Pokalkrimi mit zwei Gesichtern
Hagen/Uthlede schlägt Bornreihe nach zwei komplett unterschiedlichen Halbzeiten mit 6:4 im Elfmeterschießen
Das Prestigeduell der beiden Landesliga-Schwergewichte SV Blau-Weiß Bornreihe und FC Hagen/Uthlede im Achtelfinale des Fußball-Bezirkspokals Lüneburg hielt genau das, was man sich von solch einer Partie verspricht. Nach einem hochspannenden und abwechslungsreichen Spiel setzten sich die Hagener Gäste schließlich mit 6:4 im Elfmeterschießen durch und zogen somit ins Viertelfinale ein. Dort trifft das Team von Trainer Gunnar Schmidt am kommenden Mittwoch (Anpfiff 19.30 Uhr) auf Bezirksligist ASC Cranz-Estebrügge.
Knapp 400 Zuschauer am Bornreiher Sportplatz sahen dabei zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten: Im ersten Abschnitt presste Hagen/Uthlede extrem früh, stellte konsequent die Räume zu und präsentierte sich lauffreudig und zweikampfstark. Den Hausherren fiel gegen das flexible 5-3-2-System der Gäste nicht viel ein und dem Spiel der „Moorteufel“ fehlte es an letzter Präzision und Ideen im Offensivspiel.
Nachdem sich beide Teams in der ersten Viertelstunde größtenteils im Mittelfeld neutralisiert hatten, schockten die Gäste die Bornreiher mit einem Doppelschlag binnen einer Minute: Erst nickte Nils Göcke einen Müller-Eckball völlig freistehend zur Gästeführung ein (15.), nur eine Zeigerumdrehung später vollendete Axel France einen selbst eingeleiteten Konter. Zweimal rettete Ole Pasbrig in höchster Not, der Ball blieb aber in den Hagener Reihen und France konnte nach gutem Einsatz von Thomas Mennicke letztlich ungestört einschieben.
„Beim ersten Tor schlafen wir komplett und beim zweiten kriegen wir den Ball gefühlte 20 Sekunden nicht aus dem eigenen Strafraum“, kritisierte Bornreihes Co-Trainer Max Klimmek, der Michael Rickers an der Seitenlinie vertrat. Bis zur Halbzeit entwickelten die Moorteufel kaum einmal wirklich Torgefahr und das Hagener Mittelfeld um den bärenstarken Kapitän Marlo Burdorf erstickte die meisten Angriffe bereits im Keim. So ging es mit einer verdienten 2:0-Gästeführung in die Kabinen. Da muss Klimmek dann aber genau die richtigen Worte gefunden haben, denn die Gastgeber kamen wie verwandelt aus der Halbzeitpause.
Vor allem der in der ersten Halbzeit unglücklich agierende Ex-Hagener Jascha Stern drehte enorm auf und zeigte seine außergewöhnlichen Qualitäten. Gleich zweimal setzte er sich unnachahmlich auf der linken Seite durch, doch Philip Bähr zielte über den Querbalken und der ansonsten blasse und früh ausgewechselte Dennis Heineke scheiterte an Hagens Keeper Yannick Becker. Kurz darauf tauchte Jan Wohltmann frei vor Becker auf, aber dieser entschärfte auch diesen Ball mit einem klasse Reflex.
Doch die Elf um Nils Gresens drückte immer weiter aufs Tempo und ließ die Hagener nicht mehr aus der eigenen Hälfte kommen. Und auch mit den Einwechslungen von Christian Leopold und Torben Poppe bewies Klimmek ein gutes Händchen: So was es Poppe, der nach einem kurz ausgeführten Eckstoß an den Ball kam, diesen gut abschirmte und aus der Drehung zum hochverdienten Anschluss traf (70.). Die Hagener zollten nun merklich Tribut für ihr laufintensives Spiel und versuchten die Führung irgendwie über die Zeit zu retten, konnten sich aus der Umklammerung der Gastgeber aber nicht mehr befreien.
Neun Minuten vor dem Abpfiff wurden die Bornreiher Mühen dann auch mit dem Ausgleich belohnt: Nach einem Leopold-Freistoß kam der baumlange Poppe vor dem herauseilenden Becker an den Ball und löste mit seinem Kopfballtreffer blau-weiße Jubelstürme aus.
Kurz vor dem Ende rettet Hagens André Stüßel noch einmal knapp vor der Torlinie, mehr passierte nicht und so musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Während bei den Hagenern nur Axel France an Ole Pasbrig scheiterte, vergaben bei den Gastgebern Steffen Dietrich (Becker pariert) und Lennard Uhlhorn (Latte). Marlo Burdorf verwandelte den letzten Elfmeter sicher und sorgte so für große Freude im Hagener Lager.
„Wir sind sehr zufrieden, dass wir weitergekommen sind. In der ersten Hälfte waren wir sehr stark und in der zweiten Hälfte war Bornreihe richtig gut. Das Unentschieden nach 90 Minuten war ein gerechtes Ergebnis, im Elfmeterschießen gehört dann auch immer Glück dazu“, erklärte Hagens Coach Gunnar Schmidt nach der intensiven Partie. Auch sein Gegenüber Max Klimmek sah es ähnlich: „Hagen war in der ersten Halbzeit präsenter und hat eiskalt unsere Fehler bestraft. Wie unser Team dann aber zurückgekommen ist, spricht für die Moral und den Charakter“, lobte Klimmek die Comeback-Qualität seines Teams – die letztlich aber unbelohnt blieb.
SV Blau-Weiß Bornreihe: Pasbrig – Dietrich, Willen, Kaluza, Stern, Heineke (59. Poppe), Gresens, Bähr (59. Leopold), Wohltmann, Müller, Uhlhorn
FC Hagen/Uthlede: Becker – Bühring, Tietjen, Göcke, Franke, Burdorf, Mennicke, France, Seidenberg (78. Dähnenkamp), Müller (69. Stüßel), Knoop (78. Theilmann)
Tore: 0:1 Göcke (14.); 0:2 France (15.); 1:2 Poppe (70.); 2:2 Poppe (81.)
Elfmeterschießen: 2:3 Mennicke; Becker hält gegen Dietrich; Pasbrig hält gegen France; 3:3 Stern; 3:4 Franke; Uhlhorn verschießt; 3:5 Dähnenkamp; 4:5 Poppe; 4:6 Burdorf
Quelle: Weser-Kurier vom 07.08.2015 verfasst von Jan-Henrik Gantzkow