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Eine „emotionale Achterbahnfahrt“

Trainer Carsten Werde und Spieler Christoph Müller über die bisherige Saison des FC Hagen/Uthlede in der Fußball-Oberliga

Langeweile ist an der Blumenstraße in dieser Saison erneut ein Fremdwort. Mit Ausreißern nach oben und unten hat der FC Hagen/Uthlede in den ersten 20 Partien viel Spektakel geboten und ist sich selbst dabei stets treu geblieben.

Von so mancher Seite ist der FC Hagen/Uthlede vor und auch während der Saison in der Oberliga Niedersachsen belächelt worden: Der Liganeuling, gerade erst den Klassenerhalt geschafft, verstärkt sich mit Spielern aus der Kreis- und Bezirksliga. Wie soll das denn gut gehen? Und doch: Die Grün-Weißen überwintern auf dem Nichtabstiegsplatz 13 und haben es bis ins noch anstehende Pokal-Halbfinale geschafft.

Gleichzeitig war dieses Halbjahr eine „emotionale Achterbahnfahrt“, bilanziert Trainer Carsten Werde. Die wichtigste Vorgabe wurde zwar erreicht: „Wir wollten im Rennen bleiben und uns eine vernünftige Ausgangsbasis erarbeiten – das haben wir geschafft.“ Doch auf die 21 Punkte aus den ersten 20 Partien hätte Werde gerne noch vier mehr gepackt. Zu selten sei die Leistung konstant gut gewesen, um sich auch diesen Wunsch zu erfüllen. Auch Christoph Müller, der in dieser Saison bereits mehrfach die Kapitänsbinde trug, sagt, es hätten durchaus bis zu sechs Punkte mehr sein können.

Dass diese Zähler nun nicht auf dem Konto stehen, hat verschiedene Gründe. Nach der schwierigen Vorbereitung mit mehreren Ausfällen und dem Umbruch nach dem Wegfall einiger Leistungsträger ging gleich zum Auftakt die Partie gegen das aktuelle Schlusslicht BW Tündern mit 0:4 verloren. Zwar sammelte der FC H/U beständig Punkte wie beim 2:0 in Gifhorn, dem 4:3 bei Arminia Hannover und dem 3:0 gegen Wolfenbüttel. Die längste Durststrecke ohne Punkte erstreckte sich im September über drei Partien; zwei Siege in Serie gelangen in der Liga noch nicht. Müller: „Wir haben gute Spiele gemacht, aber nicht immer über 90 Minuten Konstanz gezeigt.“ Gegen FT Braunschweig, Kickers Emden oder im Rückspiel gegen Gifhorn habe das Team Punkte liegen lassen. Dafür bleiben die Erfolge im Pokalviertelfinale gegen den Heeslinger SC und das 3:0 gegen den bis dahin noch ungeschlagenen SV Atlas Delmenhorst positiv in Erinnerung.

Hinzu kamen die beiden krassen Negativausschläge mit dem 0:9 gegen Egestorf-Langreder und dem 0:10 gegen Spelle-Venhaus, die die Torstatistik noch bis zum Saisonende trüben werden. „Das war der Tiefpunkt der Hinrunde, aber wir haben das aufgearbeitet“, sagt Müller. Die Ehrlichkeit untereinander bezeichnet er als Alleinstellungsmerkmal. Im Anschluss an beide Partien punktete der FC jeweils wieder. Für Trainer Werde zeigte das, dass die Mannschaft intakt ist: „Wir hatten nie eine richtige Krise.“ Dass es im Verein stets ruhig blieb, führt Werde auf den Realitätssinn aller Beteiligten zurück. „Wir können uns glücklich schätzen, solche Offiziellen zu haben.“ Allen sei klar gewesen, dass es Zeit brauche, junge Spieler aus der Region weiterzuentwickeln. Am Ende werde sich zeigen, dass auch dieser Weg Erfolg bringen könne, „und das wird mehr Signalwirkung haben“, betont Werde.

Christoph Müller sieht in der Kontinuität der Vereinsarbeit ebenfalls eine wichtige Säule. „Nur wenige sind nach einem Jahr wieder gegangen“, sagt er. Und die Spieler aus dem Umfeld sorgen auch bei den Fans für Interesse am FC H/U: Auf einen Zuschauerschnitt von rund 350 komme kein anderer Verein im Landkreis. „Wir wollen weiter die Hütte abbrennen und die Fans mitreißen“, verspricht er.

Am Freitag steigt der FC Hagen/Uthlede wieder ins Training ein und wird beim dreitägigen Trainingslager Ende Januar ein Testspiel gegen den VfB Oldenburg bestreiten. Dann womöglich auch mit Neuzugängen, die jedoch noch nicht fix sind. „Wir nehmen uns für die Vorbereitung vor, am Maximum zu sein für die restlichen Spiele“, sagt Werde. Das Spiel auf dem Platz müsse sich wie selbstverständlich anfühlen und klare Handlungsoptionen bieten. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden.“


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 09.01.2020 verfasst von Niklas Golitschek