Top-Transfer mal vier
In unserem Verbreitungsgebiet stechen diese Neuzugänge in der Wechselperiode heraus
Es ist wie in jedem Sommer während der Vorbereitung auf die neue Fußball-Saison: Spieler kommen, Spieler gehen. Das Personalkarussel dreht sich mitunter ganz schön schnell. Dabei gibt es immer wieder Transfers, die aufhorchen lassen. In der Wechselperiode dieses Sommers gibt es vier Wechsel, die genau dies getan haben. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Sportredaktion des OSTERHOLZER KREISBLATT/WÜMME-ZEITUNG stellt diese Wechsel im einzelnen vor.
An Justin Dähnenkamp sind hohe Erwartungen geknüpft. Natürlich, will man hinzufügen. Der 24-Jährige hat schließlich in der Ober- und sogar der Regionalliga gespielt. Nun trägt er das Trikot des SV Blau-Weiß Bornreihe. In der Landesliga müsste es für ihn doch laufen wie am Schnürchen, oder? Dass der Stürmer eine echte Verstärkung ist, steht für Frank Meyer, der die „Moorteufel“ gemeinsam mit Nils Gresens trainiert, außer Frage. „Bislang hat er alles gehalten, was wir uns von ihm versprochen haben“, sagt er. Einen Spieler wie Dähnenkamp, der aus recht wenig sehr viel machen kann, habe man lange gesucht.
Dabei sei es, wie Meyer mit einem Schmunzeln ergänzt, doch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Dähnenkamp den Weg zu den Blau-Weißen finden würde. „Er kennt hier alle schon länger“, erklärt er. Stimmt, bestätigt der Angreifer. „Ich habe schon häufiger gegen die Jungs gespielt, und danach saßen wir oft noch zusammen.“ Also fiel ihm die Entscheidung für Bornreihe gar nicht so schwer, zumal auch berufliche Gründe dafür sprachen: Dähnenkamp ist wieder in seinen Beruf als Klimatechniker zurückgekehrt. Der Aufwand für ständige Fahrten nach Heeslingen, wo er zuletzt spielte, ist zu groß.
Bornreihe liegt näher – und ist ambitioniert. Genau wie Dähnenkamp. „Die Landesliga“, sagt er, „ist eigentlich nicht mein Anspruch.“ Deshalb will er mit den Blau-Weißen aufsteigen. „Dieses oder nächstes Jahr“, sagt er. Dabei will er helfen. Er spüre wieder das Vertrauen, das er benötige. Seit dem Weggang vom FC Hagen/Uthlede 2019 habe er nicht viele Spiele von Beginn an gemacht. Die Bornreiher setzen voll auf Dähnenkamp. Er soll wieder aufblühen und für Tore sorgen. Auf eine Trefferanzahl hat sich der Neue nicht festgelegt, sagt aber: „Ich bin ehrgeizig. Ich will in der Torschützenliste ganz oben stehen.“ In Bornreihe werden sie das gerne hören, denn wenn Dähnenkamp häufig trifft, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die „Moorteufel“ weit oben stehen.
Einer, der schon aufgrund seiner Vita zu den Top-Transfers gehört, ist Bastian Kühn. In der Jugend schaffte er es ins Nachwuchsinternat des SV Werder Bremen, 2007 bestritt er sogar zwei Jugendländerspiele für die U16-Nationalmannschaft. Zwei seiner Mitspieler damals: Mario Götze und Marc-André ter Stegen. Aus Kühns angestrebter Profikarriere wurde allerdings nichts. „Natürlich blickt man manchmal zurück und ist etwas traurig darüber, aber ich bin jemand, der mehr nach vorne schaut. Das Thema ist für mich abgehakt“, sagt er.
Dass der 29-Jährige eine sehr gute Ausbildung genossen hat, fällt sofort auf. „Er ist ein richtig guter Fußballer“, sagt Ritterhudes Trainer Bastian Haskamp über den Neuzugang, der auch wegen seiner Werder-Vergangenheit bei der TuSG gelandet ist. Bei den Grün-Weißen lernte Kühn nämlich Oguzhan Dalan kennen. Beide verstehen sich noch heute gut. Dalan fragte einfach mal, ob sein Freund nicht mitkommen wolle zum Training nach Ritterhude. Der bejahte – und fühlte sich sofort wohl. „Das ist ein schöner Verein, der sehr familiär ist. Einige Spieler sind schon fast 20 Jahre dort“, sagt Kühn. Er selbst ist im Fußballnorden weit herumgekommen, hat unter anderem in Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Ottersberg und Wilhelmshaven gespielt. Jetzt also Bezirksliga in Ritterhude. „Ich bin überzeugt davon, dass ich der Mannschaft helfen kann“, sagt er. Wer ihn bei der Ritterhuder Sportwoche beobachtet hat, dem wird die feine Technik aufgefallen sein, mit der er Pässe spielen und Gegner aussteigen lassen kann.
