handy gucken, um in der WhatsApp-Gruppe des FC den Spielstand zu erfahren. Das Hagener Urgestein macht gerade mit seiner Freundin Urlaub auf der griechischen Insel Thasos. Für den Kader der Grün-Schwarzen reicht es nach Frances Einschätzung aktuell noch nicht: „Ich habe die Saisonvorbereitung zwar komplett mitgemacht, aber ich nehme mich da raus und bin bewusst zum Saisonstart in Urlaub gefahren, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen. Den Rückstand, den ich habe, holt man nicht innerhalb von ein paar Wochen auf.“
Zwei Kreuzbandrisse
In Hagen hat man Erfahrung mit Verletzungspech, aber so schlimm erwischt wie France hat es wohl keinen anderen FC-Kicker. 2019 zog sich das Hagener Eigengewächs beim Hans-„Hexe“-Wendelken-Cup in Bornreihe seinen ersten Kreuzbandriss zu, damals im linken Knie.
„Ich habe die Saisonvorbereitung zwar komplett mitgemacht, aber ich nehme mich da raus und bin bewusst zum Saisonstart in Urlaub gefahren, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen.“
Axel France, Mittelfeldspieler des FC Hagen/Uthlede
Als France wieder fit war, sorgte die beginnende Corona-Pandemie dafür, dass zwei Oberliga-Spielzeiten vorzeitig beendet wurden. Im August 2021 erlitt France im Auswärtsspiel bei Kickers Emden nach einem brutalen Foul, das nicht mit einem Platzverweis geahndet wurde, erneut einen Kreuzbandriss – dieses Mal im rechten Knie. „Ich habe jetzt beide Knie einmal durch. Wenn man so will, sind sie jetzt beide wieder gleich“, sagt der Pechvogel – seinen Humor hat er nicht verloren.
Rechnet man Corona hinzu, hat France jetzt rund drei Jahre Fußball-Pause hinter sich, in der er nur wenige Spiele absolvieren konnte. Der Gedanke, sich aus dem Leistungsfußball zurückzuziehen, sei ihm schon durch den Kopf gegangen: „Einige meiner Kumpels spielen in der Zweiten von WDB. Da gab es mal den Plan, zusammen in einer Mannschaft zu spielen. Das kann irgendwann auch so sein, aber jetzt bin ich noch nicht so weit.“
Dass France weder Technik noch Torgefährlichkeit eingebüßt hat, konnte er in der Vorbereitung zeigen. Bei der 1:2-Niederlage im Bezirkspokal beim FC Eintracht Cuxhaven sorgte der Routinier für den Anschlusstreffer der Hagener. „Ich fühle mich schon deutlich besser und merke, dass mir das guttut, Fußball zu spielen. Deshalb war es auch richtig, wieder anzufangen“, erzählt France, der seine Verletzungsgeschichte auf dem Platz ausblenden kann: „Ich denke da nicht mehr drüber nach. Das ist auch wichtig. Mein Vater pflegte immer zu sagen: Wenn Du darüber nachdenkst und nicht richtig in den Zweikampf reingehst, dann passiert es wieder.“ Sein Plan sieht vor, sich in den nächsten Wochen über Kurzeinsätze ins Team zurückzukämpfen.
Gemeinsam mit Spielern wie Clemens Schoppenhauer, Guido Woltmann, Mirko Franke, Torwart Yannik Koch und Neuzugang Marcel Meyer zählt France zur Ü30-Riege an der Blumenstraße. Seine Erfahrung wird im Saisonverlauf noch wichtig werden für die Mannschaft von Trainer Tjark Seidenberg, der nach dem Oberliga-Abstieg einen Umbruch eingeleitet hat. Langjährige Leistungsträger wie Kai Diesing, Christoph Müller, Marlo Burdorf und Yannick Becker haben die Grün-Schwarzen verlassen. „Nach all den Jahren Abstiegskampf und Corona war vielleicht auch ein Stück weit die Luft raus. Viele gestandene Spieler wollten ja auch kürzertreten“, begrüßt France den Umbruch.
Eine Formation finden
Zumal auf die Hagener in der Landesliga Lüneburg viele attraktive Nachbarschaftsduelle gegen Teams wie Bornreihe, Mitabsteiger TB Uphusen, den FC Hambergen oder den TSV Etelsen warten. Vom direkten Wiederaufstieg spricht an der Blumenstraße niemand – auch France nicht. „Wir treffen in der Landesliga Lüneburg auf Mannschaften, die auch gut Fußball spielen können, aber jetzt erfahrener sind als wir“, weiß der 31-jährige Beamte um die Herausforderung. Dennoch ist France zuversichtlich, dass sich die Hagener in den oberen Tabellenregionen wiederfinden werden: „Wir sind noch nicht richtig eingespielt, auch weil viele im Urlaub waren. Wenn wir eine Formation gefunden haben, sind wir auf jeden Fall konkurrenzfähig.“
Seinem früheren Mitspieler Seidenberg bescheinigt France, einen guten Start als Cheftrainer hingelegt zu haben. Der Nachfolger von Benjamin Duray überzeuge mit seiner offenen Kommunikation: „Tjark schnackt mit jedem und holt sich seine Eindrücke, bevor er Entscheidungen trifft. So sollte man das machen, finde ich.“ Für den heutigen Saisonauftakt gegen BW Bornreihe hat France ein gutes Gefühl, auch wenn er nur in der Ägäis mitfiebern kann. Der Mittelfeldspieler, der dem FC bis auf zwei Stationen beim BSV Rehden und beim Rotenburger SV stets die Treue gehalten hat, meint: „Es wird ein ganz schweres Spiel, aber wir gewinnen 3:1.“
Diesing dabei
Mit Blau-Weiß Bornreihe stellt sich heute ein langjähriger Rivale des FC Hagen/Uthlede an der Blumenstraße vor, der zu den Aufstiegsanwärtern zählt. Die Kicker aus dem Teufelsmoor haben Kai Diesing und Christoph Müller aus Hagen geholt. Abwehrspieler Müller ist verletzt. Auch Ricardo Marafona (OSC Bremerhaven) wird die Qualität der Blau-Weißen erhöhen. Beim Turnier in Bornreihe gab es jüngst aber einen klaren 4:1-Finalsieg für Hagen.
Quelle: Weser-Kurier vom 05.08.2022 verfasst von Dietmar Rose