Kommentar: Wenig Luft
Patrick Hilmes über die Fußball-Oberliga
Vom Bergsteigen abgeleitet heißt es auch im Fußball, dass die Luft an der Spitze dünn wird. Das Niveau ist ausgeglichen, die Unterschiede sind marginal. Weiter unten ist es folglich luftiger. Doch auf die Oberliga Niedersachsen trifft das nicht zu.
Diese Spielklasse ist in der Saison 2018/2019 spannender als alle anderen ihrer Art. Das gilt sowohl für die Pendants der anderen Bundesländer als auch für die Regionalligen und für die Profiligen eins bis drei. Nirgends ist die Diskrepanz zwischen Primus und Schlusslicht geringer. Diese 19 Punkte, die den Vorsprung Northeims vor Cloppenburg darstellen, sind das Ausmaß der Ausgeglichenheit – wenig Luft zwischen den einzelnen Plätzen.
Vorhersagen sind beinahe unmöglich, in so gut wie jedem Spiel geht es eng zu, an die Wand gespielt wird kaum mal eine Mannschaft. Jeder kann jeden schlagen und tut das auch. Favoriten und Außenseiter gibt es, der Grat zwischen ihnen ist aber ein äußerst schmaler.
Und genau deshalb macht diese Liga so viel Spaß. Wie langweilig ist es doch, wenn vor dem Spiel bereits klar ist, wer Gewinner und wer Verlierer sein wird? Das Schönste an der Konstellation in der Oberliga: Die Aussichten sind rosig, dass es bis zum Saisonschluss auch so bleibt. In vielen Ligen geht es gegen Ende für viele Teams nur noch um die viel zitierte Goldene Ananas. Die Hoffnungen sind berechtigt, dass in der Oberliga Niedersachsen diese für viele erst bei Feierabend vergeben wird. Schlafwagen-Fußball zum Saisonausklang ade. Die Kämpfe um den Titel, den Relegationsplatz und den Klassenerhalt – den vier Teams nicht gewinnen werden – könnten allesamt bis zum Saisonfinale andauern.
Aus neutraler Sicht: Genau das ist die Wunschvorstellung.
Quelle: Weser-Kurier vom 09.01.2019 verfasst von Patrick Hilmes, Tobias Dohr, Nico Nadig