Wunsch ist nicht gleich Wunsch
Warum die Fußball-Klubs in der Landesliga Lüneburg derzeit pausenlos miteinander telefonieren
Am Mittwochabend hat der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) den mit Spannung erwarteten Spielplan der Landesliga Lüneburg endlich veröffentlicht. Der erste Spieltag steht dabei – natürlich – ganz im Zeichen des Derbys zwischen dem SV Blau-Weiß Bornreihe und dem FC Hagen/Uthlede (Sonnabend, 12. August, 18 Uhr). Etwas im Schatten dieses Gipfeltreffens wird sich die Ligapremiere der TuSG Ritterhude abspielen.
Der Aufsteiger um Trainer Julian Geils empfängt zum Saisonstart Eintracht Lüneburg. Damit geht der große Wunsch der Hammekicker in Erfüllung. „Wir wollten unbedingt mit einem Heimspiel starten“, sagt Geils. Ein anderer Wunsch blieb den Ritterhudern jedoch verwährt. Denn beim genaueren Studieren des Spielplans fällt auf, dass die TuSG nur noch sieben Mal auf ihrem angestammten Heimspieltermin antritt: Sonnabend, 16 Uhr. Dieser Termin ist für die erste Herren reserviert. So handhabt man es bei der TuSG seit vielen, vielen Jahren. Und so sollte es eigentlich auch in der Landesliga Lüneburg bleiben.
Doch daraus wird nichts. Staffelleiter Jürgen Stebani setzte alle Partien von sämtlichen Spieltagen unisono für Sonntag, 15 Uhr, an. Das Kuriose daran: Die Vereine dürfen vor der Spielplanerstellung extra einen Wunschtermin für ihre Heimspiele äußern. Im vorläufigen Spielplan, den Stebani vorab dann immer den Vereinen zukommen lässt, finden diese Wünsche aber keinerlei Berücksichtigung. „Das Wort impliziert ja, dass es ein Wunsch ist“, sagt Stebani. „Zudem wissen ja alle, dass in der Landesliga seit Jahren als Regelspieltag der Sonntag vorgesehen ist.“
Schriftlich kann man eine solche Formulierung indes nicht finden. Zumindest nicht in der offiziellen Ausschreibung 2017/2018. Auch Stebani kann keinen Hinweis auf einen entsprechenden Passus geben, stellt allerdings klar: „Der Sonnabend ist für die Jugend vorgesehen, deshalb ist das seit ewigen Jahren so, dass in der Landesliga am Sonntag um 15 Uhr gespielt wird.“ Die Frage liegt dennoch nahe: Warum wird dann überhaupt ein Wunschtermin seitens des Verbandes abgefragt, wenn am Ende eh alles erst einmal pauschal auf Sonntag, 15 Uhr, hinausläuft? „Wenn mehrere Vereine einen gleichen Wunsch äußern, kann man das sofort berücksichtigen“, erklärt Stebani. Ob dieses Szenario allerdings in der Praxis oft vorkommt, sei einmal dahingestellt.
Sechs Telefonate mit Rotenburg
In der Landesliga Lüneburg ergibt sich somit jedenfalls immer in der Sommerpause ein betriebsames Bild. Denn sobald der vorläufige Spielplan von Stebani an die Vereine versendet ist, geht die Telefoniererei los. Dann versuchen nämlich alle Klubs, ihre Wünsche und bevorzugten Termine individuell mit dem jeweiligen Gegner abzustimmen. „Genau dafür haben wir ja auch den Staffeltag“, erklärt Stebani. „Das ist ein völlig unproblematisches Verfahren.“ Ganz so unproblematisch scheint es dann aber doch nicht zu sein, wie Andre Lütjen zu berichten weiß: „In diesem Jahr ist das so schlimm wie noch nie“, sagt der Trainer des Oberliga-Absteigers SV Blau-Weiß Bornreihe.
