Zwei Siege bis zum „Spiel des Lebens“
FC Hagen/Uthlede will heute bei Eintracht Celle dem Traum vom DFB-Pokal näherkommen – Routinier Franke lobt Neuzugänge
Den Wunsch, einmal im DFB-Pokal die Großen aus dem Profi-Lager zu ärgern, eingefangen von den Fernsehkameras von Sky und der Sportschau – den hat wohl jeder ambitionierte Amateurfußballer. Da macht Mirko Franke keine Ausnahme. „Vom DFB-Pokal träume ich schon lange. Das würde meine fußballerische Karriere abrunden“, schwärmt der Routinier des FC Hagen/Uthlede. Mit einem Sieg im Halbfinale des Niedersachsenpokals beim MTV Eintracht Celle kann Franke seinem Traum heute ein großes Stück näherkommen (16 Uhr).
Die Hagener, die bislang den VfL Oldenburg, den TuS Bersenbrück und den Heeslinger SC ausgeschaltet hatten, wissen sogar schon, auf wen sie im DFB-Pokal treffen würden. Vor drei Wochen wurde bereits die erste Hauptrunde ausgelost. Das war ein merkwürdiges Prozedere, weil die Pokalwettbewerbe in den meisten Landesverbänden wegen der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie erst noch zu Ende gespielt werden müssen. Der Vertreter aus Niedersachsen – neben Celle und Hagen sind noch die beiden anderen Halbfinalisten SC Spelle-Venhaus und MTV Gifhorn im Rennen – darf sich am zweiten September-Wochenende auf den Besuch des Erstligisten FC Augsburg freuen.
Franke, der seit sechseinhalb Jahren das Hagener Trikot trägt, sieht gute Chance für den Einzug ins Finale, das am 22. August in Hannover ausgetragen wird. „Ich freue mich unheimlich auf das Spiel. Wir sind gerüstet, weil wir eine richtig gute Vorbereitung gespielt und gut trainiert haben. Wir können selbstbewusst nach Celle fahren“, betont der 31-Jährige. Den Gegner kennt Franke aus Duellen in der Landesliga und zuletzt in der Oberliga. „Es wird uns ein heißer Tanz erwarten. Ich denke, die Tagesform wird entscheiden“, sagt der Linksverteidiger mit Blick auf das 2:2-Remis im letzten Punktspiel in Celle. Das war im September 2019.
Sechs Testspiele haben die Mannschaft von Trainer Carsten Werde, die ihr letztes Pflichtspiel am 1. März bestritten hat, auf den Pokalhit im Celler Günther-Volker-Stadion eingestimmt. Dabei konnten die Grün-Schwarzen mit vier Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage nicht nur ihr Selbstbewusstsein stärken. Werde hatte schon zu Trainingseinheiten gebeten, als wegen der Corona-Auflagen noch nicht an Zweikämpfe zu denken war. Das sei enorm hilfreich gewesen für die Integration der insgesamt acht Neuzugänge, findet der Coach des Oberligisten: „Das Wichtigste haben wir geschafft. Die Jungs haben sich kennengelernt und Verständnis füreinander entwickelt. Und wir sind fit und können 90 Minuten marschieren.“ Franke ist ebenfalls beeindruckt, wie gut sich die Neuen wie Mika Kroschel, Moritz Hannemann oder Tarek Elmali schon machen: „Man hat das Gefühl, dass die Jungs schon länger dabei sind.“
Auch bei der Eintracht, die von Hilger Wirtz von Elmendorff trainiert wird, ist der Kern der Mannschaft zusammengeblieben. Mit Yusuf-Islam Akdas und Merchas Doski haben sich aber zwei Leistungsträger verabschiedet – Doski hat sogar einen Profi-Vertrag beim österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck erhalten. Werde lobt die Stärken des Oberliga-Rivalen, den er in der Favoritenrolle sieht, im Umschaltspiel: „Umso wichtiger wird sein, gut am Mann zu verteidigen und ihr Kombinationsspiel zu unterbinden. Und wir müssen richtig auf Ballverluste reagieren.“
Dass ihm kein aktuelles Videomaterial der Eintracht vorliegt und kein Spion bei einem Celler Testspiel anwesend war, sorgt Werde nicht: „Im vergangenen Jahr haben sie häufig gegen den Gegner gespielt, den wir dann am Wochenende darauf hatten. Deshalb habe ich viele Videos von ihnen gesehen. Ich glaube nicht, dass uns bahnbrechende Überraschungen erwarten werden.“
Beide Mannschaften haben viele junge Spieler in ihren Reihen, die sicher mit ihrer Nervosität zu kämpfen haben werden – schließlich ist der Gewinner nur einen weiteren Sieg vom „Spiel des Lebens“ entfernt. „Da werden wir alten Hasen gefragt sein, die Jungs wieder einzufangen“, sagt Franke, der sich in knapp 170 Einsätzen für Hagen gestählt hat. Wobei Anspannung an sich ja nichts Schlechtes sei: „Ich spiele schon lange Fußball und bin immer noch vor jedem Spiel nervös. Eine gewisse Nervosität, das Kribbeln, gehört einfach dazu.“
Routinier Franke spielt bewusst im Landkreis Fußball, obwohl er Bremerhavener ist. „Mir gefällt in Hagen die familiäre Atmosphäre, die wir im und um den Verein haben. Wir haben tollen Zuschauerzuspruch. In Hagen bekommt jeder eine Chance, sich zu beweisen. Und nicht nur eine, sondern auch zwei oder drei“, erklärt der ehemalige Kicker des OSC Bremerhaven. Dass die Hagener für das mögliche DFB-Pokalspiel gegen Augsburg ins Nordseestadion umziehen würden, wo Franke früher für den OSC gespielt hat, sei ein zusätzlicher Motivationsschub: „Meine alte Heimat. Das würde mich unheimlich freuen, dort vor möglichst vielen Zuschauern spielen zu können.“
Finaltag der Amateure
- Wenn sich der FC Hagen/Uthlede in Celle durchsetzt, trifft das Team von Trainer Carsten Werde im Finale des Niedersachsenpokals für Amateure auf den Sieger der Partie SC Spelle-Venhaus und MTV Gifhorn. Auch Spelle-Venhaus und Gifhorn sind wie Hagen/Uthlede und Celle in der Oberliga Niedersachsen am Ball.
- Das Endspiel ist am Sonnabend, 22. August, ab 17.45 Uhr beim „Finaltag der Amateure“ in der Livekonferenz der ARD zu sehen. Hagens Duell in Celle wird hingegen nicht übertragen. Im Gegensatz zu den beiden Halbfinal-Partien im Bremer Landespokal, die als LiveStream bei sporttotal.tv gezeigt werden.
Quelle: Nordsee-Zeitung vom 15.08.2020 verfasst von Dietmar Rose