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Pure Ekstase in Minute 64

Bei seiner Oberliga-Premiere schafft der FC Hagen/Uthlede nach einem 0:2 noch ein 2:2

Zu den besonders nützlichen Fähigkeiten des FC Hagen/Uthlede zählen die Comeback-Qualitäten. Regelmäßige Besucher im Stadion an der Blumenstraße wissen das bereits aus Landesliga-Zeiten. Und dass ihre Jungs auch in der Oberliga nicht verlernt haben, wie man zurückkommt, haben sie am Freitagabend gegen Atlas Delmenhorst eindrucksvoll bewiesen.

Hier hat der FC H/U – im geschichtsträchtigen ersten Spiel der Vereins-Historie in der 5. Liga – gegen den favorisierten SV Atlas Delmenhorst aus einem 0:2 noch ein 2:2 gemacht. Nach Spielschluss feierten die Spieler sogar, als hätten sie mit 3:2 gewonnen. „Es war ein tolles Spiel und Werbung für Oberliga-Fußball in Hagen“, freute sich Trainer Carsten Werde nach der Partie.

Axel France, der den umjubelten Ausgleich für den Aufsteiger zum 2:2 besorgt hatte, meinte: „Wir haben einfach eine Top-Moral, das zeichnet uns aus.“

Für die Hagener war das 2:2 gegen die ambitionierten Delmenhorster ein mehr als gelungener Einstand in der neuen Liga. Die Kulisse war sogar fast erstligareif. 1231 Fußballfreunde wollten sich den Saisonauftakt nicht entgehen lassen, mehr als 400 davon hatten die Delmenhorster im Gepäck. Beide Fan-Lager sorgten dabei für eine tolle Stimmung. Wobei der Hagener Anhang zu Spielbeginn erst mal schlucken musste. Denn nach nur 15 Minuten stand es 0:2.

Beide frühen Gegentore waren durchaus vermeidbar. Beim ersten gab es gleich zwei Hagener Unglücksraben: Erst verlor Kapitän Marlo Burdorf im Vorwärtsgang den Ball, anschließend warf sich Nils Göcke in eine Flanke von Delmenhorst – ein Pfiff, ein Schreck, es gab Handelfmeter. „Der war leider berechtigt“, betonte Hagens Trainer Werde. Keeper Yannick Becker ahnte die Ecke, doch Atlas-Innenverteidiger Karlos Plendiskis zielte noch besser – vom rechten Pfosten sprang der Ball ins Tor (6.). Auch das zweite Tor fiel unglücklich, bei dem Gäste-Stürmer Marco Priessner nach einer Flanke und einer Kopfballablage völlig freistehend aus fünf Metern einköpfen konnte.

Schon nach 15 Minuten stellte sich damit die Frage: Wie geht die Werde-Elf mit diesem Schock-Start um? Die Antwort: So, wie man das von Hagen kennt – offensiv! Man hatte sogar fast das Gefühl, das zweite Gegentor war wie ein Kick-Start. Plötzlich lief Hagens Motor rund. Noch vor der Halbzeit kamen die Gastgeber gleich mehrfach gefährlich vors Atlas-Tor. Erst in letzter Sekunde konnte Gäste-Keeper Urbainski einen 25-Meter-Hammer von Thomas Wischhusen um den Pfosten lenken (22.). Dann hatte Rückkehrer Jascha Stern Pech, als er eine Flanke von Justin Dähnenkamp (24.) im Strafraum nur um Haaresbreite verpasste. Kurz darauf folgte eine mehr als umstrittene Szene: Bei einem Konter stürmte der Gästekeeper aus seinem Kasten und berührte den Ball wohl außerhalb des Strafraums mit der Hand – doch die Pfeife von Schiedsrichter Kevin Dickscheid (Hannover) blieb trotz Hagener Proteste stumm.

In der Pause reagierte Werde dann. Kai Diesing, der wegen Oberschenkelproblemen noch nicht bei hundert Prozent ist, kam rein. Und das machte sich bezahlt. Er belebte das Offensivspiel sofort merklich – und sorgte höchst selbst als Joker für den Anschlusstreffer. Nach feiner Flanke von Mirko Franke stand er goldrichtig (62.). „Der Trainer hat gesagt: Geh’ rein und entscheide das Ding“, verriet Diesing nach dem Schlusspfiff.

Nur zwei Minuten nach Diesings Treffer folgte das 2:2. Dabei zauberte Kapitän Burdorf eine butterweiche Flanke in den Strafraum, wo sich Axel France hochschraubte und per Kopf traf. Danach brachen alle Dämme im Stadion. Die Spieler brüllten, die Fans brüllten. Es war Ekstase pur.

Hagen hätte kurz vor Schluss sogar fast noch das 3:2 erzielt. Nach einer Ecke verlängerte Christoph Müller den Ball auf den zweiten Pfosten, wo Neuzugang Meiko Gagelmann angeflogen kaum. Doch sein Kopfball verfehlte das Gehäuse knapp.

FC Hagen/Uthlede: Yannick Becker – Christoph Müller, Mirko Franke, Thomas Wischhusen, Jöran Korf (46. Kai Diesing), Meiko Gagelmann, Nils Göcke, Marlo Burdorf, Jascha Stern (59. Erik Köhler), Justin Dähnenkamp (85. Tjark Seidenberg), Axel France

SV Atlas Delmenhorst: Florian Urbainski – Leon Lingerski (71. Jannik Vollmer), Marlo Siech, Karlis Plendiskis, Dennis Mooy, Stefan Bruns (69. Thomas Mutlu), Musa Karli, Tom Schmidt (62. Patrick Degen), Nick Köster, Steven Müller-Rautenberg, Marco Priessner

Tore: 0:1 Karlis Plendiskis (6./HE), 0:2 Marco Priessner (15.), 1:2 Kai Diesing (62.), 2:2 Axel France (64.)


Quelle: Nordsee-Zeitung vom 11.08.2018 verfasst von Christian Heinig.