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„Das darf nicht noch einmal passieren“

0:9 gegen Egestorf-Langreder, 0:10 gegen Spelle-Venhaus – der FC Hagen/Uthlede ist die Schießbude der Oberliga. Teammanager Gunnar Schmidt und der Leiter Spielbetrieb, Wilfried Roes, beziehen im Gespräch Stellung

Das 1:1 gegen den MTV Gifhorn war eine ordentliche Antwort auf die desaströse 0:10-Niederlage beim SC Spelle-Venhaus am Mittwoch. Der FC Hagen/Uthlede hat sich gegen Gifhorn teuer verkauft. Aber das Team offenbarte gegen Spelle und auch schon zuvor beim 0:9 gegen Egestorf-Langreder ungewohnte Probleme – offensiv, defensiv und in der Einstellung. Team-Manager Gunnar Schmidt und Abteilungsleiter Wilfried Roes sprechen über die bisherigen Leistungen und die Erwartungen an die Zukunft.

Nach dem Desaster in Spelle hat der FC Hagen/Uthlede nun immerhin einen Punkt gegen Gifhorn ergattert. Wie bewertet der Verein das 1:1 gegen den MTV als Antwort auf die 0:10-Pleite?

Schmidt: Das war eine gute und konzentrierte Leistung. Wir hätten den Sieg verdient gehabt, hatten aber Pech. Es war eine gute Reaktion auf die schlechte Leistung am Mittwoch.

Roes: Das war eine gute Reaktion. Wir sind als geschlossene Mannschaft aufgetreten und haben versucht, über Zweikämpfe in die Spur zu kommen. Nach dem desaströsen Ergebnis am Mittwoch sind wir heute leider nicht belohnt worden. Es war nach langer Zeit wieder ein Spiel, bei dem die Zuschauer auf ihre Kosten gekommen sind. Sie haben Torraumszenen und eine bissige Mannschaft gesehen. Gifhorn hat das auch gut gemacht und nach dem Spiel zu uns gesagt: „Das steckt nicht jede Mannschaft so weg.“ Die Mannschaft lebt und hat Gesicht gezeigt. Dadurch sind wir beruhigter. Wenn wir das Spiel verloren hätten, wäre es eine unruhige Weihnachtszeit geworden.

Die Mannschaft ist in dieser Saison schon zwei Mal komplett untergegangen. Wie geht der Verein damit um?

Schmidt: Unsere Reaktion am Mittwoch war, der Mannschaft nach wie vor großes Vertrauen entgegenzubringen. Wir wissen, woher wir kommen: Aus den unteren Gefilden der Kreisliga. Die letzten Jahre ging es für uns nur in eine Richtung: nach oben. Wir sind ein kleiner Verein. Am Mittwoch waren wir alle zu Tode betrübt, das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Vier Tage später haben wir jetzt eine richtig gute Leistung gezeigt. Das gibt Mut. Wir sind in der Lage, mit fast allen Mannschaften in der Liga mithalten zu können.

Roes: Wenn ich den Schalter wüsste, den ich umlegen muss, dass das nie wieder passiert… Es ist schwierig zu erklären. Da bedarf es vieler Worte, um die Jungs wieder aufzubauen. Sie haben die Antwort jetzt auf dem Platz gegeben. Wir dürfen das Ergebnis nicht wegwischen, wollen jetzt aber nach vorne schauen. In der Außendarstellung hat das 0:10 nicht gut getan. Im Dorf hat man uns gefragt: „Was war da los?“ Das darf nicht noch einmal passieren.

Die Mannschaft zeigt teilweise stark schwankende Leistung, in der Liga sind noch keine zwei Siege in Folge gelungen. Woran liegt das?

Schmidt: Wir wünschen uns alle Konstanz und dass wir mal drei Spiele in Folge zu gewinnen. Wir messen uns hier mit den vermeintlich besten Amateurmannschaften Niedersachsens. Wenn alle einen schlechten Tag haben, verliert man mal 0:10. Das darf nicht passieren, das war absolut beschämend. Aber uns zeichnet aus, dass alle wieder zurückkommen wollen. Wir sind noch voll in der Spur und wussten schon vor der Saison, dass wir im Abstiegskampf stecken werden. Wir bleiben bei unserer Linie, Ruhe zu bewahren und den Leuten zu vertrauen.

