Große Freude über Werders Derbysieg
FC-Trainer Björn Lüerssen schreibt Kolumne „Meine Woche“ im Weser-Kurier
Mittwoch, 12. April: Nach einem durchaus langen Arbeitstag liegt der Fokus natürlich auf der ersten Trainingseinheit in dieser Woche. Den Schwerpunkt der Einheit bespreche ich vorher mit meinen Co-Trainern Christoph Werde und Klaas Ohlmeier. Wir trainieren dann den Spielaufbau und das Verlagern des Spiels. Es war in den vorherigen Begegnungen klar zu erkennen, dass wir uns gegen Gegner, die eigentlich nur alles verriegeln wollen, schwertun. Das hat sich zuletzt auch beim 0:0 gegen FC Lune gezeigt. Es sind immerhin 18 Spieler zur Einheit anwesend. Nicht nur die rege Teilnahme, sondern auch das Tempo und der Wille stimmen.Anschließend diskutieren wir in der Kabine noch über die Geschehnisse in Dortmund vom Vortag. Der Anschlag auf den Bus der Borussia erschüttert mich sehr. Ich begreife solche Aktionen nicht. Dass dann bereits einen Tag später dennoch gespielt wird, zeigt mir, dass es im Fußball nur noch um Geld und Kommerz geht. Es sollten Menschen getötet werden. Dennoch wird so getan, als wenn man Normalität einkehren lassen muss. Die Kritik von Dortmunds Trainer Tuchel und von Verteidiger Sokratis ist mehr als verständlich. Wir sprechen auch noch über die Verletzung unseres Spielers Fabian Theilmann, der sich am vergangenen Sonntag im Spiel gegen Lune womöglich erneut einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Dann fahre ich noch zum Vereinsheim, um mich mit dem Trainerteam unserer ersten Herrenmannschaft mit Carsten Werde und Tjark Seidenberg abzustimmen. Ich möchte wissen, wie der Stand im Hinblick auf neue Spieler ist. Wer kommt und wer geht und wer eventuell aus dem ersten Team am Montag in unserem Nachholspiel beim TSV Wehdel eingesetzt werden soll.
Donnerstag, 13. April: Ich stehe mit voller Vorfreude auf. Am Abend soll es schließlich mit meinen alten Freunden und Weggefährten aus der Anfangszeit beim FC Hagen/Uthlede zum Kartfahren gehen. Wir treffen uns noch regelmäßig in unserer Freizeit und unternehmen zusammen Dinge, wie zum Beispiel ein Wochenende in Düsseldorf oder eine Himmelfahrtstour. Manchmal treffen wir uns auch einfach nur so zum Essen. Zeitlich gesehen ist es sehr eng bemessen, da mein Arbeitskollege Jonatan del la Fuente mich bereits um 16.45 Uhr abholt, weil wir die Bahn um 17.30 Uhr reserviert haben. Ich belege dort einen mittelmäßigen sechsten Platz. Mit Paul Rohde und Julian Behnken haben wir zwei klasse Fahrer dabei, die uns gar keine Chance lassen. Den Abend lassen wir in der Feuerwache bei einem Essen und hinterher im Paddys Pit in der Bremer Innenstadt ausklingen.
Freitag, 14. April: Der Karfreitag ist mal wieder ein Tag, an dem ich mehr Zeit mit meiner Freundin Tanja verbringen kann. Morgens helfe ich noch ein wenig meinem Freund Frank Neuenkirchen beim Neubau seines Hauses, ehe ich vom Mittag an die Zeit mit Tanja nutze, um in unserem Haus noch Kleinigkeiten zu erledigen. Am Nachmittag fahren wir dann zum Fußball an den Burgwall, um den Blumentaler SV im Pokalhalbfinale gegen LTS Bremerhaven zu sehen. Hauptgrund für den Besuch ist allerdings Tanjas Neffe Max Stolz, der mit den Minis vom Blumenthaler SV heute das erste Mal einlaufen darf. Dafür ist die ganze Familie angereist. Am Abend bekommen wir noch Besuch von meinem früheren Teamkollegen Soenke Blank und seiner Freundin Meret. Wir unterhalten uns unter anderem darüber, wo wir den nächsten Urlaub verbringen könnten. Unsere Urlaubsplanung geht in Richtung USA.
