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Meine Woche: DFB-Pokal-Teilnahme rückt näher

Tjark Seidenberg (30) ist Co-Trainer beim Fußball-Oberligisten FC Hagen/Uthlede und blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück.

Mittwoch, 14. Oktober: Harald Becker, der Vater unseres Keepers Yannick Becker, brachte mir das Fußballspielen bei. Als B-Jugendlicher bin ich im Jahre 2006 zum FC Hagen/Uthlede gewechselt und seitdem als Spieler und Trainer im Verein tätig. Da ich zurzeit Ferien habe, nutze ich den Vormittag und gehe ins Fitnessstudio „Fit&Sun“, um mich körperlich fit zu halten. Im Anschluss fahre ich zu meinem langjährigen Freund und treuen Fan des FC Hagen/Uthlede, Jens Lange. Es ist mittlerweile eine alte Tradition, dass ich Jens bei einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee von den aktuellen Geschehnissen im Verein berichte. Wir sind uns einig, dass die Leistung gegen Spelle trotz der Niederlage gut war und Mut für die kommenden Wochen und für das am Abend anstehende Pokalspiel in Rotenburg macht. Jens prophezeit mir einen Sieg. Diesen Sieg sollten wir am Abend tatsächlich einfahren und der DFB-Pokal-Teilnahme somit einen Schritt näher kommen. Das Spiel kostet mich aber einige Nerven, weil es von beiden Mannschaften sehr engagiert, aber auch sehr hektisch geführt wird.

Donnerstag, 15. Oktober: Ich putze meine Wohnung und gehe eine Runde Joggen. Am Nachmittag treffe ich mich mit Jerome Albritton, dem Torjäger unserer zweiten „Herren“, zum Einzeltraining. Jerome war mal mein Schüler und ist mittlerweile ein guter Freund von mir geworden. Sein großes Ziel ist es, für die erste Mannschaft auf Torejagd zu gehen. Sein Ehrgeiz und seine Physis sind beeindruckend und definitiv oberligareif. Jetzt arbeiten wir seit rund einem Jahr unter anderem intensiv an seinen technischen Fähigkeiten, seinen Laufwegen und an seinem Torabschluss. Am Abend besuche ich unseren Spieler Mirko Franke und dessen Freundin Laura Theilmann. Mirko ist vor sieben Jahren zu uns nach Hagen gewechselt und ein sehr guter Freund von mir geworden. Bei einem Glas Wasser und leckerer Pizza unterhalten wir uns über die turbulenten Wochen unserer Mannschaft. Mirko und ich hatten eine sehr enge und auch emotionale Bindung zu unserem ehemaligen Trainer Carsten Werde und bedauern, dass diese sensationelle Zeit mit ihm so zu Ende gegangen ist. Wir sind sehr froh, dass wir in so kurzer Zeit einen geeigneten Nachfolger mit Benjamin Duray verpflichten konnten, der die niedergeschlagene Stimmung in Windeseile in Aufbruchstimmung verwandelte.

Freitag, 16. Oktober: Ich treffe mich mit einer Freundin, Kim Pechmann, sowie meiner Mama Meike Seidenberg und gehe ins Fitnessstudio. Am späten Nachmittag bin ich mit Benjamin Duray, unserem sportlichen Leiter Gunnar Schmidt sowie Herrenspielbetriebsleiter Wilfried Roes verabredet. Ziel dieses Treffens ist es, eine Analyse des aktuellen Kaders zu erstellen und darauf aufbauend zu planen, inwiefern wir den Kader zum Winter hin verändern werden, um den Klassenerhalt in der Oberliga zu schaffen. Wir sind uns schnell einig, auf welchen Positionen wir uns verstärken wollen. Im Anschluss leiten Benjamin und ich das Abschlusstraining vor dem morgigen Spiel gegen Kickers Emden. Schwerpunkte sind defensive Verschiebungsprinzipien. Die „englischen Wochen“ machen es uns nicht leicht, die Grundprinzipien, die wir von der Mannschaft verlangen, zu implementieren. Daher darf die Regeneration der Spieler nicht zu kurz kommen, weil wir schon einige Spieler mit Muskelverletzungen zu beklagen haben und der Kader entsprechend dünn besetzt ist. Die Stimmung in der Mannschaft ist trotzdem sehr gut.