Lütjen spricht von zwölf oder 13 Terminen, über die am Ende mit anderen Klubs diskutiert wurde. „Alleine mit dem Rotenburger SV gab es sechs Telefonate, bis endlich klar war, wie wir das Spiel vom Bornreiher Erntefestwochenende wegkriegen.“ Die Rotenburger mussten sich dann auch gleich noch mit der TuSG Ritterhude auseinandersetzen. Die wollte nämlich am Hammefest-Wochenende möglichst ebenfalls nicht spielen. Doch das klappte nicht. Nun muss das Geils-Team am Sonnabend des Hammefestes nach Rotenburg reisen. Und das ist nicht die einzige ärgerliche Terminkollision, die die Kicker aus der Hammegemeinde hart trifft. Auch wenn die Altherren-Formation des Vereins zum nur alle zehn Jahre stattfindenden Ü32-Masters beim Helmstedter SV nahe Braunschweig reist, muss die erste Herren zeitgleich antreten. Allerdings waren die älteren Spieler aus dem Landesliga-Kader fest für dieses sportliche Highlight eingeplant. „Zwei komplett freie Wochenenden funktionieren in der Landesliga einfach nicht“, betont Jürgen Stebani. So mussten die Ritterhuder, beziehungsweise Volker Guttmann, in den sauren Apfel beißen. Der TuSG-Spartenvorstand telefonierte sämtliche Gegner ab und fragte nach einer individuellen Spielverlegung auf den Samstagnachmittag.
„Bis auf drei Spiele ist mir das auch komplett gelungen“, sagt Guttmann. Trotzdem beginnen nur sieben Heimspiele um 16 Uhr. In fünf anderen Fällen mussten die Ritterhuder Kompromisse eingehen und auf 17 Uhr, 17.30 Uhr oder 18 Uhr ausweichen. Stand heute ergeben sich aus dieser Heimspielodyssee am Ende sechs verschiedene Termine. So muss man dann einfach die Frage nach der Notwendigkeit des Sonntags als zwingend vorgeschriebenen Spieltermin stellen – erst recht, da im Falle der TuSG Ritterhude oder auch des SV Bornreihe ja keinerlei Überschneidungen mit der Jugend zu erwarten gewesen wären.
Nur die Hälfte am Regeltermin
Auch Eintracht Lüneburg möchte seine Heimspiele am Sonnabend (18 Uhr) austragen. Auch die Lüneburger müssen nach Bekanntgabe des vorläufigen Spielplans Jahr für Jahr sämtliche Klubs kontaktieren. Würde Stebani die Heimspiele der Ritterhuder und Lüneburger aber von Anfang an auf Sonnabend, 16 und 18 Uhr, terminieren, läge der Verdacht nahe, dass sich von 15 Klubs acht oder neun problemlos mit dem vorgegebenen Sonnabendtermin arrangieren würden. So wie es jetzt ja auch gekommen ist. Allerdings müssten die Ritterhuder und Lüneburger dann nicht jeden einzelnen Verein abtelefonieren.
Ein Blick auf den Hinrundenspielplan zeigt sogar, dass die Ritterhuder von 15 Partien nur noch sechs am ursprünglich vorgegebenen Termin, Sonntag, 15 Uhr (beziehungsweise 14 Uhr ab Ende Oktober), austragen. Und beim SV Blau-Weiß Bornreihe sieht es ganz ähnlich aus. Die „Moorteufel“ treten acht von 15 Mal am Regelspieltagstermin an. Der FC Hagen/Uthlede sogar nur sieben Mal.
TuSG-Coach Julian Geils führt am Ende noch ein anderes Argument an, dass man berücksichtigen sollte: „Wenn sich ein Klub auf unseren Verlegungswunsch einlässt, steht man gleich bei diesem in der Schuld. Wenn dieser Verein dann später einen Termin verlegen will, steht man verständlicherweise ein wenig unter Zugzwang.“ Ritterhude und Eintracht Lüneburg stünden so gesehen also durch die Standard-Sonntagansetzung 15 Mal unter Zugzwang. In der Regionalliga Nord, dessen Staffelleiter Jürgen Stebani ebenfalls ist, ist übrigens auch der Sonnabend als Regelspieltag vorgesehen. Und auch in der Oberliga Niedersachsen seien Heimrecht-Wünsche für den Sonnabend eigentlich immer verbindlich gewesen.
Das bestätigt auch Bornreihes Teammanager Gerd Stelljes auf Nachfrage. „Wenn ein Klub verlegen will, einigt man sich ja in den meisten Fällen zum Glück auch immer irgendwie“, sagt Stelljes. In der Landesliga Lüneburg ist diese Einigung aber ziemlich oft mit ziemlich vielen Gesprächen und Telefonaten verbunden. Dieser Aufwand könnte für alle beteiligten Klubs sicher ein wenig reduziert werden, wenn die Wünsche gleichberechtigt wären. Wenn der Wunsch nach Sonntag, 15 Uhr, genauso Berücksichtigung finden würde, wie der nach Sonnabend, 16 Uhr.