Sonnabend, 15. April: Morgens mache ich mir Gedanken über das Training. Wie fit sind die Jungs? Knapp zehn Spieler waren Karfreitag zum Frühschoppen bei ihrem Kumpel Felix Flake eingeladen. Wie man weiß, wird dort kräftig aufs Gaspedal getreten. Aber es hilft nichts: Montag spielen wir in Wehdel beim Tabellenletzten. Auch da sind wir wieder Favorit. Das Spiel in die Tiefe steht im Vordergrund. Ich merke schnell, dass einige nicht fit sind. Auch deshalb ermahne ich meine Jungs, dass wir die Partie nicht einfach so gewinnen werden und die richtige Einstellung sowie eine gute körperliche Vorbereitung auf das Match nötig sind.
Sonntag, 16. April: Eigentlich dreht sich jeder Tag bei mir nur um Fußball, so auch heute. Es ist Derby-Time in der Fußball-Bundesliga in Bremen. Ich als Werder-Fan und Dauerkarten-Inhaber bin natürlich besonders heiß auf das Spiel. Meine Freundin Tanja ist auch dabei. Aber vorher nehme ich mir noch einige Stunden Zeit für die Familie. Es steht ein Mittagessen bei Tanjas Eltern Heinz und Ingrid Schröder auf dem Programm. Heinz und ich trinken dazu schon einmal ein Bier und reden über das Spiel um 15.30 Uhr im Weserstadion. Es gibt viele schöne Dinge im Leben. Aber um halb vier im Stadion zu sein, dort Kumpels zu treffen, Werder anzufeuern und siegen zu sehen, stehen ganz oben bei mir. Den 2:1-Sieg über den Hamburger SV feiern wir aber nicht in einer der vielen Kneipen, sondern fahren heim. Schließlich bestreiten wir morgen unser Nachholspiel. Da muss auch der Trainer fit sein.
Montag, 17. April: Heute ist Match-Day. Da Tanja ihren Dienst im Krankenhaus Bremen-Nord verrichten muss, habe ich genügend Zeit, um mir Gedanken zu machen, wie ich spielen lassen sollte. Ich bekomme noch kurz Besuch von meinem Kumpel Patrick Kaufmann. Er hilft mir, bei unserem Neubau den Garten zu planen, und wird ab nächster Woche auch bei der Ausführung dabei sein. Anschließend fahre ich noch kurz bei Tanjas Bruder Dennis Stolz vorbei, um sein neues Radio in die Wand zu bauen. Kurz nach Mittag geht es dann auch schon los. Ich sammle meinen jüngeren Bruder Jannis sowie unseren verletzten Spieler Felix Warnke ein und fahre nach Wehdel. Das schnelle Gegentor wirft unseren Matchplan über den Haufen. Weil wir auch viel zu lässig im Abschluss zu Werke gehen, werde ich in der Pause laut. Am Ende gewinnen wir noch verdient mit 2:1. Am Abend statte ich noch meiner Schwester Steffi anlässlich ihres Geburtstages einen Besuch ab.
Dienstag, 18. April: Am ersten Arbeitstag der Woche verschlägt es mich nach Hamburg. Während der Fahrt arbeite ich das Spiel von gestern noch einmal auf. Weil ich wieder so richtig was auf dem Zettel habe, geht der Tag schnell vorbei. Tanja und ich müssen noch einige Dinge für unser neues Haus erledigen. Wir brauchen zum Wochenende einen Bagger für die Arbeiten im Garten. Von Montag an haben wir erst einmal zwei Wochen Urlaub. Ob wir wegfahren, entscheiden wir spontan. Aber das Reisen gehört für uns im Leben dazu, wie der Roland zu Bremen. Nach knapp zehn Monaten Bauzeit müssen wir auch mal raus.