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Die Karten werden neu gemischt

Wenn ein Fußball-Landesligist einen neuen Spieler als Ersatz für seinen abgewanderten zweiten Torwart verpflichtet, dann ist das im Normalfall nur eine kurze Meldung wert. In der Personalie, die der FC Hagen/Uthlede nun öffentlich machte, sieht das allerdings komplett anders aus.

Denn der Spitzenreiter der Landesliga Lüneburg hat Hannes Frerichs als Ersatz für den zum OSC Bremerhaven gewechselten Nico Eden verpflichtet. Und so einen wie Frerichs hat es bei den Grün-Schwarzen vermutlich noch nicht gegeben.

Der Blick in Frerichs’ Vita ist beeindruckend: Der mittlerweile 23-Jährige war Stammtorwart bei den Nachwuchs-Leistungsteams des SV Werder Bremen (U 17, U 19) und bei Preußen Münster (U 19), wechselte dann im Erwachsenenbereich zu Regionalligist SV Meppen. So kamen am Ende 19 Einsätze in der B-Junioren-Bundesliga Nord, 29 Einsätze in den A-Junioren-Bundesligen Nord und West sowie sieben Regionalliga-Einsätze in Meppen zusammen. Mit der B-Jugend des SV Werder verlor Frerichs im Sommer 2011 das Finale um die deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Köln erst nach Verlängerung mit 2:3. Trainer der Grün-Weißen damals: Victor Skripnik.

Frerichs hatte also schon einiges erlebt, als er über die Zwischenstation TV Esenshamm am 1. Januar 2016 schließlich bei Bremen-Ligist Blumenthaler SV landete. Und es verwunderte niemanden im Bremer Norden, dass er sich dort innerhalb kürzester Zeit ebenfalls zur Nummer eins empor schwang. Erst eine Rippenverletzung im vergangenen Herbst brachte Frerichs aus dem Tritt. Blumenthals Trainer Peter Moussalli schenkte fortan Malte Vollstedt das Vertrauen – und hielt auch an dem ehemaligen Torwart des VSK Osterholz-Scharmbeck fest, als Frerichs wieder fit war. Am Ende gab es eine Trennung im Unfrieden. Frerichs wollte unbedingt spielen und meldete sich beim BSV ab, Moussalli quittierte diesen Schritt öffentlich mit dem Satz: „Ich bin nicht traurig über die Entscheidung“, und fügte sogar noch hinzu, dass es im Training nun deutlich entspannter und konzentrierter zugehen würde. So weit zur Vergangenheit.

Diese Vergangenheit interessiert Hagens Trainer Carsten Werde – verständlicherweise – herzlich wenig. „Wir haben Hannes in unseren Gesprächen als tollen Charakter, super ehrgeizig und extrem motiviert kennengelernt.“ Auf das, was Frerichs zuletzt in Blumenthal nachgesagt wurde, gibt Werde nicht viel: „Wir werden uns lieber ein eigenes Bild machen.“ Fakt ist, und das weiß natürlich auch der Hagener Coach, dass einer wie Hannes Frerichs nicht kommt, um sich auf die Bank zu setzen. Doch genau diesen Ehrgeiz erwartet der neue Verein ja auch von ihm. Denn der Transfer ist auch ein klares Zeichen in Richtung Zukunftsplanung. „Hannes will gerne Oberliga spielen. Und wir brauchen für unsere Ziele zwei absolute Spitzentorhüter.“ Am Ende, so Werde, profitiere die gesamte Mannschaft von einem richtigen Zweikampf auf der Position zwischen den Pfosten.

Nichtsdestotrotz gehe der bisherige Stammtorhüter Yannick Becker zunächst mit einem Bonus ins Rennen. „Yannick hat sich den Nummer-eins-Status erarbeitet und wird deshalb auch mit Rückenwind in die Vorbereitung gehen“, stellt Werde unmissverständlich klar. Genauso habe er es auch seinem neuen Mann mitgeteilt. Der 1,90 Meter große Frerichs, der in Bremen wohnt, in Delmenhorst eine Ausbildung zum Physiotherapeuten macht und sich bei seinem ehemaligen Blumenthaler Teamkollegen und jetzigen FC-Spieler Lars Janssen im Vorfeld wichtige Informationen über den neuen Verein holte, gehe zunächst als Herausforderer an den Start.

„Aber natürlich will Hannes spielen, das ist doch klar“, sagt Werde. Es dürften also spannende Vorbereitungswochen werden beim FC Hagen/Uthlede. Bereits an diesem Wochenende haben Werde und sein Co-Trainer Tjark Seidenberg erstmals die Gelegenheit, den neuen Torwart im Hagener Trikot zu beobachten. Beim Hallenturnier in Loxstedt wird Frerichs sein Debüt für seinen neuen Verein geben, da Yannick Becker noch im Urlaub weilt.

„Wir wissen alle, wie unfassbar wichtig die Torhüterposition ist“, fasst Carsten Werde zusammen. Erst recht, falls dem Klub im Sommer tatsächlich der Sprung in die Oberliga Niedersachsen gelingen sollte. „Und wenn sich die zwei dann gegenseitig pushen, anstacheln und noch besser machen, dann kann das am Ende doch uns allen nur nützen.“ Ohne Frage: Die Karten werden neu gemischt auf der Torwartposition des FC Hagen/Uthlede.


Quelle: Weser-Kurier vom 13.01.2018 verfasst von Tobias Dohr