Spielplan Hinrunde TuSG Ritterhude
- Sbd., 12.8., 16 Uhr: TuSG Ritterhude – Eintr. Lüneburg
- So, 20.8., 15 Uhr: TuS Harsefeld – TuSG Ritterhude
- Sbd., 26.8., 16 Uhr: TuSG Ritterhude – SV Drochtersen/A. II
- Sbd., 2.9., 14 Uhr: Rotenburger SV – TuSG Ritterhude
- Fr., 8.9., 20 Uhr: SV Ahlerstedt/Ott. – TuSG Ritterhude
- Sbd., 16.9., 17 Uhr: TuSG Ritterhude – TV Meckelfeld
- Fr., 22.9, 19 Uhr: SV Bornreihe – TuSG Ritterhude
- So., 1.10., 15 Uhr: TuSG Ritterhude – TSV Ottersberg
- So., 8.10., 15 Uhr: Treubund Lüneburg – TuSG Ritterhude
- Sbd., 14.10., 16 Uhr: TuSG Ritterhude – SV Emmendorf
- So., 22.10., 15 Uhr: VfL Westercelle – TuSG Ritterhude
- Sbd., 28.10., 16 Uhr: TuSG Ritterhude – SV Teutonia Uelzen
- So., 5.11., 14 Uhr: FC Eintr. Cuxhaven – TuSG Ritterhude
- Sbd., 11.11., 17.30 Uhr: TuSG Ritterhude – FC Hagen/Uth.
- So., 19.11., 14 Uhr: TSV Etelsen – TuSG Ritterhude
Spielplan Hinrunde SV Bornreihe
- Sbd., 12.8., 18 Uhr: SV Bornreihe – FC Hagen/Uthlede
- Fr., 18.8., 18:45 Uhr: TSV Etelsen – SV Bornreihe
- So., 27.8., 15 Uhr: SV Bornreihe – SV Eintr. Lüneburg
- Sbd., 2.9., 16 Uhr: TuS Harsefeld – SV Bornreihe
- So., 10.9., 15 Uhr: SV Bornreihe – SV Drochtersen/A. II
- Do., 14.9., 19.30 Uhr: Rotenburger SV – SV Bornreihe
- Fr., 22.9., 19 Uhr: SV Bornreihe – TuSG Ritterhude
- So., 1.10., 15 Uhr: TV Meckelfeld – SV Bornreihe
- So., 8.10., 15 Uhr: SV Ahlerstedt/Ott. – SV Bornreihe
- Sbd., 14.10., 16 Uhr: SV Bornreihe – TSV Ottersberg
- So., 22.10., 15 Uhr: Treubund Lüneburg – SV Bornreihe
- Sbd., 28.10., 16 Uhr: SV Emmendorf – SV Bornreihe
- So., 5.11., 14 Uhr: VfL Westercelle – SV Bornreihe
- So., 12.11., 14 Uhr: SV Bornreihe – SV Teutonia Uelzen
- So., 19.11., 14 Uhr: FC Eintr. Cuxhaven – SV Bornreihe
Spielplan Hinrunde FC Hagen/Uthlede
- Sbd., 12.8., 18 Uhr: SV Bornreihe – FC Hagen/Uthlede
- So., 20.8., 15 Uhr: FC Hagen/Uthlede – TSV Ottersberg
- So., 27.8., 15 Uhr: Treubund Lüneburg – FC Hagen/Uthlede
- So., 3.9., 15 Uhr: FC Hagen/Uthlede – SV Emmendorf
- So., 10.9., 15 Uhr: VfL Westercelle – FC Hagen/Uthlede
- Sbd., 16.9., 18 Uhr: FC Hagen/Uthlede – SV Teut. Uelzen
- So., 24.9., 15 Uhr: FC Eintr. Cuxhaven – FC Hagen/Uthlede
- Sbd, 30.9., 18 Uhr: FC Hagen/Uthlede – SV Ahlerstedt/Ott.
- So., 8.10., 15 Uhr: FC Hagen/Uthlede – TSV Etelsen
- Sbd., 14.10., 18 Uhr: SV Eintr. Lüneburg – FC Hagen/Uth.
- Sbd., 21.10., 19 Uhr: FC Hagen/Uthlede – TuS Harsefeld
- Fr., 27.10., 20 Uhr: SV Drochtersen/A. II – FC Hagen/Uth.
- Sbd., 4.11., 14 Uhr: Rotenburger SV – FC Hagen/Uthlede
- Sbd., 11.11., 17.30 Uhr: TuSG Ritterhude – FC Hagen/Uth.
- So., 19.11., 14 Uhr: FC Hagen/Uthlede – TV Meckelfeld
Quelle: Weser-Kurier vom 14.07.2017 verfasst von Tobias Dohr