Eine Belohnung
Augen zu und durch – so titelte diese Zeitung vor fast exakt zwei Jahren, als Oberliga-Aufsteiger SV Blau-Weiß Bornreihe in die Saison startete. Augen auf und rein – so lautet das Motto des FC Hagen/Uthlede. Während der Kultklub aus dem Teufelsmoor von dem Aufstieg seinerzeit gewissermaßen überfahren wurde und sich nie so richtig wohl mit der Oberliga gefühlt hatte, sind die Vorzeichen an der Hagener Blumenstraße komplett andere.
Seit drei Jahren arbeitet der Verein an dieser Vision, hat das Fernziel fünfte Liga dabei nie auf den Index gesetzt. Im Gegenteil. Um die starke Generation aus dem eigenen Nachwuchs im Verein zu halten, war es das einzig richtige Signal: Wir trauen uns das zu, wir trauen euch das zu. Die Oberliga ist dementsprechend eine Belohnung – keine Bestrafung. Das ist die wichtigste Voraussetzung, um eben nicht mittelfristig den Halt zu verlieren und in ähnliche Turbulenzen zu geraten, wie sie in Bornreihe relativ schnell einsetzten.
Das Team ist eingespielt und wurde nur punktuell ergänzt. Man braucht keine besonders große Fantasie, um sich vorzustellen, dass der Großteil dieses Hagener Kaders auch im Falle des direkten Wiederabstiegs beim FC bleiben würde. Ob es soweit kommt, lässt sich kaum vorhersagen. Aber ob dieses Team wirklich oberligatauglich ist, ist vor diesem ersten Spieltag auch gar nicht die entscheidende Frage. Vielmehr geht es darum, dass der Verein bereits jetzt ein Zeichen gesetzt hat. Ein Zeichen pro Oberliga. Ein Signal für den Leistungsfußball.
Ein ländlicher Klub hat sich die fünfte Liga ganz bewusst zum Ziel gesetzt und dieses ehrgeizige Ziel weitestgehend mit Bordmitteln und regionalen Geldgebern erreicht. Das sollte ein Beispiel sein für viele andere Klubs, die sich mit einem Aufstieg in eine höhere Liga schwertun und als Argument dann oft vorbringen: Das ist für unseren Verein eine Nummer zu groß. Nur noch mal zur Erinnerung: Der FC Hagen/Uthlede spielte in der Saison 2012/2013 noch in der Bezirksliga. Damals, vor fünf Jahren, hätte jeder rund um die Blumenstraße dasselbe Argument runterbeten können. Es hat aber keiner getan.
Ein Kommentar von Sportredakteur Tobias Dohr.
Quelle: Weser-Kurier vom 09.08.2018 verfasst von Tobias Dohr