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Saisonhöhepunkt fehlt noch

Hagens Trainer Werde hofft auf sportliche Entscheidung im Pokal – Elfmeterschießen nur „2C-Lösung“

Es liest sich wie ein Stück aus dem Fußball-Gruselkabinett, was sich die Verantwortlichen des Bezirks Lüneburg zur Rettung ihres Pokalwettbewerbs haben einfallen lassen. Die Hygienevorschriften sehen nicht nur vor, dass die beiden Halbfinalpartien und das Endspiel direkt nacheinander als Elfmeterschießen auf neutralem Platz ohne Zuschauer durchgezogen werden. Darüber hinaus sind pro Mannschaft nur acht Personen – sechs Spieler und zwei Offizielle – zugelassen, die die Sportanlage nach dem Ausscheiden unverzüglich zu verlassen haben. Als würdiger Rahmen lässt sich das coronabedingte Prozedere wohl kaum bezeichnen. Das sieht auch Trainer Carsten Werde so, der sich für seinen FC Hagen/Uthlede im Landespokal eine bessere Lösung wünscht.

Der Oberligist von der Blumenstraße hätte eigentlich am Ostermontag (13. April) zum Halbfinale beim Ligarivalen MTV Eintracht Celle antreten müssen. Doch die Coronavirus-Pandemie sorgte dafür, dass der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) seine beiden Pokalsieger – es gibt einen Cup-Wettbewerb für Drittund Regionalligisten und einen für unterklassige Teams – noch nicht ermitteln konnte. Während die Punktspielsaison 2019/2020 auf dem NFV-Verbandstag am 27. Juni wohl vorzeitig für beendet erklärt wird, steht eine Regelung für den Pokalwettbewerb noch aus. Im Hintergrund macht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Druck, der möglichst rasch die Teilnehmerliste für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal 2020/2021 haben möchte.

„Alles ist davon abhängig, wann der DFB die Pokalteilnehmer benannt haben will“, weist Werde auf die Rolle der Frankfurter Verbandsspitze hin. Der Hagener Coach wertet es als gutes Zeichen, dass die internationalen Wettbewerbe in der Champions und Europa League im August zum Abschluss gebracht werden sollen: „Die erste Hauptrunde im DFB-Pokal wird definitiv nicht im August stattfinden können.“ Dementsprechende Signale kamen schon vom DFB-Spielausschuss, der den Rahmenterminkalender für die nächste Saison überarbeiten muss. Das gibt den Regionalverbänden mehr Zeit, um ihre abgebrochenen Pokalwettbewerbe beenden zu können.

Für die Hagener kommt es aber nicht nur auf das „Ob“, sondern auch auf das „Wie“ an. Den Pokalsieger im Schnellverfahren per Elfmeterschießen zu küren, ist eine Vorstellung, die Werde einen Schauer über den Rücken jagt.

„Unser aller Wunsch – nicht nur von uns, sondern von den anderen beteiligten Vereinen – ist ja, dass der Wettbewerb sportlich auf dem Feld ausgetragen wird. Wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht umsetzbar ist, wünschen wir uns eine Lösung, die nicht am grünen Tisch getroffen wird. Also kein Losverfahren oder Wertung nach Saisonplatzierungen“, erklärt der Coach des Halbfinalisten. Anders ausgedrückt: Bevor der Verband den Pokalsieger bestimmt oder aus dem Hut ziehen lässt, wäre ein Elfmeterschießen aus Werdes Sicht als kleineres Übel vorzuziehen. „Das ist aber nicht die 1B-Lösung, sondern eher die 2C-Lösung“, betont der 32-Jährige, der seine Ablehnung auch begründen kann: „Das mutet absolut absurd an. Wenn man dann noch weiß, worum es geht, wäre es wirklich schade, wenn es auf so eine Lösung hinauslaufen würde. Es steht ja finanziell einiges auf dem Spiel, und für viele Amateurfußballer ist das ein Highlight ihrer Karriere.“

Stattliche Einnahme winkt

Die beiden niedersächsischen Pokalsieger sind für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert, wo ihnen vielleicht ein großes Los, in jedem Fall aber über Fernsehgelder eine stattliche Einnahme winkt. Werde hofft, dass der DFB der Versuchung widerstehen kann, die Duelle zwischen Amateuren und Profis zur Not als Geisterspiele anzusetzen: „Das würde den ganzen Wettbewerb ad absurdum führen, wenn in den Spielen, in denen die Basis und die Profis zusammenkommen sollen, genau das nicht mehr passiert.“ Die oft beklagte Entfremdung zwischen Profi- und Amateurlager würde nach Werdes Ansicht dadurch zementiert werden: „Das wäre das denkbar schlechteste Zeichen, wenn der DFB sagen würde: Wir ziehen das auch ohne Zuschauer durch.“

Egal, wann die letzten beiden Runden ausgespielt werden können – die Hagener werden gut vorbereitet sein. Werde ist von seinem ursprünglichen Plan abgerückt, seinen Jungs drei Wochen nach der Wiederaufnahme des Trainings nach der Corona-Zwangspause wieder freizugeben: „Wir haben schon 14 Corona-Einheiten absolviert. Es ist ein Wunsch der Mannschaft, dass wir weitermachen. Wir nutzen diese Zeit sehr intensiv. Auch zum Aufbau der Grundfitness, die der eine oder andere in der wochenlangen Pause verloren hat.“

Daneben hat das Training auf dem Kreissportplatz auch einen integrativen Effekt, weil bereits alle Neuzugänge mitgemacht haben. Da in dem einen oder anderen Fall noch die endgültige Freigabe fehlt, hält der FC-Coach mit den Namen hinter dem Berg. Zufrieden ist Werde mit den Fortschritten, die seine Langzeitverletzten Kai Diesing und Axel France machen: „Für die beiden sind diese Einheiten ganz wichtig. Wir führen sie behutsam heran.“


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 25.06.2020 verfasst von Dietmar Rose