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Hagener Spaßfaktor

Herr Werde, in den vergangenen Tagen ging es turbulent zu in Hagen, mit der Niederlage im Spitzenspiel gegen Celle, dem Rücktritt von Coach Max Klimmek und Ihrer Beförderung zum Cheftrainer. Ist mittlerweile etwas Ruhe eingekehrt?

Carsten Werde: Ich glaube, dass die ganze Situation von den Außenstehenden viel dramatischer wahrgenommen wurde, als es tatsächlich für uns war. Max Klimmek hat frühzeitig gegenüber mir und Tjark Seidenberg sowie dem Verein mit offenen Karten gespielt. Und dann ist durch die Tatsache, dass die Nachfolgeregelung schnell gefunden war, keine große Unruhe aufgekommen. Der Verein musste sich nicht auf die Suche nach einer Übergangslösung begeben. Natürlich waren die Spieler und der Verein von der Entscheidung sehr überrascht. Ich sehe das alles aber nicht als einen riesengroßen Umbruch an.

Wie hat die Mannschaft auf den Rücktritt von Max Klimmek reagiert?

Sie war auf jeden Fall sehr überrascht. Sie musste das so akzeptieren. Die Jungs haben sich dann alle persönlich von ihm verabschiedet, wobei Max aber sicherlich noch das eine oder andere Mal bei uns auf dem Sportplatz sein wird.

Max Klimmek hatte seinen Rücktritt mit der Aussage begründet, er wolle einen Impuls geben. Der Spieler Marlo Burdorf hatte daraufhin gesagt, das Team brauche keinen Impuls. Wie denken Sie darüber?

Die Spieler, die auf dem Platz stehen, die müssen sich immer wieder selber hinterfragen. Sie müssen sich fragen, ob sie selber so auf dem Platz sind, wie sie das einfordern. Ob alle elf auf dem Platz immer bereit sind, an ihr Maximum zu gehen. Daher ist es im Grunde gar nicht nötig, über irgendeinen Impuls zu sprechen. Unabhängig vom Trainer gilt: Agieren die Spieler so, wie sie es selber von sich erwarten?

Haben die Spieler das zuletzt getan?

Die Jungs hatten definitiv den Willen. Aber leider hat es immer wieder Rückschläge gegeben in Momenten, zu denen die sich nicht angedeutet haben. Weder gegen Harsefeld noch gegen Celle hatte sich zu dem Zeitpunkt angedeutet, dass das Tor gegen uns fallen würde. Von diesen Rückschlägen hat sich die Mannschaft verunsichern lassen. Es wird wichtig sein, wieder Selbstvertrauen aufzubauen. Dann können wir auch mit Rückschlägen umgehen. Wir müssen das als eine Herausforderung annehmen. Wir haben unseren Plan. Und wir sind immer in der Lage, Spiele zu gewinnen.

Zu Ihnen und Ihrer neuen Rolle: Sie waren schon als Assistent ausgesprochen aktiv am Spielfeldrand, jemand, der mitfiebert, viel impulsiver als ihr Vorgänger. Für die Spieler auf dem Feld dürfte sich daher wohl kaum etwas ändern.

An meinem Verhalten am Spielfeldrand wird sich definitiv nichts ändern. Natürlich waren Max und ich, was dieses Thema angeht, sehr unterschiedlich. Für die Mannschaft waren unsere unterschiedlichen Rollen überhaupt kein Problem. Carsten Werde steht jetzt immer noch am Spielfeldrand, er gibt jetzt die Richtung vor und sagt, wann wir Druck machen oder wann wir uns gegebenenfalls zurückfallen lassen. Wann taktische Umstellungen vorgenommen werden. Diese Dinge waren vorher die Entscheidungen von Max. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich jetzt mehr im Fokus stehe.

Braucht der FC Hagen/Uthlede am Spielfeldrand einen solchen Vulkan wie Carsten Werde? Oder wie Gunnar Schmidt? Der war auch nicht gerade mucksmäuschenstill.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es einer Mannschaft guttut, wenn sie draußen einen Trainer hat, der spürbar für sie da ist. Der die Mannschaft positiv kritisiert und sie antreibt. Das gibt der Mannschaft das Gefühl, dass sie auf dem Platz nicht alleingelassen wird. Ein positiver Antrieb von außen ist aus meiner Sicht hilfreich.

