shopping-bag 0
Items : 0
Subtotal : 0,00
View Cart Check Out

„Ich hätte mich als Trainer ausgewechselt“

Hagens André Stüßel empfiehlt sich mit vier Treffern in der Reserve für das Landesliga-Team

Herr Stüßel, ist es für Sie auf Dauer befriedigend, als Akteur aus dem Fußball-Landesliga-Team nur in der Reserve aufzulaufen?

André Stüßel: Ich spiele in der zweiten Mannschaft, weil ich zweieinhalb Monate verletzt war und mich wieder rankämpfen muss. Ich bin den Verantwortlichen auch sehr dankbar, dass ich im zweiten Team Spielpraxis sammeln darf. Das ist eine super Truppe, für die ich sehr gerne auflaufe.

Hat Sie denn Ihr Trainer aus der Landesliga-Formation, Carsten Werde, nach unten beordert?

Nein, die Initiative geht gerade auch von mir selbst aus. Ich befinde mich in einem ständigen Austausch mit Carsten Werde und Björn Lüerssen als Coach der „Zweiten“. Gemeinsam entscheiden wir dann jeweils, was das Beste für mich ist.

Mit welcher Verletzung waren Sie denn so lange außer Gefecht gesetzt?

Ich hatte mir zunächst eine Innenbanddehnung im Training zugezogen. Diese Verletzung hat eine Pause von knapp acht Wochen zur Folge gehabt. Als ich dann wieder angefangen hatte, entzündete sich noch eine Sehne im Sprunggelenk, sodass die Pause auf knapp zwölf Wochen anwuchs.

Aber auch als Sie noch gesund waren, sind Sie im ersten Team nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen. Woran lag dies?

Ich bin am Anfang des Jahres in die Marktleitung von Edeka Schomacker in Hagen aufgestiegen und muss seitdem zum Beispiel auch die Abrechnungen mit machen. Da kann ich nicht einfach wegrennen. Durch eine Spätschicht kann ich auch nicht mehr an jedem Training teilnehmen. Da wir über einen sehr großen Kader verfügen, hatte unser Trainer dann auch immer andere Möglichkeiten. Ich bin aber der Letzte, der sich über seine Situation beschweren würde. Im Endeffekt zählt schließlich nur der Erfolg der Mannschaft.

Sie sind Carsten Werde also nicht böse?

Nein. Überhaupt nicht. Wir kennen uns schon sehr lange und haben auch zusammen in einer Mannschaft gespielt. Dann war Carsten erst mein Co- und nun mein Trainer. Wir haben schon sehr viel zusammen durchgemacht. Vor vier oder fünf Jahren hätte ich bestimmt noch rumgemault. Aber heute sehe ich es viel entspannter, weil nicht ich als Einzelperson, sondern die Mannschaft als Kollektiv zählt.

Björn Lüerssen hat Sie trotz Ihrer vier Tore gegen Eintracht Cuxhaven II nicht gelobt. Wie beurteilen Sie Ihre eigene Leistung?

Es war in der Tat nicht mein bestes Spiel. Ich habe in der ersten Halbzeit viel mit mir selbst gehadert und den vergebenen Chancen hinterhergetrauert. Deshalb hätte ich mich wohl auch als Trainer selbst ausgewechselt. Ich war sehr froh, dass mich mein Trainer nach einem anstrengenden Tag in der Pause wachgerüttelt hat. Er sagte mir, dass ich den Resetknopf drücken und mich darauf konzentrieren solle, was ich kann. Das hat dann gut geklappt.

Der Co-Trainer aus dem ersten Team, Tjark Seidenberg, hat Sie beobachtet. Motiviert Sie so etwas zusätzlich oder hemmt es Sie eher?

Weder noch. Tjark Seidenberg und Carsten Werde wissen ohnehin um meine Qualitäten. Wir kennen uns schon viele Jahre. Sie wissen genau, was sie an mir auf und neben dem Platz haben. Aber natürlich freue ich mich darüber, wenn ich vier Tore erziele und Tjark Seidenberg zuschaut.

Sie haben bereits 13 Tore in nur fünf Kreisliga-Spielen in dieser Saison markiert. Mehr kann man sich doch nicht für das Landesliga-Team empfehlen, oder?

Man darf nicht vergessen, dass ich bereits einige Jahre zwei Ligen über der Kreisliga spiele. Das hilft mir in der Kreisliga. Aber ich verzichte lieber auf ein eigenes Tor, wenn wir stattdessen gewinnen. Wenn mir gesagt wird, dass ich in der zweiten Mannschaft helfen soll, tue ich das gerne. Die sehr junge Formation ist ein sowohl in menschlicher als auch in qualitativer Hinsicht überragendes Team. Für mich ist nur wichtig, dass ich Fußball spiele. Das mache ich schließlich schon seitdem ich drei Jahre alt bin.

Nicht wenige sehen Sie aber als den stärksten Stürmer im Landesliga-Kader. Weshalb kommen Sie nicht an Tim Grundmann vorbei?

Unser Spielsystem ist nun einmal auf einen Stürmer ausgelegt. Die elf Tore sprechen auch für Tim Grundmann. Wenn ich richtig fit bin, kann ich es aber ins Team schaffen. Dann wird jeweils nach der Trainingsleistung entschieden. Ich werde deshalb nach der Winterpause wieder voll angreifen.

Schafft Ihr Team den Oberliga-Aufstieg?

Das Ziel ist auf jeden Fall vor der Saison ganz klar von der ganzen Mannschaft so erklärt worden. Ich persönlich befinde mich zwar gerade im besten Fußballer-Alter, kann aber auch nicht mehr ewig spielen. Deshalb möchte ich auch unbedingt noch einmal in der Oberliga antreten. Aber als Bayern-Fan möchte ich gerne deren Präsidenten Uli Hoeneß zitieren: Der Weihnachtsmann ist nicht der Osterhase. Trotz der Herbstmeisterschaft sind wir noch nicht durch. Der MTV Treubund Lüneburg und der Rotenburger SV werden uns das Leben bis zum Ende der Saison schwer machen. Der SV Emmendorf wird aus meiner Sicht dagegen als Aufsteiger noch ein wenig einbrechen.

Die Fragen stellte Karsten Hollmann.

André Stüßel absolviert bereits seine siebte Saison für den FC Hagen/Uthlede. Der 27 Jahre alte pfeilschnelle Stürmer wohnt in Bokel. Der gelernte Einzelhandelskaufmann arbeitet als Marktaufsicht in einem Supermarkt in Hagen.


Quelle: Weser-Kurier vom 11.12.2017 verfasst von Karsten Hollmann