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Tietjens Tag

Hagens Rechtsverteidiger wird beim 3:1-Heimsieg über den MTV Gifhorn zum großen Matchwinner

Die erste Saison des FC Hagen/Uthlede in der Fußball-Oberliga Niedersachsen hat schon einige Helden hervorgebracht. Torwart Yannick Becker beispielsweise, oder natürlich Goalgetter Justin Dähnenkamp. Auch über Kapitän Marlo Burdorf und Abwehrchef Christoph Müller wurde schon viel geschrieben. Doch nach dem 3:1 (1:0)-Heimsieg der Grün-Schwarzen über den MTV Gifhorn gehörten die Schlagzeilen eindeutig einem Spieler, der sonst eher in der zweiten Reihe zu finden ist: Nicolai Tietjen.

Der älteste Akteur war vermutlich nur in die Startelf gerutscht, weil zahlreiche andere Spieler ausgefallen waren. Doch Tietjen erwischte vielleicht den besten Tag seiner Laufbahn – weshalb fast alle Mitspieler nach dem Abpfiff den direkten Weg zum Hagener Oldie suchten. Der blonde Rechtsverteidiger verkörperte an diesem sonnigen Nachmittag das, was FC-Trainer Carsten Werde hinterher so umschrieb: „Das war heute komplett ehrlicher Fußball. Nur darum ging es und das haben die Jungs überragend angenommen.“ Und vor allem Nicolai Tietjen.

Allerdings taten Werdes Spieler das erst nach rund 15 Minuten – und nachdem der FC-Coach seine ursprüngliche Taktik korrigiert hatte. Aus dem anfänglichen 4-5-1 mit drei zentralen Sechsern, machte Werde schleunigst wieder ein 4-4-2 mit Meiko Gagelmann als zweiter Spitze neben André Stüßel sowie mit der Doppelsechs Berend Knoop und Axel France. Erst mit dieser Umstellung fanden die Hagener zu ihrem charakteristischen Spiel: hohes Pressing, eine enorme Emotionalität in den Zweikämpfen und außergewöhnliche Laufbereitschaft. Besonders davon hatte Nicolai Tietjen am Sonntag viel zu bieten. Immer wieder schaltete sich der Außenverteidiger auch ins Offensivspiel ein, in dem sich die Hausherren aber dennoch erst nach 25 Minuten die erste echte Chance herausspielen konnten. André Stüßels Abschluss geriet aber zu lasch. Eine Tietjen-Balleroberung (wer sonst?) leitete dann die Hagener Führung ein. Über den ebenfalls enorm fleißigen Guido Woltmann kam das Leder zu Stüßel und der schob aus zehn Metern überlegt ein (31.). Dass es mit dem 1:0 in die Pause ging, hatten die Grün-Schwarzen dann aber ihrem Keeper Yannick Becker zu verdanken, der kurz vor dem Halbzeitpfiff ganz stark gegen Melvin Luczkiewicz parierte. Die zweite Hälfte begann dann aber mit einer kalten Dusche für die FC-Anhänger.

Nach einer Ecke konnten die im Raum verteidigenden Hagener nicht klären, Arne Jäger nickte völlig unbedrängt ein (51.). Doch die Werde-Elf gab die passende Antwort. Nur zwei Minuten später wurde Mirko Frank fast an der Grundlinie gefoult. Erik Köhler fand mit seinem Freistoß Nils Göcke, dessen Kopfball von MTV-Torwart Tobias Krull noch entschärft werden konnte. Doch am zweiten Pfosten lauerte Berend Knoop und drückte den Abpraller zur erneuten Führung über die Linie. In der 72. Minute hatten die 458 Zuschauer erneut den Torschrei auf den Lippen, als ein perfekt getretener Freistoß von Jascha Stern bei Christoph Müller landete und viele dessen gefühlvollen Kopfball schon im Netz sahen. Doch der Ball strich ganz knapp am Tor vorbei.

Nur eine Minute später stand Müller erneut im Fokus, diesmal auf der anderen Seite, als er ein Luftloch schlug und Mirko Franke im letzten Moment gegen Marvin Luczkiewicz klärte. Und dann kam endgültig der Moment des Nicolai Tietjen. Nach einem Steilpass von Erik Köhler startete der Blondschopf fast von der Mittelelinie durch, lief alleine aufs Tor zu und knallte den Ball vom Sechzehnereck schließlich in die Maschen. (83.).

Tietjen riss sich das Trikot vom Leib, rannte jubelnd zur Eckfahne und wurde wenige Sekunden später von all seinen Teamkollegen begraben. Auch Trainer Carsten Werde war im Vollsprint zur grün-schwarzen Jubelmasse geeilt und verschwand irgendwo im johlenden Spielerknäuel. Zehn Minuten später hatten es die Hagener geschafft. Erstes Spiel, erster Sieg im neuen Jahr. Obendrein ein ganz wichtiger gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. „Bis zum 3:1 war das aber wirklich sehr kribbelig, Gifhorn war immer noch gefährlich“, brachte es Werde auf den Punkt. „Aufgrund unserer Intensität geht der Sieg aber vollkommen in Ordnung.“ Und das letzte Wort galt dann natürlich seinem Oldie, Nicolai Tietjen: „Überragend“, sagt Werde. Dem war nichts hinzuzufügen.

FC Hagen/Uthlede: Becker – Tietjen, Göcke, Müller, Franke, Knoop, Gagelmann (86. Korf), France, Köhler, Stüßel (64. Stern), Woltmann (90. Hausmann)

MTV Gifhorn: Krull – Tsampasis, Hashagen, Redemann, Jaeger, Lucziewicz, Celik, Lucziewicz, Krüger (60. Krüger), Berisha (46. Hajdaraj), Saikowski

Tore: 1:0 Andre Stüßel (32.); 1:1 Arne Jaeger (49.); 2:1 Berend Knoop (52.); 3:1 Nicolai Tietjen (84.)


Quelle: Weser-Kurier vom 25.02.2019 verfasst von Tobias Dohr