Erfahrung in beiden Welten
Hagens neuer Trainer Duray kennt sich im Profi- und im Amateurlager aus – Lehrer in Bremerhaven
Die Personalien des FC Hagen/Uthlede finden selten die Aufmerksamkeit des „Kicker“. Doch dass Benjamin Duray das Traineramt beim Fußball-Oberligisten übernimmt, war dem Fachmagazin einen Bericht wert. Aufgrund seiner Erfahrungen im Profi-Bereich wirkt der 41-Jährige für einen Fünftligisten überqualifiziert. Der gebürtige Bremervörder macht aber deutlich, dass er große Lust auf die Aufgabe bei den Grün-Schwarzen hat.
„Vielleicht ist sich der eine oder andere dafür zu schade, aber für mich ist Fußball Fußball. Die Jungs sind willig. Man hat immer wieder mit neuen Menschen und Situationen zu tun. Das ist immer interessant“, betont Duray, der am Dienstagabend seine erste Trainingseinheit als Nachfolger des zurückgetretenen Carsten Werde absolviert hat.
„Man spürt, dass es hier noch nur um Fußball geht. Das ist ein Verein, der einfach Freude am Fußball hat. So kommt es rüber.“ Benjamin Duray, neuer Trainer des
FC Hagen/Uthlede
Dass der Job bei einem Oberligisten nach Engagements in China, wo der A-Lizenzinhaber im Auftrag des FC Schalke 04 Jugendarbeit gemacht hat, und Russland, das er als Co-Trainer des Erstligisten Akhmat Grosny kennengelernt hat, zu wenig Reiz für ihn bieten könne, ist für Duray ein abwegiger Gedanke: „Man spürt, dass es hier noch nur um Fußball geht. Das ist ein Verein, der einfach Freude am Fußball hat. So kommt es rüber. Wir wollen Fußball spielen, Freude haben und die Fans mitnehmen, die hier immer noch zahlreicher kommen als bei anderen Vereinen. Hier herrscht eine gute Atmosphäre, hier ist alles eng. Das ist doch cool.“
Dabei möchte Duray, der in der Region Spuren bei Clubs wie dem TuS Heeslingen, dem VfL Stade und dem Rotenburger SV hinterlassen hat, seine Erfahrungen im Profi-Lager nicht missen: „Das sind unfassbar tolle Erfahrungen gewesen. Ich verstehe das auch als Privileg, diese Chance gehabt zu haben. Es war ja nicht nur die Arbeit, sondern es waren auch die emotionalen Eindrücke in den verschiedenen Kulturen. Ich habe China und Russland von einer anderen Seite erlebt als ein Tourist.“ Der Sportwissenschaftler, der als Lehrer an der Schule am Leher Markt (Salm) in Bremerhaven arbeitet, hat aber auch die weniger schönen Seiten des Geschäfts kennengelernt: „Die Luft da oben ist sehr dünn. Man ist emotional immer am Anschlag, es geht immer ums Gewinnen. Es ist ein 24/7-Job. Pausen gibt es eigentlich nicht. In dem Moment, wo das Spiel zu Ende ist, bist du schon beim nächsten Spiel.“
Spielern Sicherheit geben
Seine Erfahrungen will Duray nutzen, um die Hagener gemeinsam mit Assistenztrainer Tjark Seidenberg wieder in die Spur zu bringen. „Fußball bietet die Möglichkeit, immer wieder jede Woche alles besser zu machen. Es geht wieder bei Null los“, sagt der neue FC-Coach mit Blick auf die 0:7-Klatsche bei Blau-Weiß Lohne, die Werde zum Rücktritt veranlasst hatte. „Wir haben eine Idee fürs Wochenende, an der wir weiter arbeiten werden. Wir werden versuchen, den Spielern Sicherheit zu geben. Das ist erst mal das Wichtigste, dass jeder weiß, was er in dieser und jener Situation zu tun hat. Und das muss nicht der einzelne Spieler wissen, sondern die ganze Mannschaft“, beschreibt Duray seinen Fahrplan vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den SC Spelle-Venhaus (15 Uhr).
Duray, den der Sportliche Leiter Gunnar Schmidt nach Hagen gelotst hat, legt viel Wert auf den Austausch mit den Spielern: „Es ist schon wichtig, dass man die Jungs ins Boot holen. Die kommen nach der Arbeit, das ist deren Hobby – wir müssen eine Arbeitsatmosphäre schaffen, wo die Jungs Bock haben.“
Von Werde hat Duray, der Offensivspieler AJ France aus seiner Zeit in Rotenburg kennt, eine nette Botschaft erhalten, über die er sich sehr gefreut habe. Um einen unvoreingenommenen Blick zu haben, will er zunächst aber nicht näheren Kontakt suchen: „Man sollte jeden Spieler wie ein weißes Blatt begrüßen, das man für sich dann selbst ausfüllt.“ Wobei seine Erfahrung zeige: „Die Guten setzen sich durch. Unabhängig davon, wer der Trainer ist. Weil die einfach wissen, worauf es ankommt. So war es bei allen Stationen, wo ich war.“
Viele Stationen
- Als Co-Trainer unter Torsten Gütschow hat Benjamin Duray im Jahr 2006 beim TuS Heeslingen seine Trainerlaufbahn begonnen. Seinen ersten Cheftrainerposten übernahm der in Stade wohnende Bremervörder 2010 bei Eintracht Rudolfstadt.
- Weitere Stationen waren die U17 des Halleschen FC, die TSG Neustrelitz, die U19 des chinesischen Clubs Hebei Fortune und der russische Erstligist Akhmat Grosny (CoTrainer).