Sonnabend, 17. Oktober: Wir treten um 14 Uhr bei Kickers Emden an. Die Emsländer haben sich vor der Saison nochmals verstärkt und sind eine unheimlich robuste Mannschaft. Trotzdem habe ich vor dem Spiel ein gutes Gefühl. Vor dem Spiel mache ich den Jungs noch mal deutlich, dass wir genau für solche Erlebnisse den Aufstieg wollten. Wir spielen bei einem Traditions- und ehemaligen Profiverein in einem kleinen Stadion mit Fans. Das Spiel entwickelt sich auf dem durchnässten Platz von Anfang an zu einer Kampfpartie. Wir sind lange Zeit auf Augenhöhe. Emden bestraft unsere erste Unaufmerksamkeit aber gnadenlos und geht kurz vor der Pause in Führung. Am Ende lassen unsere Kräfte nach einer intensiven Woche nach. Wir verlieren das Spiel verdient mit 0:3. Auf der Rückfahrt werden ein paar Kaltgetränke getrunken und über den Fußball gefachsimpelt. Viele freuen sich schon auf das anstehende Spiel am Freitag gegen Uphusen.

Sonntag, 18. Oktober: Den Sonntag beginne ich mit einem sehr ausgiebigen Frühstück auf der Couch. Im Fernsehen läuft „Alle Spiele, alle Tore“ auf Sky. Ich bin leidenschaftlicher Werder-Fan und habe eine Dauerkarte für die Ostkurve. Werder hat sich gestern einen Punkt in Freiburg erkämpft und damit sieben Punkte in den bisherigen vier Spielen gesammelt. Ich bin damit absolut zufrieden. In dieser Saison sollte das Ziel sein, sich wieder zu stabilisieren, denn die Mannschaft hat mit Kevin Vogt und Davy Klaassen zwei zentrale Säulen verloren, die leider nicht adäquat ersetzt werden konnten. Ich kann die öffentliche Kritik an Frank Baumann jedoch nicht nachvollziehen, denn ich bin überzeugt davon, dass leistungsstarke Spieler kontaktiert worden sind. Nun gilt es, Florian Kohfeldt zu vertrauen, dass er die preiswerteren Spieler so entwickelt, dass sie bundesligataugliche Leistungen zeigen. Ich traue ihm das definitiv zu. Am Nachmittag fahre ich nach Uphusen, um mir deren Begegnung gegen Heeslingen anzuschauen. Ich sitze neben Uphusens sportlichem Leiter Florian Warmer und Bastian Fuhrken, der in gleicher Funktion beim SV Atlas Delmenhorst tätig ist. Ein gut funktionierendes Netzwerk ist immer hilfreich. Uphusen zeigt eine gute Leistung, verliert aber dennoch mit 1:4.

Montag, 19. Oktober: Der Montag ist mein fußballfreier Tag. Ich fahre mit meiner Mama nach Hamburg zu meiner Nichte Hermine Seidenberg. Mein Bruder Henrik Seidenberg lebt dort mit seiner Frau Natalie und seiner Tochter. Wir holen Hermine von der Kita ab und fahren mit ihr zu einem Ponyhof. Diese Unbeschwertheit von Hermine hilft mir immer wieder, mir klarzumachen, dass es sich nicht lohnt, zu viel Energie an Dinge im Fußball zu verschwenden, die ich sowieso nicht beeinflussen kann. Am Abend fahre ich dann noch in die Sauna. Hier kann ich entspannen und abschalten.

Dienstag, 20. Oktober: Beim ersten Training der Woche beginnt die Vorbereitung auf das Spiel gegen Uphusen. Dieses Match ist zwar kein klassisches Derby. Dafür sind diese Spiele immer hitzig und intensiv geführt, da sich viele Spieler und Verantwortliche aufgrund der Nähe zu Bremen kennen. Zudem ist das Spiel aufgrund der Tabellenkonstellation von großer Bedeutung. Stand jetzt qualifizieren sich beide Mannschaften für die Abstiegsrunde. Dementsprechend werden die Punkte aus diesem Spiel in diese mitgenommen. Am Vormittag telefonieren Benjamin Duray und ich lange Zeit, um die Eindrücke vom Wochenende unserer Mannschaft und vom TB Uphusen zu sammeln. Auf Basis dieser Eindrücke entwickeln wir einen Matchplan.

Waldemar Gilmut, der Trainer des Fußball-Landesligisten SV Lemwerder, wird als Nächster über seine Woche berichten.

Zur Person

Tjark Seidenberg (30) ist Co-Trainer beim Fußball-Oberligisten FC Hagen/Uthlede. Der Gymnasiallehrer für Mathematik, Sport und Sporttheorie an der Waldschule Hagen-Beverstedt stammt aus Stotel und erlernte auch beim TSV Stotel das Fußballspielen. Er wohnt in Hagen.


Quelle: Weser-Kurier.de vom 20.10.2020 verfasst von Karsten Hollmann/Tjark Seidenberg