Durays Perspektivwechsel: „Jetzt sind wir die Jäger“
Fußball-Oberligist FC Hagen/Uthlede will gegen den TuS Bersenbrück ein Erfolgserlebnis erzwingen
Natürlich haben sie die aktuelle (Tabellen-)Situation thematisiert. Sie lässt sich schließlich nicht einfach wegdiskutieren: Sieben Pflichtspiele ohne Sieg und der Absturz auf den letzten Tabellenplatz beschäftigen die Oberliga-Fußballer des FC Hagen/Uthlede vor dem Heimspiel gegen den TuS Bersenbrück am Sonntag (15 Uhr, Blumenstraße).
Es war jedoch nicht so, dass sich Trainer Benjamin Duray vor seiner Mannschaft aufgebaut und einen langen Monolog gehalten hätte. „Es war ein Dialog“, verweist der 42-Jährige darauf, dass es ein offenes Gespräch war. Keines, in dem Untergangsstimmung aufkam, sondern eines, in dem alle Seiten zu Wort kamen. Ob es auch ein Gespräch war, das hilft, den FC wieder auf Kurs zu bringen? Das müssen die Blumenstraßenkicker gegen Bersenbrück beweisen. Jedenfalls steht für Duray fest, dass seine Mannschaft die Perspektive wechseln muss: „Wir müssen uns von der Tabelle frei machen. Wir sind jetzt in der Rolle des Jägers“, sagt er und will neue Angriffslust wecken. Es gebe keinen Grund, unruhig zu werden.
Fünf Punkte aus acht Partien weist Hagen auf – und damit genauso viele wie in der abgebrochenen vergangenen Saison. Das Torverhältnis ist besser, weil die Offensive wesentlich besser produziert (13 statt 6 Treffer). Allerdings ist defensiv (21 statt 22 Gegentore) kein Schritt nach vorn zu erkennen. Dabei scheint die Duray-Elf doch stärker als in der vergangenen Serie. Nicht nur offensiv, etwa dank Neuzugang Luca Mittelstädt, sondern auch defensiv. Dort kam mit Timo Dressler ein neuer Stützpfeiler, mit Kian Hinte zudem ein hoch veranlagter Rechtsverteidiger.
Also, woran hakt es? Duray verweist darauf, dass die Oberliga insgesamt stärker geworden ist. „Keine Mannschaft hat geschlafen, auf dem Papier haben sich alle verstärkt“, sagt er. Eine Einschätzung, die er mit vielen Trainern teilt. Auf dem Papier, das ist wichtig, denn eben dort sieht der Hagener Kader wirklich gut aus. Aber zur Wahrheit gehört auch: Komplett zur Verfügung steht dem Trainer dieses Aufgebot allzu selten. Schon länger fallen etwa Timo Stüßel, Christoph Müller und Axel France aus. Schwerwiegende Verluste, die der FC nicht immer wegsteckt.
Einige Male hat das Team zudem fast aus dem Nichts den Faden verloren und wurde dafür bestraft. So etwa gegen Celle, als das vermeintlich sichere 2:0 sofort mit einem Gegentreffer gekontert wurde. „Ich weiß nicht, ob sich dann eine kurzzeitige Zufriedenheit oder Lockerheit einstellt“, sagt Duray. Letztlich sei aber ohnehin etwas anderes entscheidend: „Die Spieler müssen verstehen, dass sie keinen Deut nachlassen dürfen.“ Stabil bleiben – das ist das Motto für die Hagener. Während des Spiels, aber auch in der schwierigen Situation momentan.
Erschwert wird sie vor dem Bersenbrück-Spiel durch weitere Ausfälle. Kian Hinte kann mit Verdacht auf Rippenbruch nicht mitwirken. Auch ihm steht also eine längere Pause bevor. Finn-Niklas Klaus und Kai Diesing sind erkrankt, Einsatz fraglich. Wer zumindest Hinte ersetzen wird, ist abhängig davon, ob es weitere Hiobsbotschaften gibt. „Wir müssen eine Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickeln“, fordert Duray. „Was haben wir schon zu verlieren in dieser sportlichen und personellen Situation?“ Immerhin: Es gibt personelle Möglichkeiten. Kilian Tienken ist eine Option, Ylbes Halimi kann nach hinten rücken, um Marlo Burdorf wieder im Mittelfeld zu haben. Der FC hat Spieler, die auf eine Chance warten und die aufgrund geringerer Einsatzzeiten vielleicht auch nicht so belastet vom Negativlauf sind. Ganz klar ist: Es braucht ein Erfolgserlebnis. „Das muss nicht schön sein“, sagt Duray, „das muss vielleicht auch mal dreckig sein. Wir müssen es einfach erzwingen.“
Quelle: Weser-Kurier vom 02. Oktober 2021 verfasst von Thorin Mentrup