Der heimliche Ligagipfel
Titelfavorit Hagen/Uthlede empfängt an diesem Mittwochabend den wiedererstarkten SV Blau-Weiß Bornreihe
Ein volles Haus an der Blumenstraße in Hagen dürfte an diesem Mittwochabend um 19.30 Uhr im Heimspiel des FC Hagen/Uthlede gegen den SV Blau-Weiß Bornreihe in der Fußball-Landesliga garantiert sein. „Jeden aus der Region, der Fußball spielt oder etwas mit diesem Sport am Hut hat, dürfte dieses Spiel interessieren. Wenn das Wetter mitspielt, könnte ich mir schon vorstellen, dass etwa 800 Leute kommen“, sagt Hagens Co-Trainer Tjark Seidenberg.
Sicherlich zwei Herzen in seiner Brust schlagen bei Bornreihes Jascha Stern. Der offensive Mittelfeldmann wird schließlich nach drei Jahren bei den „Moorteufeln“ nach dieser Saison zu den Grün-Schwarzen zurückkehren. „Natürlich würde ich in der kommenden Serie gerne für Hagen in der Oberliga spielen. Zurzeit kann ich aber noch nichts für meinen neuen Verein machen. Mein Ziel ist der Klassenerhalt mit Bornreihe“, betont Jascha Stern.
Der 27-Jährige, der mitten in Hagen wohnt, verweist auf das Match für die Hagener in Bornreihe in der Saison 2013/2014, als sein Wechsel nach Bornreihe bereits feststand und er dennoch mit einer starken Leistung und zwei Torvorlagen den Grün-Schwarzen zu einem 3:2-Erfolg auf dem Platz bei Postels verhalf. „Jascha hat bis zum 30. Juni einen Vertrag in Bornreihe und wird bis dahin alles für diesen Verein geben. Das soll so sein, und das wollen auch wir“, versichert Tjark Seidenberg. Jascha Stern ist auch der festen Überzeugung, dass es seine künftige Formation in die Oberliga schafft, auch wenn diese sich nicht gegen die Blau-Weißen durchsetzen sollte: „Der Mitfavorit Treubund Lüneburg hat zuletzt schließlich geschwächelt.“
Spiel auf Augenhöhe erwartet
Der Ex- und bald wieder Hagener freut sich auf einen offensiven Lokalrivalen. „Wir haben in den fünf Spielen im neuen Jahr nur zwei Gegentore kassiert und stehen also hinten sicher. Mit dem einen oder anderen Konter könnten wir dann in Hagen zum Erfolg kommen“, so Stern. Er zeigt sogar Verständnis dafür, dass sein Trainer Sasa Pinter ihn meist nur von der Bank bringt: „Sasa will schon etwas für die neue Saison aufbauen und dann mit einer eingespielten Mannschaft oben angreifen.“
Auch wenn die beiden Teams derzeit höchst unterschiedliche Ziele in der Landesliga verfolgen, wird allseits ein Spiel auf Augenhöhe erwartet. „Wenn es uns gelingt, wieder die nötige Frische in die Kreativzone hineinzubringen, dann haben wir auch gute Möglichkeiten, etwas aus Hagen mitzunehmen“, erklärt Sasa Pinter.
Beim 0:0 gegen die SV Ahlerstedt/Ottendorf habe er seinen Spielern bereits an den Augen abgelesen, dass es schwer werden würde, kreative Lösungen für die Offensive zu finden. „Solche schlechten Tage gehören aber einfach dazu. Das erleben sowohl Mannschaften in der Bundesliga als auch in der Kreisliga“, gibt Pinter zu bedenken. Er geht aber nicht von einer Wiederholung in Hagen aus. Die Mannen um Kapitän Nils Gresens müssen neben Torben Poppe nur auf den rotgesperrten Anil Morkan sowie auf den am Sprunggelenk verletzten Michel Waldow verzichten.
Tjark Seidenberg hat auch einen ganz anderen Geist bei den Bornreihern in der zweiten Saisonhälfte erkannt: „Da ist wieder Leben in der Mannschaft. Diese hat eine gute Grundordnung in der Defensive und arbeitet aggressiv gegen den Ball. Die Bornreiher werden versuchen, uns aus dem Rhythmus zu bringen.“ Dagegen wolle sich sein Team mit viel Leidenschaft wehren. „Wir sind auch zweikampfstark und nur schwer zu bespielen“, sagt Seidenberg. Die überraschende Niederlage beim TSV Etelsen wolle er nicht überbewerten: „Wir hatten gefühlt 90 Prozent Ballbesitz und haben Ball und Gegner beherrscht.“
Dann greift er auf eine ähnliche Weisheit wie Sasa Pinter zurück: „Solche Tage gibt es im Fußball.“ Die Stimmung im Training sei am Montag auch wieder sehr gut gewesen. „Alle sind auf Wiedergutmachung aus“, verspricht Tjark Seidenberg. Dieser habe keine Angst davor, dass der erst in der Winterpause von Hagen nach Bornreihe gewechselte Jeremy da Rocha Nunes ein entscheidender Mann für den Gast werden könnte: „Natürlich wird Jeremy besonders motiviert ins Spiel gehen. Aber das wird auch für die anderen 21 Spieler gelten, die in der Startelf der beiden Teams stehen.“ Er sehe es auch als Vorteil an, da Rocha Nunes gut zu kennen: „Wir haben bis vor Kurzem dreimal in der Woche mit ihm trainiert. Wir wissen, wie wir ihm beikommen können.“
Bei den Gastgebern hat Jan Wohltmann zwar nach überstandener Verletzung wieder mit dem Lauftraining begonnen. Doch für ein Comeback ist es noch zu früh. Ansonsten kann FC-Trainer Carsten Werde personell aus dem Vollen schöpfen. Sasa Pinter sieht seine Mannschaft in einem psychologischen Vorteil: „Die Hagener haben in den vergangenen drei Spielen nur einmal gewonnen. Sie haben also den Druck, im Kampf um den Titel wieder etwas holen zu müssen.“ Tjark Seidenberg sieht den Kontrahenten speziell im Zentrum sehr gut besetzt: „Da spielen alles gute Fußballer. Aber besonders stark macht die Bornreiher das Kollektiv.“
Quelle: Weser-Kurier vom 11.04.2018 verfasst von Werner Maass