Der Spaßfaktor war für Sie ein zentrales Thema bei der Amtsübernahme. Wie lässt sich denn Spaß vermitteln?

Spaß kommt zuallererst über Erfolg. Und Spaß kommt über gute Trainingseinheiten, bei denen es zur Sache geht. Wo alle gefordert sind und jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Ohne das Ganze verkrampft anzugehen. Wir befinden uns jetzt in einer Situation, in der wir überhaupt keinen Druck mehr haben. Es geht jetzt nur noch darum, auf uns zu schauen, die Tabelle auszublenden. Einfach unverkrampft weiterzuarbeiten und auf Erfolgserlebnisse hinzusteuern. Im Training und im Spiel mutig zu sein. Und dann am Ende auch Spaß zu haben.

Kein Druck? Das ist doch irreführend. Das Team hat doch das Ziel, in die Oberliga aufzusteigen. Und wenn man jetzt der Musik hinterherläuft, dann heißt das doch, dass der Druck nur noch größer wird.

Nein, überhaupt nicht. Ich sehe das ganz anders. Dieses Ziel, unbedingt aufsteigen zu wollen, das wird von außen immer viel intensiver wahrgenommen als intern in der Mannschaft. Natürlich ist es so, dass man aufsteigen möchte, wenn man zur Winterpause ganz oben steht. Aber dem Verein wird es weder besser noch schlechter gehen, wenn er aufsteigt oder nicht. Es ist nun einmal so, wie es ist, wir haben sechs Punkte Rückstand, da hilft ein Blick auf die Tabelle nicht weiter. Wir schauen jetzt nur auf uns, von Spiel zu Spiel.

Blicken wir ziemlich genau ein Jahr zurück, da lag der SV Blau-Weiß Bornreihe…

…ja, ich weiß, die Frage ist, ob wir jetzt das zweite Bornreihe werden wollen.

Diese Frage liegt auf der Hand. Bornreihe hatte einen noch viel größeren Rückstand auf den FC Hagen/Uthlede und dann das Team von der Blumenstraße doch noch abgefangen.

Bornreihe hatte noch mehrere Nachholspiele offen. Wenn die Tabelle bereinigt war, dann war unser Vorsprung gar nicht so groß.

Zurück zur Frage: Sechs Punkte Rückstand sind gewaltig. Aber wie selbst erlebt machbar. Will Hagen/Uthlede es jetzt den Bornreihern nachmachen?

Ich bleibe dabei: Das einzige, was für uns zählt, ist, dass wir wieder Erfolgserlebnisse verbuchen und wieder Spiele gewinnen. Und dann gucken wir am Ende auf die Tabelle. Um am Ende einer Saison in der Tabelle ganz oben zu stehen, muss das Momentum passen. Bornreihe hatte dies auf seiner Seite. Die hatten einen unglaublichen Lauf in der Rückrunde, mit dem sie absolut verdient Meister geworden sind. Man braucht einfach in den entscheidenden Momenten auch etwas Glück, auch was die Verletzungen oder Sperren angeht. Die Saison ist noch lang. Wir tun einfach nur gut da-ran, auf uns zu schauen, einfach unsere Spiele zu machen und dann hoffentlich erfolgreich zu sein.

Das Gespräch führte Werner Maaß.

Carsten Werde (29) ist ein Urgestein des Fußball-Landesligisten FC Hagen/Uthlede. Werde hatte viele Jahre in der 1. Herren des Vereins gespielt und ist mittlerweile in seiner zweiten Saison als Co-Trainer des Teams tätig. Eigentlich sollte er in der kommenden Saison den Posten als Cheftrainer übernehmen, doch durch den überraschenden Rücktritt von Max Klimmek übernimmt er nun zehn Wochen früher das Kommando. Werde ist Angestellter bei der AOK in Bremen und wohnt in Hagen. Carsten Werde ist verheiratet und Vater einer 18 Monate alten Tochter.


Quelle: Weser-Kurier vom 01.04.2017 verfasst von Werner Maass