Roes: Das zweite Jahr ist einfach schwer. Wir hatten auch einen Umbruch und haben in allen Mannschaftsteilen Spieler verloren. Nun mussten wir Spieler aus unteren Ligen einbauen. In der Oberliga wird jede Kleinigkeit bestraft. Dann schlagen wir Wolfenbüttel 3:0 und Wolfenbüttel gewinnt nun gegen Spelle. Das ist eben Fußball. Wir wissen, wo wir herkommen und wie viel das für die Region bedeutet. Wir haben nur wenig Konkurrenz, aber auch nur wenig Auswahl. Wir wollen auch nicht unsere Identität oder unser Gesicht verlieren, sondern auf dem Teppich bleiben. Wir sind sehr zuversichtlich.

Der FC Hagen/Uthlede stellt derzeit die schwächste Defensive der Liga, wie kann die Mannschaft das Problem in den Griff kriegen?

Schmidt:Am Sonntag haben wir eindrucksvoll und überzeugend bewiesen, wie es geht. Wir müssen sauber und konsequent verteidigen und dürfen keine einfachen Fehler machen. Die werden konsequent bestraft. Wir brauchen einen unbedingten Willen, Tore zu verhindern. Den haben wir gegen Gifhorn gezeigt. Das war eine enorme Steigerung.

Roes: Das waren zwei so Horrordinger, die uns den Schnitt kaputt gemacht haben. Sonst hätten wir um die 40 Gegentore und wären damit auf einer Linie mit fünf, sechs anderen Mannschaften. Das können wir auch nicht mehr gerade biegen. Das macht jede Bilanz bis zum Ende der Saison kaputt.

Auch die Heimstärke scheint abhanden gekommen zu sein. An der Blumenstraße hat die Mannschaft erst acht Punkte in zehn Spielen. Wie erklären Sie sich das?

Schmidt:Da kann ich auch fragen: Woher kam die Heimstärke letztes Jahr? Wir versuchen jedes Spiel so anzugehen, dass wir es gewinnen wollen. Werder spielt auch guten Fußball, ist aber seit acht Spielen sieglos. Das kann man nicht immmer begründen. Ich würde gerne alle zwei Wochen zuhause gewinnen.

Roes: Letzte Saison kannte man uns noch nicht und wir haben den Schwung der Meisterschaft mitgenommen. Axel France fehlt uns unglaublich. Er ist ein super Aufbauspieler und hat schon Oberligaerfahrung. Den können wir nicht ersetzen. Das gilt auch für Kai Diesing. Wenn die beiden zurück sind, bekommen wir auch wieder mehr Kreativität. Da müssen wir noch Geduld haben.

Durch mehrere Verletzungen ist der Kader derzeit etwas ausgedünnt. Kommen im Winter Verstärkungen?

Schmidt:Wir sind tatsächlich in Gesprächen. Das wird sich aber noch zwei, drei Wochen hinziehen. Bei den Positionen sind wir relativ flexibel und halten die Augen offen. Prinzipiell haben wir einen guten Kader.

Roes: Das schließe ich auch nicht aus, egal auf welcher Position. Wir müssen noch finale Gespräche führen. Ich hoffe, wir können Erfolge vor Weihnachten vermelden. Sonst bis Januar, damit die Spieler die Vorbereitung mitmachen und mit ins Trainingslager können. Dafür wollen wir drei Tage nach Lastrup.

Jetzt stehen noch zwei Spiele an. Welche Erwartungen hat der Verein an die Mannschaft bis zur Winterpause und für die Restrunde?

Schmidt: Wir haben jetzt in 18 Spielen 18 Punkte geholt. Mit 20 ins neue Jahr zu starten, wäre schön. Atlas Delmenhorst und Oldenburg sind ordentliche Kaliber, aber wir trauen uns das zu. Das Ziel ist klar der Klassenerhalt. Wir wollen uns mit diesen Mannschaften messen und es wäre ein Traum, das auch in der Saison 2020/2021 zu dürfen.

Roes: Wir müssen an das anknüpfen, was wir am Sonntag auf dem Platz gezeigt haben. Die beiden Spiele gegen Delmenhorst und Oldenburg werden schwieriger. Delmenhorst will unbedingt Meister werden. Da müssen wir bissig sein. Wenn wir so wie am Sonntag spielen, muss man uns erst einmal besiegen. Es kann aber passieren, dass wir verlieren. Wir dürfen nur nicht einen Milimeter nachlassen. Ich hoffe, dass die Mannschaft ihre Lehren zieht. Du darfst verlieren, aber nicht so hoch wie in Spelle. Wenn wir bis zur Winterpause 20 Punkte erreichen, leben wir. Wir sind fast da, wo wir letztes Jahr auch waren. In der Rückrunde müssen wir zuhause wieder zu unserer Stärke finden.


Quelle: FuPa.net vom 26.11.2019 verfasst von Niklas Golitschek