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Hagen hat Puls

Gegenüber der ersten Halbzeit hielt sich der FC Hagen/Uthlede mit Kritik am Schiedsrichter zurück. Aber ausgerechnet ein kritisiertes Foulspiel führte schließlich zur 0:1-Niederlage gegen den VfL Oldenburg.

Einmal brach es doch noch einmal aus Carsten Werde heraus. Nachdem sich der Trainer des FC Hagen/Uthlede in den ersten 45 Minuten mit vielen Entscheidungen von Schiedsrichter Tim-Alexander Strampe partout nicht einverstanden erklären wollte, blieb er (bereits mit Gelb vorbelastet) mit dem Wiederanpfiff nahezu still – bis der Unparteiische ein etwas härteres, aber beileibe kein unfaires Einsteigen von Marlo Burdorf mit einem Freistoß ahndete. Dass ausgerechnet dieser Freistoß im Nachholspiel am Mittwochabend gegen den VfL Oldenburg zur 0:1 (0:0)-Niederlage führte, passte irgendwie zum belasteten Verhältnis zwischen dem Fußball-Oberligisten und dem Schiedsrichter.

„Vielen Dank, Herr Schiedsrichter“, konnte sich der Hagener Coach einen zynischen Kommentar nach der halbhoch getretenen Hereingabe von VfL-Akteur Rami Kanjo auf den kurzen Pfosten und der sehenswerten Direktabnahme von Marten-Heiko Schmidt (76.) nicht verkneifen. Aber wie gesagt: das war eine Ausnahme. Zumindest in der zweiten Hälfte.

Praktisch mit Beginn der Partie hatte das noch ganz anders ausgesehen. Da äußerten Carsten Werde und die Hagener Bank regelmäßig und deutlich hörbar ihren Unmut über des Schiedsrichters Entscheidungen. „Wenn wir so weitermachen, spielen wie hier am Ende nur noch Acht gegen Acht“, rief der FCH-Coach bereits nach einer Viertelstunde über den Platz. Die unterschiedliche Auffassung der Zweikämpfe drückte sich denn auch ziemlich schnell im Kartenverhältnis aus. Während die Hagener vier Gelbe Karten gezeigt bekamen (drei davon in der ersten Halbzeit binnen neun Minuten), kamen die Gäste mit insgesamt zwei Verwarnungen davon. Die Diskussion mit und um den Schiedsrichter erreichte schließlich ihren Höhepunkt, als Hagens Neuzugang Finn-Niklas Klaus in einer Szene den Ball eroberte, zum vielversprechenden Konter ansetzte, kurz darauf aber gefoult wurde, ohne einen Freistoß zu bekommen. „Herr Schiedsrichter, Herr Schiedsrichter, darf ich mit Ihnen reden“, suchte Carsten Werde mehrfach den Dialog mit dem Unparteiischen. Doch der ging erst gar nicht darauf ein.

Als unmittelbar danach die nächste strittige Entscheidung gegen die Gastgeber gefällt wurde, schien die Situation zu eskalieren. Gleich mehrere Spieler stürmten auf den Unparteiischen zu, doch bevor sie etwas sagen konnten, befohl Carsten Werde ihnen geradezu, fern zu bleiben – und erhielt dafür eine Gelbe Karte. „Sie fahren jetzt erst einmal runter, okay“, so die Ansage des Unparteiischen.

Das Spiel als solches verkam fast zur Nebensache. Es bot den 300 Zuschauern an diesem verregneten Mittwochabend aber auch wenig Wärmendes. Ein Oldenburger Freistoß von Tim Janßen auf Marten-Heiko Schmidt, der dem des später entscheidenden Tores stark ähnelte (8.), war zunächst die einzig gefährliche Aktion in einem von vielen Scharmützeln geprägten Spiel gewesen. Fast logisch, dass auch die nächste Torchance nur aus einem Standard resultierte. Den Freistoß von Oldenburgs Tim Janßen, der im Winkel eingeschlagen wäre, hielt Hagens Schlussmann Yannick Becker aber bärenstark (32.).

Und der FC Hagen/Uthlede? Dem war das Bemühen nicht abzusprechen, aber in der Vorwärtsbewegung war das zu wenig, um den Regionalliga-Absteiger in die Bredouille zu bringen. Ein strammer, aber zu zentraler Fernschuss von Finn-Niklas Klaus (23.) sowie ein Schuss von Sadrak Nankishi aus spitzem Winkel (76.) waren denn auch die einzigen, halbwegs nennenswerten Möglichkeiten der Hausherren gewesen. „Das war eine verdiente Niederlage“, redete Carsten Werde gar nicht lange um den heißen Brei herum. „Unsere Körpersprache hat nicht erkennen lassen, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollten. So ist dann auch das Gegentor nach einem Standard zu erklären, weil wir einfach nicht wach genug waren“, ergänzte Hagens Trainer merklich angesäuert. Und weiter: „Unterm Strich war das ein richtig bescheidenes Fußballspiel. Hatten wir eine gesunde Zweikampfführung? Nein! Hatten wir eine gelungene Aktion nach vorne? Nein! Das war einfach nicht gut genug. Es ist auch schade für all die Leute, die sich hierher auf den Weg gemacht haben.“

Über Schiedsrichter Tim-Alexander Strampe wollte sich der FCH-Coach nicht äußern. „Das mache ich nie öffentlich“, begründete er. Gänzlich auszuschließen war jedoch nicht, dass die Hausherren im zweiten Abschnitt vorsichtiger in die Zweikämpfe gingen und so keinen rechten Druck auf den VfL Oldenburg entfachen konnten. „Klar ist, dass wir uns mit so einer Leistung nicht identifizieren. Es war ein total gebrauchter Tag“, meinte Carsten Werde, dessen Team nach sechs Spielen erst sieben Punkte auf der Habenseite hat.

FC Hagen/Uthlede: Yannick Becker – Christoph Müller, Hussain Taha, Justin Sauermilch, Mirko Franke, Marlo Burdorf, Fabio Hausmann (80. Andre Stüßel), Sadrak-Kalemba Nankishi, Yannick Bremser (60. Berend Knoop), Thomas Wischhusen, Finn-Niklas Klaus (69. Jason Lehmkuhl)

VfL Oldenburg: Jannik Zohrabian – Hendrik Diekmann, Marten-Heiko Schmidt, Joshua König, Mika-Lasse Nienaber, Thomas Mennicke, Nils Frenzel, Sven Lameyer, Conrad Azong (89. Bourdanne Ngongfor), Janek De-Buhr (60. Rami Kanjo), Tim Janßen (89. Daniel Isailovic)

Tore: 0:1 Marten-Heiko Schmidt (76.)


Quelle: Weser-Kurier vom 12.09.2019 verfasst von Dennis Schott