FC Hagen/Uthlede scheidet in Emden aus
Der FC Hagen/Uthlede rotiert kräftig und tauscht im Vergleich zum Wochenende gleich zehn Spieler aus. Die neuformierte Elf macht ihre Sache im Ostfriesland-Stadion lange Zeit gut, muss sich am Ende aber beugen.
Co-Trainer Tjark Seidenberg hatte Rotation für die Niedersachsen-Pokalspiel beim BSV Kickers Emden angekündigt – und er hielt Wort: Mit gleich zehn Veränderungen im Vergleich zum Ligaspiel am Sonnabend an selber Stelle startete der FC Hagen/Uthlede im Ostfriesland-Stadion. Dieses Aufgebot, das so noch nie zusammengespielt hatte, durfte rund eine Stunde lang vom Einzug ins Achtelfinale träumen. Letztlich aber setzten sich die favorisierten Gastgeber durch. Mit 1:3 (1:1) schieden die Blumenstraßenkicker aus dem Pokal aus und mussten den Traum von der Teilnahme am DFB-Pokal frühzeitig begraben. Sie hinterließen aber alles andere als einen schlechten Eindruck. „Die Jungs haben das gut gemacht und sich teuer verkauft“, hatte Seidenberg ein dickes Lob für seine Elf parat.
Weil etliche Akteure eine Englische Woche in den Beinen hatten und bereits am Freitag das Oberliga-Duell beim Heeslinger SC wartet, war die Total-Rotation ein logischer Schachzug der Hagener. Marlo Burdorf war beim Anstoß der Begegnung der einzige Akteur, der das 0:3 im Ligaspiel am vergangenen Sonnabend ebenfalls von Beginn an auf dem Feld erlebt hatte. Als ordnende Hand lief der Kapitän dieses Mal nicht in der Mittelfeldzentrale, sondern im Zentrum der Fünferabwehrkette auf. Stammkräfte wie Kai Diesing und Yannick Bremser hatten die Fahrt gar nicht erst angetreten, Kian Hinte, Timo Dressler und Luca Mittelstädt fanden sich zwar auf der Bank wieder. „Aber es war klar, dass sie nicht spielen werden“, verriet Seidenberg. Stattdessen kamen mit Kilian Wrieden, Tim Kobbenring und Nick Tejer drei Jungs aus der Zweiten zum Zug. „Die nehme ich nicht Dienstagabend mit nach Emden und lasse sie nicht spielen“, sagte Seidenberg. Er hielt sich ganz an das Vorgehen, das auch mit dem Mannschaftsrat besprochen worden war.
Rund um Burdorf herum kamen diejenigen Spieler zum Zuge, die zuletzt weniger im Fokus gestanden hatten. Bis auf für Sören Wegner, der gegen Rotenburg gestartet war, war es für alle der erste Pflichtspieleinsatz von Beginn an in dieser Saison, für einige der erste überhaupt. Aber diese Spieler hatten einen klaren Plan: Sie wollten zeigen, dass sie nicht zweite Wahl sind, und sich für weitere Einsätze empfehlen. Einigen gelang das sehr gut: Julian Deppe etwa oder auch Fabio Hausmann bescheinigte Seidenberg ein starkes Spiel. Man sollte die große Rotation also nicht falsch verstehen. Es war alles andere eine wehrlose Elf, die in Abwesenheit von Cheftrainer Benjamin Duray (Kurzurlaub) ums Weiterkommen kämpfte.
Nicht unerwartet brauchte die neuformierte Hagener Mannschaft ein bisschen Zeit, um zueinander zu finden. Die Gäste agierten aus einer defensiven Grundordnung heraus und machten die Räume eng. Bei Emder Ballbesitz zog sich auch Stürmer Lucas Heins in die eigene Hälfte zurück. Erst einmal sicher stehen lautete die Hagener Devise. Die Gastgeber, deren Trainer Stefan Emmerling immerhin fünf Wechsel im Vergleich zum Ligaspiel vorgenommen hatte, hatten größere Spielanteile, taten sich allerdings schwer damit, Lücken im dichten Abwehrverbund der Gäste zu finden. Gut geordnet und gewohnt zweikampfstark präsentierte sich derweil Hagen. Auch der vermeintliche zweite FC-Anzug saß.
So war es dann auch kein Dauerdruck, dem sich die Hagener ausgesetzt sahen. Alle Angriffsbemühungen der Gastgeber konnten sie allerdings nicht wegverteidigen. Es wurde oft dann gefährlich, wenn Nikky Goguadze seine Füße im Spiel hatte. Der Angreifer hatte am Sonnabend nicht im Kader gestanden, jetzt zeigte der Niederländer mit georgischen Wurzeln seine Abschlussqualitäten. Er zeichnete für die ersten beiden Emder Tore verantwortlich. Das erste markierte er per direktem Freistoß (22.), beim zweiten traf er per Volleyabnahme (55.).
Besonders sein zweites Tor schmerzte die Hagener, deren Keeper Yannik Koch sich mehrfach auszeichnete. Auf die Emder Führung hatten sie noch die richtige Antwort gegeben. Über rechts kombinierten sie sich mal schnell nach vorn, am Ende verwertete André Stüßel ein Hausmann-Zuspiel in die Tiefe eiskalt vor Keeper Nils Ludwig zum Ausgleich (32.). Erste Chance, erstes Tor – die Gäste waren eiskalt. Jubelnd lief der Torschütze zur Bank und reckte das Trikot mit der Nummer 22 in die Höhe: Es ist das Jersey von Axel France, der sich am Sonnabend nach einem Foul von Dany Tiakou Hatou das Kreuzband gerissen hatte. Stüßels Tor war auch eins für den so schwer verletzten Mitspieler. „Eine schöne Aktion. Die Jungs hatten das vorbereitet“, verriet Seidenberg.
Dass ausgerechnet Hatou die Begegnung mit seinem Treffer zum 3:1 entschied (64.), wollte gar nicht zu dieser Geste passen. Schon eher zum Spiel, denn Hagen konnte nach dem Seitenwechsel nicht mehr entlasten und offensiv Akzente setzen. Da fehlten dann doch die Ideen eines Kai Diesing, die Antriebskraft eines Yannick Bremser oder die Wucht eines Finn-Niklas Klaus. Der kam zwar im zweiten Durchgang für Burdorf ins Spiel, war allerdings defensiver eingebunden als gewohnt.
Letztlich war die Niederlage kein Beinbruch: „Wir haben Spieler rangeführt, die zuletzt weniger gespielt haben, und konnten uns von ihnen Bild machen. Und wir haben den Jungs, die zuletzt viel gespielt haben, eine Pause verschafft“, konnte Seidenberg dem Auftritt trotz des Ausscheidens einiges Positives abgewinnen.
Quelle: Weser-Kurier.de vom 24.08.2021 verfasst von Thorin Mentrup