Das hat natürlich auch Haskamp beobachtet. Der Trainer sagt aber auch: „Bastian muss noch etwas fitter werden.“ Auch der 29-Jährige muss sich seinen Platz in der Startformation im 25 Spieler starken Kader der TuSG erst einmal verdienen. Das ist dem gelernten Stürmer, der sagt, er könne auch im Mittelfeld jede zentrale Rolle spielen, bewusst. „Die letzte Fitness und Kondition kommt über die Spiele“, ist er überzeugt. Umso mehr freut er sich auf den nahenden Saisonstart. Dann will er sich die letzten Körner holen und allen zeigen, was er kann.
Unter den Neuzugängen in unserem Verbreitungsgebiet strahlt Kian Hinte vom FC Hagen/Uthlede ganz klar heraus, und es ist ein echter Glücksfall, dass sich der 19-Jährige für den FC Hagen/Uthlede entschieden hat. Er hätte höher spielen können, die Option dafür hatte er jedenfalls. Regionalligist VfB Oldenburg bekundete sein Interesse, auch der SV Atlas Delmenhorst hatte ein Auge auf den Außenverteidiger geworfen. Über den Traditionsklub an der Delme war schließlich auch der Kontakt entstanden. Der SV Atlas hatte sich letzten Endes für andere Spieler entschieden, gab den befreundeten Hagenern aber einen entscheidenden Wink, dass da ein Top-Talent zu haben wäre. Sogar eines aus der Region. Kian Hinte wohnt in Schwanewede, fing mit dem Fußballspielen beim VSK Osterholz-Scharmbeck an, wechselte 2010 zum SV Werder Bremen und durchlief dort alle Jugendstationen.
Nun war der 19-Jährige auf dem Markt und der FC Hagen/Uthlede ergriff sofort seine Chance. „Es lief relativ spontan“, erinnert sich Hinte. Einem Treffen und „sehr positiven Gesprächen“ folgte ein Woche Bedenkzeit, ehe er schließlich zusagte. Der FC Hagen/Uthlede und Kian Hinte gehen sozusagen ein Symbiose ein. Das Top-Talent kann in Osterholz-Scharmbeck die Schule zu Ende machen, ohne größere Fahrtwege auf sich nehmen zu müssen, und der Fußball-Oberligist bekommt einen top ausgebildeten Spieler. Gleichwohl kann der Klub von der Blumenstraße für den 19-Jährigen nur eine Durchgangsstation sein. „Mein Ziel ist die Regionalliga“, beteuert Hinte. Der enorm antrittsschnelle Außenverteidiger will sich in Hagen für höhere Aufgaben empfehlen. Einerseits. Andererseits kann er sich auch vorstellen, über die Saison hinaus zu bleiben, wie er auf Nachfrage erklärt. „Ich will erstmal eine gute Saison spielen, was danach kommt, halte ich mir offen“, sagt er.
Hussain Taha blieb immerhin zwei Jahre beim FC Hagen/Uthlede, ehe er sich zu dieser Saison zu einem Wechsel zurück zum VSK Osterholz-Scharmbeck entschied. Was weniger an sportlichen als vielmehr an gesundheitlichen Gründen lag. Der 27-Jährige, der in beiden Spielzeiten zum Hagener Stammpersonal gehörte, unterzieht sich noch in diesem Jahr einer aufwendigen Kiefer- und Zahn-Operation und wird zwei Monate ausfallen. Das geht mit dem Aufwand beim Oberligisten nicht einher, daher der Schritt zurück in die Bezirksliga zum VSK.
Als Rückschritt sieht der Mittelfeldspieler seinen Wechsel allerdings nicht. „Wir haben einen guten Kader mit jungen und talentierten Spieler, und bis auf das Spiel gegen Brinkum haben wir ja auch schon gezeigt, was wir können“, sagt er. Auf ihn wird in jedem Fall eine tragende Rolle zukommen. Er soll das junge Team auf dem Platz führen. Der Kontakt zum VSK war ohnehin nie abgerissen. „Immer, wenn ich konnte, habe ich zugeguckt“, erklärt Taha, dessen Bruder Mohamed ebenfalls für die Grün-Weißen aufläuft. Eine Abkehr vom höherklassigen Fußball verbindet er mit seinem Wechsel mitnichten. „Wir können um die Meisterschaft mitspielen“, findet er. Und wenn der VSK tatsächlich den Aufstieg in die Landesliga schaffen sollte, käme er der Oberliga ja wieder näher, sagt er.
Quelle: Weser-Kurier vom 07.08.2021 verfasst von Dennis Schott und Thorin Mentrup